Rotwild: König des Waldes

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Foto: Unsplash/Febiyan

Im September beginnt die Rotwildbrunft in unseren Wäldern. Das ist für die meisten Jäger DIE Zeit im Jahr. Zumindest sofern sie Rotwild im Revier haben. Aber auch bei Freunden und Bekannten lässt sich die Brunft miterleben. Wer dann noch das Glück hat, einen reifen Hirsch zu erlegen, der kann ein ganz besonderes Erlebnis genießen. Doch wie bekommt man einen dieser Hirsche in Anblick und welche Möglichkeiten der Lockjagd auf den König des Waldes gibt es? Unser Autor Tasso Wolzenburg, mehrmaliger Deutscher Meister im Hirschrufen, schreibt über die imposanteste Wildart im deutschen Wald.

Königliche Hochzeit im Rotwildrevier

Die Jagd auf den Brunfthirsch ist der Höhepunkt und die Symphonie für viele Rotwildjäger. Ebenso ist die Brunft der Höhepunkt für den Hauptdarsteller, den König der Wälder selbst. Steht der Jäger zur richtigen Zeit im Wald, so kann er dem Orchester lauschen. Geübte können selbst teilnehmen und die Lockjagd auf den Rothirsch ausüben. Das gehört zu einer erfolgreichen Hirschbrunft und Rufjagd im Revier! Komme ich als „Analphabet“ in mein Revier und kann keine Rufe zuordnen bzw. deuten, wird es wohl sehr der Zufall sein, wenn auf meinen Ruf sich ein Hirsch meldet. Mit dem richtigen Einsatz der Instrumente bleiben wir im Revier viele Kilometer erspart und somit auch viel Zeit, die ich für spannende Pirschgänge nutzen kann. Der Wegesrand oder Parkplatz reicht, um hinzuhören und herauszufinden welche Altersklasse sich meldet und in welchem Revierteil er steht. In dieser Zeit verraten sich die Brunfthirsche selbst und können mit einer uralten Tradition des Hirschrufes zu einem atemberaubenden Erlebnis der Hirschbrunft werden. Um in der Hirschbrunft mit den Fähigkeiten der Rufjagd zu arbeiten und vielleicht einen alten heimlichen Hirsch heran zu locken, empfehle ich sehr, dass man die Rufe vorher dazu wieder etwas auffrischt!

Zu den gebräuchlichsten Instrumenten gehört für mich und auch für viele europäische Kollegen der Faulhaber-Hirschruf! Durch seinen guten Klang, den weichen Bestandteilen und vor allem als dreiteiliges Instrument, das ich zusammenschieben kann, bin ich sehr nahe am echten Ruf des Hirsches dran. Natürlich kann jeder, ganz individuell nach Instrumenten suchen, die einem liegen. Der Eifel Ruf, die Triton Muschel oder das Ochsen Horn sind hier als Alternativen zu nennen.

Foto: Unsplash/Diana Parkhouse

Der Hirschruf

Der Ruf des jungen Hirsch, mit der hohen Stimme ist die rote Fahne für den Alten. Drei bis Fünf mal  – ä》》üh~ä–öh – entspricht einem suchenden jungen Hirsch mit viel Sehnsucht. Danach unbedingt hören und kurz warten! Kommt keine Antwort, mach ich es nochmal. Erneut kurz abwarten und in den Wald hören. Nach vier bis sechs Minuten nehme ich mir eine Abwurfstange des Rotwildes und schlage in einer tief beasteten jungen Buche hoch und runter. Hiermit zeige ich ihm meine Bereitschaft und mein Imponieren gleichzeitig. Sofort danach kommt wieder der sehnsüchtige Ruf mit hoher Stimme. Eine Antwort wird kaum ausbleiben, denn hier läuft das berühmte Fass beim Platzhirsch nun über.

Ein absoluter Geheimtipp ist der Ruf, der die sogenannten Mahnlaute in der Kommunikation zwischen Tier und Kalb widerspiegelt. Dies wirkt vor allem auf Beihirsche, die ohne Kahlwild unterwegs sind und mit sofortiger Suche reagieren oder durch eine lautstarke Rückmeldung. Neben dem Hirschruf muss der Wind unbedingt geprüft werden!

