Blaser F16 Test auf dem Dornsberg

Die Blaser F16 – preiswerter als die Blaser F3 und auf das Wesentliche reduziert. Ihr JÄGER nutzte die Einladung zu einem Testschießen auf dem Dornsberg.

Auf der IWA 2016 präsentierte Blaser dem interessierten Fachpublikum ihr neuestes Produkt: die Bockflinte  Blaser F16.

Deutlich preiswerter als die F3 hat Blaser sich bei der Neuen aufs Wesentliche konzentriert. JÄGER-Mitarbeiter Dr. Christian Holm nutzte die Einladung zu einem Testschießen auf dem Jagdparcours Dornsberg. Lesen Sie hier seinen Erfahrungsbericht.

Das Design der Blaser F16

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Die Blaser F16 im Profil

Ein guter Flintenschuss kennt keine überflüssigen Bewegungen. Es ist eine ausschließlich zielsynchrone Bewegung – alles andere schadet. Das Ziel diktiert dem Schützen die Bewegung, und wenn er diesem Diktat folgen kann, so trifft er.
Im Hause Blaser scheint man diese Philosophie bei der Entwicklung der neuen Bockflinte F16 auch im technischen Sinne verfolgt zu haben: eine gute Flinte kennt keine überflüssigen Merkmale. Sie sollte das Ergebnis dessen sein, was waffentechnisch machbar und schießtechnisch notwendig ist. Und dies strahlt die neue F16 mit ihrer geraden Linien- führung und dem schmucklosen Äußeren aus. Auch die technischen Details der Bockflinte sprechen eine geradlinige und elegante Sprache.

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Der mit Schaftkappe 375 Millimeter lange Hinterschaft hat bei der Game eine Senkung von 56 Millimetern, bei der Sporting von 50 Millimeter.

Billiger, aber besser?

Aber was eine Flinte wirklich kann, lässt sich nur in der Praxis bewerten. Deshalb folgte der JÄGER Blasers Einladung zum ausgiebigen Testschießen ihres jüngsten Produkts auf den Stand Dornsberg, dem größten und vielseitigsten Jagdparcours Deutschlands. Wie vielen bekannt ist, brachten die Büchsenbauer aus Isny 2003 ihre erste Bockflinte auf den Markt, genannt F3. Die neue F16 ist weder ein Ersatz noch die preiswerte Schwester der F3, so erklärte uns Blasers Geschäftsführer Bernhard Knöbel, sondern wurde in ihrer vierjährigen Entwicklungszeit gänzlich neu konzipiert.

Das Ziel: die optimale Flinte

Das Ziel war eine neue Flinte, die alles hat und kann, was der Jäger und Parcoursschütze braucht, dabei aber auf aufwändige Features und teure Fertigungsmethoden zu verzichten, die den Preis der F3 jenseits der 5.000-Euro- Marke begründen. Die F16 kostet hingegen 3.000 bis maximal 3.500 Euro, wenn man noch ein paar Wechselchokes extra bestellt. Rein optisch ist die F16 eine typische Blaser geblieben – ein Stil, den viele, aber nicht alle mögen. Holz und Stahl und Schluss. Drei Buchstaben. Auf jegliche Gravuren wurde verzichtet gemäß dem Leitspruch, entweder richtig gut (und teuer) oder besser gar nicht.

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Systemseite: Sowohl bei der Game mit silberfarbenem F16 Logo, als auch bei der Sporting mit rotem F16 Logo sind die Seitenflächen glatt in „Gun Metal Grey“.

Basküle und System

Äußerlich auffällig ist außerdem die sehr niedrige Basküle, also der Systemkasten der Flinte, welcher den sicheren Verschluss der Läufe leisten muss. Die flache Bauweise lässt die Flinte sehr handlich wirken. Dies wird möglich durch einen neuen Verschlussriegel im Boden des Systems. Dieser greift an den Seiten in die Läufe und ist in der Mitte unterbrochen, um die Spannstange auf der gleichen Ebene unterbringen zu können. Die Scharnierstifte sind mit 14 Millimetern ansprechend groß dimensioniert, und wenn man die Läufe aus dem Systemkasten hebt, so wirkt alles sehr sauber, glatt und geradlinig.

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Die Abzüge stehen kurz und trocken und haben 1.650 Gramm Widerstand. Bei der Sporting ist es möglich, den Abzug in der Länge zu verstellen.

