Waschbären – Ihr gravierender Einfluss

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Waschbären sind weiterhin auf dem Vormarsch. Ihr Einfluss auf die Natur ist gravierend. Foto: Brummeier/Pixabay

Die Goethe-Universität Frankfurt forscht an gebietsfremden invasiven Arten und fand heraus: Waschbären haben gravierenden Einfluss auf ihre Umwelt. Das Projekt ZOWIAC umfasst Wildbiologie und Genetik gleichermaßen. ZOWIAC steht für Zoonotische und Wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren.  Norbert Peter forscht im Großprojektes ZOWIAC und erläuterte dem DJV in einem Interview erste Ergebnisse, wie zum Beispiel: Welche Auswirkungen gebietsfremde Arten haben, welche Rolle dabei Waschbären spielen und wie Jäger das Forschungsprojekt unterstützen können.

Gesundheitsrisiko durch Waschbären

Norbert Peter erläutert, dass im Rahmen des  ZOWIAC Projektes beispielsweise das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung sowie für Nutz- und Haustiere, das von Waschbär, Marderhund oder Goldschakal ausgeht erforscht werde. So könnten die Forscher auch deren Auswirkungen auf heimische Arten und Ökosysteme besser abschätzen. Zugrunde läge ein systematisches Monitoring assoziierter Krankheitserreger und Pathogene. Auch die räumliche Ausbreitung der Arten untersuchen die Experten um Herrn Peter. Dabei nutze man auch aktuelle Analysemethoden, wie Metabarcoding von Magen- und Kotproben, sowie Telemetrie zum Raum-Zeit-Verhalten der Raubsäuger, so Norbert Peter.

In Bezug auf die Frage des DJV,  ob sich die Parasitenfracht durch die Neozoen verändert hätte? Antwortete Norbert Peter, dass der Waschbärspulwurm, eine mit dem Waschbären nach Europa eingeschleppte Parasitenart, dafür ein gutes Beispiel sei. Der Fadenwurm sei auf den Menschen übertragbar. Seine Eier würden über den Waschbärkot ausgeschieden und verbreitet. Gerade in Städten ginge vom Waschbären so eine potentielle Gefahr für die menschliche Gesundheit aus. Für den Waschbärspulwurm könne man in Proben hohe Befallshäufigkeiten (Prävalenzen) von über 90 Prozent feststellen. In der Literatur läge dieser Wert bisher deutlich darunter. Waschbären seien auch Wirte für bestimmte Viren, die Tollwut und Staupe auslösten. Das Erregerspektrum des Marderhundes ähnele dem des Waschbären, zusätzlich gilt er als Endwirt des Fuchsbandwurmes, betonte Norbert Peter.

Mörderische Spezialisten

Ebenso konnten Norbert Peter und sein Team im Rahmen des Projektes bereits nachweisen, dass es lokal  zu gravierenden Auswirkungen des Waschbären auf Amphibien, wie die Erdkröte, käme – diese seien sogar bestandsbedrohend. Das gelte ganz besonders für Regionen mit wenigen isolierten Laichgewässern, wie alten Steinbrüchen, und gleichzeitig hoher Waschbärdichte, so Peter. Die konkreten wissenschaftlichen Ergebnisse würden dazu demnächst veröffentlicht. Obwohl Erdkröten sogar Giftdrüsen auf der Haut besäßen, könnten die Forscher für bestimmte Amphibienlaichgewässer nachweisen, dass Waschbären sich regelrecht auf diese Nahrungsquelle spezialisierten: Sie nutzten geschickt ihre Vorderextremitäten und häuteten die Erdkröten. Damit seien die Giftdrüsen unschädlich, und die Beute würde von hinten her aufgefressen, berichtete Peter.

Mithilfe ist gefragt

Der DJV fragte ebenso in dem Interview, ob die Jägerschaft das Projekt ZOWIAC unterstützen kann? Daraufhin erläuterte Norbert Peter, dass aktuell erforscht würde, ob Arten wie Waschbär und Marderhund auch als Reservoir für unterschiedliche Viren fungieren könnten. Hierzu benötige er tatkräftige Unterstützung von Jägern, um Blutproben von Marderhund und Waschbär für die Analysen zu erhalten. Weiterhin benötige das Team für das Projekt tiefgefrorene Marderhunde und Minke.

Ab etwa einem Dutzend Tiere würden diese sogar abgeholt werden. Der Experte sagte, dass es insgesamt enorm wichtig sei wissenschaftliche Daten aus möglichst vielen Gebieten zu bekommen, um den Einfluss von Waschbär, Marderhund oder Mink auf die heimische Artenvielfalt zu belegen. Weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt gibt es laut dem Experten und der Pressemitteilung des DJV ab Januar 2022 im Internet unter www.ZOWIAC.eu. Dann gäbe es auch die ZOWIAC-App im Play-Store. Damit könne man Funde und Sichtungen der untersuchten Arten direkt an die Experten melden.

 

Quelle: PM DJV