Kahlwild und Hirsch – Verbreitung und Entwicklung des Rotwildes

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Ein Anblick, der immer seltener wird: Rotwild. Foto: Pixabay

Deutschland zählte einmal zu den rotwildreichsten Regionen Europas. Kahlwild und Hirsche mit unterschiedlichsten Charakteristika in allen Bundesländern reichlich vertreten. Doch was ist von den sanften Riesen noch übrig? Die Landkarte weist einige weiße Flecken auf und das Rotwild ist nicht überall gern gesehener Gast.

Kahlwild und Hirsch – Das Rotwild und seine Verbreitung

Ob in den Donauauen, an Rhein und Mosel oder in Thüringen, das Rotwild war von den Alpen bis nach Mecklenburg heimisch. Viele der zusammenhängenden Waldgebiete, die das Rotwild noch vor zweihundert Jahren zur Verfügung hatte, sind in ihrer früheren Qualität verschwunden. Die Kulturlandschaft macht ihm zu schaffen. So lagen in Baden und Württemberg ehemals einige der größten Brunftplätze Europas, sie sind mittlerweile weg. Wo sie waren, verlaufen heute Kreisstraßen und erstrecken sich Naherholungsgebiete. Rotwild kommt hier nur noch im Großgatter oder gen Allgäu und im Schwarzwald vor.

Wo kommt das Rotwild noch vor?

Die Alpen und einige der Mittelgebirge beheimaten die roten Riesen noch. Im Allgäu, entlang des Rennsteigs, in der bayerischen Rhön oder im Bayerischen Wald kommt der König des Waldes mit seinem Kahlwild vor. Auch Rheinland-Pfalz und NRW sind noch mit Rotwild gesegnet, allerdings sind die Lebensräume leider zunehmend nicht mehr mit einander vernetzt. Auffällig ist, dass auch in Folge der Rotwildgebiete gerade der Süden sehr leer geworden ist. Auch wenn es noch geeignete Habitate für die Cerviden gibt, viele Gebiete müssen per Gesetz rotwildfrei geschossen werden.

Hirsche und Kahlwild brauchen Ruhe!

Was ist die Conditio sine qua non für Cervus elaphus?
Die wohl zentralste Bedingung für sein Vorkommen ist Ruhe. So banal es klingen mag, neben Äsung und Einständen sind weitläufige Refugien für das Rotwild zwingend erforderlich. Wie Ferdinand von Raesfeld, als wohl bedeutendster Rotwildkenner im deutschsprachigen Raum, vor über 100 Jahren in seinem Werk „das Rotwild“ bereits aufzeigt, ist das zentrale Element Ruhe auf Offenlandflächen, der Schlüssel zum Erfolg in der Rotwildhege. So geht auch er davon aus, dass Wald und Wild nicht allein durch Abschuss in Einklang gebracht werden können, sondern dem Rotwild gerade im Offenland und den halboffenen Landschaften Rückzugsräume gewährt werden müssen. In Süddeutschland setzen ein paar Forstämter zunehmend auch auf die Raesfeldschen Grundsätze und sind teils vom Erfolg überrascht.

Das Wild braucht Ruhe

Dass Kahlwild wie Hirsche Ruhe brauchen, ist kein Geheimnis, dass man dafür in der Konsequenz jedoch einiger hundert Hektar unverbauter Offenlandflächen bedarf, die nicht dem Druck von Freizeitnutzung und Kulturlandschaft unterliegen, wird teils verkannt. Gerade Truppenübungsplätze sind daher häufig diejenigen Orte, an denen mit geringerem Aufwand so gehegt und bejagt werden kann, dass kaum Verbiss vorhanden ist. Das Rotwild wird in der offenen und halboffenen Landschaft gehalten, verbeisst nicht und findet optimale Lebensbedingungen vor.

Darf der König mit seinem Kahlwild zurückkehren?

Die Initiative der Deutschen Wildtierstiftung und des Landesjagdverbands Baden-Württemberg zugunsten des Rotwildes trägt bis noch keine Früchte. Trotz zahlreicher Unterschriften scheint es nicht absehbar, dass das Rotwild in großer Zahl nach Baden-Württemberg zurückkehrt. Dabei hätte die Chance bestanden, die Verlängerung der gesetzlich festgelegten Rotwildgebiete zu stoppen.

Wo werden Kahlwild und Hirsche noch erlegt?

Wie sind die Bestände und vor allem wo? Die Streckenergebnisse der Bundesländer geben Aufschluss über das Vorkommen von Kahlwild und Hirschen.
Die mit Abstand größte Rotwildstrecke im Bundesgebiet ist die der Bayern mit 13.089 Stück. In Rheinland-Pfalz beträgt die Strecke 8.349. Die hessischen Waidmänner erlegten 8.270 Stück Rotwild. Im Küstenland Mecklenburg-Vorpommern sind im Jagdjahr 2020/2021 rund 7.991 Stück Rotwild erlegt worden, dicht gefolgt von Brandenburg, hier sind es 7.339 Stück.
Aus Nordrhein-Westfalen liegen die Zahlen aus dem Vorjahr mit 7.432 erlegten Stück Rotwild vor. Die Niedersachsen streckten im Jagdjahr 2020/2021 rund 6.506 Stück Rotwild, die Thüringer 5.860 und die Sachsen 4.207. In Baden-Württemberg wird deutlich, wie die Rotwildpolitik aussieht: ganze 1.687 Stück konnten noch erlegt werden. Vom einstigen Glanz und Gloria württembergischer Reviere sind wohl nur mehr Fragmente übrig.

Die Streckenergebnisse der Länder finden Sie hier:
LAZBW Baden-Württemberg

Landwirtschaftsministerium Niedersachsen