Der Abzug – kurz und trocken

Die Abzugsgruppe mit den Schlössern lässt sich nur mit Werkzeug herausnehmen. Wichtigste Details für die Praxis sind in diesem Bereich eine Sicherung, die auch das Schlagstück blockiert, sowie eine Vorrichtung, die unbeabsichtigtes Doppeln verhindert. Die Abzüge stehen kurz und trocken, wie man das von einer modernen Flinte in dieser Preisklasse erwarten kann. Ein kurzer Vorweg bis zum eigentlichen Abzugswiderstand, laut Angabe des Herstellers 1.650 Gramm, sei laut Blaser so gewollt, könne aber auch eliminiert werden. Alle bisher beschriebenen Merkmale sind bei den zwei erhältlichen Modellen der F16 identisch.

Die beiden Blaser F16 Modelle

Die Blaser F16 kommt Mitte dieses Jahres in zwei Modellen auf den Markt, genannt „Game“ und „Sporting“. Während die Game (englisch für Wild) ganz klassisch Jagdflinte sein möchte, ist der Begriff „Sporting“ international ein Synonym für Jagdparcours, jedoch nicht die reinen sportlichen Schießdisziplinen Trap und Skeet. Die Sporting, daran zu erkennen, dass der F16 Schriftzug in rot statt in grau steht, ist somit keine Sportflinte im strengen Sinne, sondern vor allem eine sportliche Allroundflinte. Der Begriff „Sporter“ steht inzwischen international für einen bestimmten Typ Flinte mit längeren Läufen als Jagdflinten sowie sportlicheren Schäften.

Unterschiede zwischen „Game“ und „Sporting“

Genau in diesem Bereich unterscheiden sich auch bei der F16 die Game von der Sporting. Die Game ist erhältlich in Lauflängen von 71 und 76 Zentimetern, die Sporting hingegen von 76 und 81 Zentimetern. Beide Modelle kommen serienmäßig mit mündungsbündigen Chokes (1/4, 1/2 und 3/4) daher, weitere Chokes und auch längere Brileychokes sind gegen Aufpreis erhältlich. Beim Hinterschaft von 375 Millimetern Länge (mit Schaftkappe) hat die Game hinten eine Senkung von 56 Millimetern, die Sporting dagegen nur 50 Millimeter, so dass man für den richtigen Blick über den Lauf etwas mehr Wangenkontakt braucht.

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Balancer: Bei der F16 Sporting besteht die Möglichkeit, unter dem Vorderschaft, aber auch im Hinterschaft Balancer, also kleine Gewichte, anzubringen.

Die „Sporting“ Blaser F16

Bei der Sporting besteht außerdem die Möglichkeit, den Abzug in der Länge zu verstellen sowie unter dem Vorderschaft und im Hinterschaft kleine Gewichte, die sogenannten Balancer, anzubringen. Wo wir gerade bei Gewicht sind: je nach Lauflänge wiegt die F16 zwischen 3,2 und 3,8 Kilogramm. Das Korn am Ende der sich von neun auf sieben Millimeter verjüngenden Laufschiene ist bei der Game silbern Metall, bei der Sporting ein rotes Leuchtkorn. Für unser Testschießen hatten wir alle Modelle zur Verfügung, schossen also mit der Game in 71 und 76 sowie der Sporting in 76 und 81 Zentimeter Lauflänge.

Von der Theorie zur Praxis: Die Blaser F16 im Schießtest

Technik und Design sind das eine bei einer Flinte, aber sie holen nicht die Ente oder den Fasan vom Himmel. Ob die Suche für den „Bund des Lebens“ ein gutes Ende gefunden hat, kann am Ende nur die Praxis zeigen: Liegt mir die Flinte, kann ich damit gut treffen? Als geübter Schütze kann man mit den meisten Flinten leidlich treffen, aber man merkt doch schnell, ob man sich versteht oder ob es eher eine komplizierte Beziehung ist. Und bei wirklich schweren Zielen und bei Reflexschüssen trennt sich am Ende sicher die Spreu vom Weizen. All dies konnte uns der Jagdparcours Dornsberg im Überfluss bieten. Das über 50 Hektar große Areal im Hegau nördlich von Singen ist geprägt von steilen Hängen.

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©Dr. Christian Holm

Anspruchsvolle Tauben

Die Tauben kommen häufig hoch oben über den Buchen aus dem Hang gesegelt oder fliegen auch schon mal weit unterhalb vom Schützen. Außerdem Rollhasen, Tauben die seitlich abstürzen oder senkrecht in den Himmel fliegen, Minitauben von der Größe einer Espressotasse sowie einiges mehr. Kurzum, die Ziele zwischen sechs und 66 Meter aus über 150 Maschinen zeigen auch den geübtesten Flintenschützen ihre Grenzen auf. Passt hier etwas nicht, ist die Taube weg, denn zum Schummeln sind die meisten Ziele zu schwer.