Die Lockjagd auf den König des Waldes (Bild: Tasso Wolzenburg)

Dem Hirschruf folgen

Gehe ich einer alten Stimme mit stetigem Rufkontakt entgegen, muss einiges beachtet werden:

  • Wind muss geprüft werden
  • ständige Kontrolle mit dem Glas
  • Verständnis dafür, was der Hirsch „erzählt“
  • passende Antworten parat haben
  • bei der Pirsch Äste knacken und brechen
  • Ein- bis zweimal mit einer Abwurfstange in einen Laubbaumen schlagen
  • Deckung suchen und auf das Kahlwild achten

Bei dieser atemberaubenden und faszinierenden Art der Lock- und Rufjagd, müssen wir alle unsere Fähigkeiten der Erfahrung, aber auch die Fähigkeiten von Können abspielen!

Bejagung des Kahlwildes

Um höchste Aktivitäten der Brunfthirsche zu fördern, Standorttreue und gute Ovulation der Tiere zu gewährleisten, sollte die Bejagung vor der Brunft auf das Kahlwildrudel in den Haupteinstandsgebieten ausbleiben! Durch die Entnahme einzelner Kälber im August und das nicht Erlegen des jeweilig dazugehörigen Tieres, wird eine noch sehr enge Verbindung zwischen Tier und Kalb plötzlich abgerissen. Dazu kommt die Unruhe durch die Büchse, den anschließenden Schweiß und oftmals wird noch im Wald aufgebrochen. Schließlich sorgt unser Auftreten mit Abtransport des Wildes für Unruhe. Alle diese negativen Einflüsse schrecken die in Familienverbänden stehenden Tiere mit Kälbern sehr ab. Dieser Augenblick von Trauer, Schmerz und Verlust führt dazu, dass das Rudel abziehen wird. Wir sollten wissen und uns erinnern, dass ohne die Damenwelt eine gute und vielversprechende Hirschbrunft nicht stattfinden wird! Was mag für uns Jäger wohl interessanter sein? Eine rhetorische Frage. Kälber von 14 Kilogramm an den Boden bringen oder den alten und heimlichen Hirsch der Klasse 1 bejagen – anpirschen, ihn überlisten und erlegen. Dieser besondere Augenblick von einem wahren König der Wälder, dass ist doch genau der Moment, den wir uns als Lohn für Hege und Ereignis vorstellen.

In dem Bereich der Zuwachsträger, die in den meisten Teilen quer durch Deutschland uns im Zuwachs entgangen sind, werden wichtige Strategien der Bejagung und einer pro Stück Zahl im Verhältnis zwischen einer Fläche und Wiederbewaldung immer wichtiger.
Der Fehler fängt in der Brunft schon an, nämlich genau dann, wenn wir zulassen, dass in der unteren Mittelklasse Hirsche an der Brunft beteiligt sind. Genau diese Hirsche sind es dann, die den Beschlag des Tieres beim ersten Mal nicht herausfinden und nicht hinbekommen. Hier haben die Platzhirsche die nötige Erfahrung! Meistens klappt es erst nach dem zweiten oder dritten Versuch das Tier erfolgreich zu beschlagen.
Zwischen jedem Fehlgeschlag liegen circa 18 Tage und das hat katastrophale Folgen für das Kalb.
Diese Verschleppung der Brunft kostet auch die Hirsche viel Energie, die sie später für die kalte Jahreszeit in Richtung Winter wieder benötigen.
Ein weiterer sehr interessanter und für die Reduzierung exorbitant wichtiger Aspekt ist, dass die Anzahl der weiblichen Kälber die männlichen Kälber übersteigt. Die Zuwachsraten der Zuwachsträger nimmt damit stetig zu, kommen dann noch die angesprochenen späten Setztermine hinzu, beginnt die negative Verkettung zu greifen.

Wenn es richtig läuft

Während meiner Zeit, die ich an einem 50 Hektar großen Rotwildgehege verbrachte, konnte ich genau diese erstaunlichen Einblicke in Bildern verstehen. Fünf Jahre lang war ein reifer und kapitaler Hirsch mit circa 15 Stück Kahlwild der Platzhirsch. Es gab nie ein Verschleppen der Brunft, es wurden sehr zeitnah und eng terminiert alle Kälber gesetzt. Der wohl interessanteste Faktor war für mich, dass die Anzahl der männlichen Kälber Prozentual immer höher lag. Genau das, was wir jetzt draußen ändern müssen, die Zuwachsträgerzahlen der weiblichen Kälber in männliche umzusetzen!

 

Sie möchten mehr über die Rotwildbrunft lesen? Das gibt es hier.