Neozoen auf dem Vormarsch? Wird die Artenvielfalt gefressen?

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Rasiermesserscharfe Zähne und geringe Ansprüche an die Nahrung, machen den Waschbär so gefährlich. Foto: Pixabay

Ob Amphibien, kleine Säugetiere, Bodenbrüter oder seltene Muscheln und Krebse, die Neozoen fressen sich durchs Ökosystem. Zudem bedrohen Sie Feldhase, Fasan, Ente und viele weitere Arten. Waschbär, Marderhund und Co. stellen geringe Anforderungen an Nahrung und Lebensraum, umso mehr werden sie zur Bedrohung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Doch wie viele der possierlichen Kleinbären werden momentan erlegt? Ist das Niederwild noch zu retten? Wir haben uns für Sie angesehen, wie viele Räuber es tatsächlich gibt.

Neozoen ohne Ende

Beutegreifer soweit das Auge reicht, haben Ente, Fasan und Feldhase noch eine Chance in der Kulturlandschaft? Die Streckenergebnisse des letzten Jahres sind ganz unterschiedlich ausgefallen, dennoch ist in fast allen Bundesländern ein Anstieg bei den Neozoen festzustellen.

Viele Räuber im Osten – Neozoen

Hatte das Raubwild bis 2012 in Mecklenburg-Vorpommern noch deutlich an Räude, Staupe und Parvovirose gelitten, so sind die Strecken mittlerweile wieder auf einem recht hohen Niveau und steigt weiter. Es gibt viele Marderhunde und auch die Zahl der Waschbären steigt stetig. So wurden im letzten Jagdjahr 7.067 Marderhunde und eine gigantische Strecke von 20.837 Waschbären erlegt. Betrachtet man die Streckenzahlen der letzten Jahre, so fällt auf, dass gerade die Waschbärbesätze explodiert sind. Wildarten wie Ente, Feldhase und Fasan leiden darunter. Ihre Hege und Bejagung erfordert immer größere Anstrengungen.
In Sachsen ist die Zahl der erlegten Marderhunde im Vergleich zum Vorjahr mit 2.398 Stück leicht gesunken. Über die Jahre hinweg steigt die Gesamtstrecke bei den Neozoen jedoch deutlich. Auch Waschbären haben die sächsischen Waidmänner deutlich weniger erlegt. 18.751 Kleinbären kamen zur Strecke, im Jahr zuvor waren es noch 19.628. Auch die Waschbärstrecke in Sachsen steigt ebenfalls stark. Die Zahl der erlegten Minks hat mit 69 Tieren nach langem wieder einen Tiefstand erreicht. In Thüringen werden viele Waschbären erlegt: 13.364 im Jahr 2020/2021. Dafür ist die Zahl der Marderhunde mit 257 deutlich geringer als in den anderen Bundesländern.

Neozoenreiche Länder

23.068 Waschbären wurden 2019/2020 in Nordrhein-Westfalen gestreckt, 154 Marderhunde und 16 Minks. Bis auf die exorbitant hohe Zahl bei den Bären fallen die Strecken hier also eher überschaubar aus. Die Hessen führen die Waschbärstrecken mit Abstand an. 29.875 Tiere erlegten die hessischen Jäger 2020/2021. Dafür ließen sich hier deutlich weniger Marderhunde und Minks erbeuten als in den anderen Bundesländern. 61 Marderhunde und 57 Minks sind die Beute. Viele Neozoen, auch wenn es mehr maskierte Räuber sind.

Die Bären mit der Maske und die Wanderschaft der Neozoen

Schleswig- Holstein ist auch schon Waschbärland. Die Zahle der erlegten Neozoen beträgt: 944 Waschbären und 10 310 Marderhunde. Das ist ein Streckenrekord bei beiden Wildarten. Bei beiden Wildarten steigen die Strecken ebenfalls rasant an.

Der Fressdruck steigt

Die Kurve der erlegten Waschbären steigt auch in Bayern steil an. Im letzten Jahr sind es nun schon über 4.500 erlegte Bären. Beim Marderhund hingegen gibt es einen Einbruch. Im letzten vorletzten Jagdjahr wurden noch über 100 Marderhunde gestreckt, im letzten sind es nur noch rund 80 Individuen.
Wie ist die Lage in Baden-Württemberg? Ganze 4.015 Waschbären sind in Baden-Württemberg 2020/2021 gestreckt worden. Die Zahl der Marderhunde liegt bei 17 Stück. Auch hier sind die Neozoen auf dem Vormarsch.

Alle Infos und Daten zu den Streckenergebnissen finden Sie hier: 

Landwirtschaftsministerium Sachsen

Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft

Landwirtschaftsministerium NRW

Umweltministerium Hessen

Bayerischer Jagdverband

LAZBW Baden-Württemberg