Unbekannte Tauben, unbekannter Stand, unbekannten Flinte

Als wir am ersten Stand ankamen und die Testflinten ausgepackt waren, drängelte sich bei aller Neugier auch niemand vor, die ersten Schüsse zu machen. Unbekannte Tauben auf einem unbekannten Stand mit einer unbekannten Flinte – das alles förderte nicht gerade unser Selbstvertrauen. Doch bereits nach wenigen Schüssen schienen alle Teilnehmer sich an „die Neue“ zu gewöhnen, und man merkte, dass sich eine allgemeine Entspannung breit machte. Die F16 geht auch im Schießverhalten den Weg der Mitte: Gewichtsverteilung und Balance sind mittig, nicht zu wuchtig, aber auch nicht nervös.

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Blasers F16 Game: konzipiert als Flinte für die Jagd. Aber auch auf dem Jagdparcours machte sie eine sehr gute Figur ©Dr. Christian Holm

Die Lauflängen

Selbst mit den für Jagdflinten üblichen 71-Zentimeter-Läufen konnte bei weiten, schwere Tauben mit hohem Vorhaltemaß die Linie noch sicher gehalten werden und umgekehrt, selbst mit den langen 81-Zentimeter-Läufen konnte man, ohne Brachialgewalt anzuwenden, auch Nahkampftauben noch treffen. Für mich persönlich, bei einer Körperlänge von 1,95 Metern, waren die 76 Zentimeter langen Läufe der beste Kompromiss. Die langen 81-Zentimeter-Läufe werden wohl hauptsächlich Jagdparcoursschützen ansprechen. Die folgenden Stunden waren erfüllt von großartigem Flintenschießen, bei dem vor allem die Tontauben im Vordergrund standen. Außerdem drohte die neue Flinte vergessen zu werden, weil man sich innerhalb kürzester Zeit an sie gewöhnt hatte. Die drei Lauflängen und zwei Modelle schossen sich alle gut, und jeder von uns hatte bald seine Favoritin gefunden, mit der er sich am wohlsten fühlte.

Die Blaser F16 – Fazit

Wenn man mit einer neuen Flinte nach wenigen Schüssen bereits so viel Vertrauen gewonnen hat, dass man bei Standardtauben schon vor dem Abrufen weiß, dass das Ziel gleich in tausend Stücke geht, dann hat man sicher einen Kumpel und keine Zicke im Anschlag. Die F16 ist in meinen Augen eine echte Vernunftflinte, technisch solide und gut, optisch ansprechend, die sich hervorragend schießt, den meisten Schützen schnell liegen wird und ihr Geld wert ist. Einziger Kritikpunkt beim Testschießen war, dass beim Öffnen der Widerstand mir etwas schwer vorkam. Meine eigene Flinte hat allerdings über 30 Jahre auf dem Buckel, und da ist eine neue Waffe natürlich doch etwas anderes.

Alles was man von einer Flinte verlangen kann

So viel ist sicher: die F16 wird einen nicht im Stich lassen und leider auch keine brauchbaren Ausreden für Fehlschüsse liefern. Manch Flintennarr, Sportschütze oder Jäger wird eine andere Flinte wollen, natürlich zu recht – aber kaum jemand wird eine andere Flinte brauchen. Schön, dass ein so gutes, neues Produkt aus Deutschland auf den Markt gekommen ist. Es sollte diesem und anderen heimischen Herstellern Mut machen, sich in Abständen mit echten Neuprodukten zu beschäftigen, welche das Wesentliche für die Jagd im Blick haben statt nur Scheinverbesserungen.

Technische Details der Blaser F16

Modell

Game

Sporting

Hersteller

Blaser

Blaser

Lauflänge

71 cm, 76 cm

76 cm, 81 cm

Gewicht

ca. 3,2 kg

ca. 3,6 kg

12/76

12/76

Abzug

trocken brechender IBS-Abzug

trocken brechender IBS-Abzug

Abzugsgewicht

1.650 g

1.650 g

Sicherung

Schlagstücksicherung

Schlagstücksicherung

Visierung

Neusilber-Perlkorn

rotes Leuchtkorn

Schaftlänge

37,5 cm

37,5 cm

Besonderheiten

Inertial Block System (IBS) gegen unbeabsichtigtes Doppeln

Hinterschaft- und Laufbalancer, längenverstellbarer Abzug

Preis

ab 2.985 Euro

ab 3.270 Euro