Rehböcke – Hat das Wetter Einfluss auf das Gehörngewicht?

Wäre es nicht schön, wenn wir schon am Januarwetter erkennen könnten, wie die Gehörnentwicklung der Rehböcke im kommenden Bockjahr wird?

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Prahlender Bastbock Anfang Februar: Ob er während des Schiebens gutes Wetter genossen hat oder nicht, wer weiß.... ©Pixabay

Gibt es eine „Brettervorhersage“ für Rehböcke?

Wäre es nicht schön, wenn wir schon am Januarwetter erkennen könnten, ob es ein gutes oder schlechtes Bockjahr wird?

Dr. Nina Krüger ist der Frage nachgegangen, inwieweit das Wetter während des Schiebens Einfluss auf das Gehörngewicht hat.

Rehböcke – Vorhersagbar wie das Wetter?

Dieses Jahr gibt’s dicke Rehböcke, du wirst schon sehen“, orakelt der erfahrene Waidgenosse mit himmelwärts gerichtetem Blick und kräuselt die Nase prüfend in der milden Brise.

Eigentlich ist es für Ende Januar viel zu warm. Ich suche nach den Zeichen, die auf besonders gewaltige Gehörne  bei den Rehböcken in ein paar Wochen hinweisen könnten.

Mein Begleiter deutet auf die Sonne und bedenkt meine Unwissenheit mit einem Kopfschütteln. Das macht mich stutzig.

Kann man wirklich aus dem Winterwetter vorhersagen, ob einen in der kommenden Saison Mickerlinge oder starke Rehböcke erwarten?

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Rehbock im Frühling. ©Pixabay

Die Tageslänge bestimmt  das Gehörnwachstum

Natürlich spielen Alter, Ernährungszu- stand sowie Mineralstoffhaushalt eine wichtige Rolle. Aber eine Tatsache ist auch, dass sowohl der Reproduktionszyklus, als auch der jährliche Kreislauf aus Schieben, Verfegen und Abwerfen von der Tageslänge, also vom Licht beeinflusst werden.

Wildbiologen konnten beobachten, dass Rehböcke, die einer konstanten Tageslänge ausgesetzt waren, zweimal im Jahr ihr Gehörn abwarfen und sofort damit begannen, ein neues zu schieben.

Da sich auch die jahreszeitlich typischen Hormonausschüttungen veränderten, schlussfolgerten sie, dass sowohl der Hormonhaushalt, als auch das Gehörnwachstum auf die Veränderung der Jahreszeiten und damit der Tageslänge angewiesen sind.

©Pauline von Hardenberg

©Pauline von Hardenberg

Rehböcke als Sonderfall

Erklärt werden kann dies so: Licht wird über das Auge registriert und stimuliert im Gehirn eine hormonelle Antwort, je nach Dauer der Bestrahlung. Rehwild ist dabei ein Sonderfall, vergleicht man es mit anderen Geweihträgern.

Denn es schiebt sein Gehörn im Winter, wenn die Tage kurz sind, und verfegt zu einer Zeit, wenn die Tage länger werden.

Rotwild hingegen beendet das Geweihwachstum im Sommer und fegt erst, wenn die Tage kürzer werden. Gemein ist ihnen jedoch, dass die Sexualhormone bei diesen Prozessen eine Rolle spielen.

Je länger die Tage, desto mehr Testosteron

Eines dieser wichtigen Hormone ist Testosteron. Es steuert den Sexualtrieb, das Brunftverhalten und das Geweihwachstum der Rehböcke.

Nach der Brunft sinkt seine Konzentration im Blut ab. Ab einem bestimmten Niedrigwert ist der Abwurf der Stangen die Folge. Fast sofort setzt aber das erneute Wachstum ein. Während des Längenwachstums im Winter wird Testosteron nur in sehr geringem Maße gebildet.

Die Produktion steigt erst dann langsam wieder an, wenn die Tage schon spürbar länger werden. Damit wird das Wachstum beendet und die Mineralisierung der noch knorpeligen Gehörnstruktur setzt ein. Auch die Dauer der Mineralisierung und damit der Verfegezeitpunkt sind hormonabhängig.

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©Flickr

Östrogen statt Testosteron!

Erstaunlicherweise ist es aber nicht das Testosteron selbst, das dies verursacht, sondern sein weibliches Pendant, das Östrogen.

Wissenschaftler fanden schon früh heraus, dass die einmalige Gabe einer erhöhten Östrogenmenge das Längenwachstum sofort beenden konnte und nach kurzer Zeit zur vollständigen Mineralisierung und zum Verfegen des Gehörns führte.

Wurde hingegen ein Präparat gegeben, das die Verarbeitung des Östrogens verhinderte, verlängerte sich die Wachstumsphase und der Verfegezeitpunkt verschob sich nach hinten. Später konnte nachgewiesen werden, dass die Geweihanlage selbst dazu imstande ist, Testosteron in Östrogen umzuwandeln.

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Hell- und Dunkelphasen

Die Regulation der Hormone hängt also von der Dauer der täglichen Licht- und Dunkelphasen ab. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass in einem trüben norddeutschen Winter weniger Licht zur Verfügung steht als an den sonnigen Hügeln des Badener Landes.

Man könnte nun annehmen, dass ein Mehr an Wintersonne auch zu einem rascheren Anstieg der Testosteronproduktion führen könnte und somit eine ebenfalls verfrühte Mineralisierung eher kürzere, dafür aber in sich schwerere Gehörne hervorbringt.