Jagd im Regenwald – das etwas andere Jagdziel

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Die Bongojagd im Regenwald gehört zu einem außergewöhnlichem Abenteuer. (Foto: Pixabay)

In den letzten Jahrzehnten wurde der Regenwald durch die sich vermehrende Bevölkerung drastisch reduziert, aber auch durch den Abbau wertvoller Hölzer, Erze sowie anderer Bodenschätze. Einst waren 14 Prozent unserer Erde von Regenwald bedeckt, heute sind es nur noch sechs Prozent. Wenn wir uns die Landkarten unserer Erde einmal anschauen, dann fällt auf, dass Regenwald immer dort entstanden ist, wo Gebirgszüge die wärmere, aus sehr hoher Luftfeuchtigkeit bestehende Seeluft aufhielten, zum Aufsteigen in höhere und kältere Luftschichten zwangen, wo sie sich zu Wolken verdichteten, um sich dann wiederum an den Hängen dieser Bergketten abzuregnen. Aber auch die Regenwälder selber sorgen durch die anhaltende Verdunstung immer wieder für regionale Niederschläge.

Warum Jagd im Regenwald?

Die Jagd im Regenwald ist mit keiner traditionellen Safari zu vergleichen, da sämtliche Voraussetzungen anders sind – bis
auf die Preise, die ebenfalls für Otto-Normalverbraucher kaum noch erschwinglich sind. Warum unternehmen einige Jäger trotzdem eine vergleichsweise sehr teure Regenwaldjagd? Die Antwort ist einfach: Kaum eine Jagd kann körperlich so anstrengend, so gefährlich, so aufregend und so belohnend sein wie eine im Regenwald. Der Körper erzeugt in brenzligen Situationen soviel Adrenalin, dass man noch Stunden später ein Hochgefühl verspürt.

Fitness erforderlich

Um aber eine Jagd im Regenwald mit Erfolg bestreiten zu können, muss der Jagdgast vor allem sehr fit sein. Den ganzen Tag über muss er stramm marschieren können, und das Tag für Tag über die gesamte Safari. Auch sollte er noch eine gewisse Gelenkigkeit besitzen, damit er in geduckter Haltung durch niedriges Astwerk hindurchschlüpfen kann – oft auf Händen und Füßen und alles bei feuchtheißen Temperaturen. Das kann überaus schweißtreibend sein, also die besten Voraussetzungen, um überflüssige Kilos loszuwerden.

Die meisten Gebiete

In den meisten Jagdgebieten existieren Wege für Geländefahrzeuge, ehemalige Wege der Holzverarbeitungsindustrie, oder solche, die speziell von den Safarigesellschaften angelegt wurden, um die Jagd zu erleichtern. Von diesen Wegen führen dann Pirschpfade zu häufig von Wild besuchten Salzleckstellen oder Wasserlöchern. Dennoch wird im Endeffekt alles auf die körperliche Kondition des Jagdgastes ankommen, und entsprechend wird der Berufsjäger die Tagesmärsche festlegen.

Die Suche nach Trittsiegeln

Die Jagd beginnt wie alle Safaris früh im Morgengrauen mit einer Pirschfahrt zu angelegten oder natürlichen Salzleckstellen mitten im Regenwald oder zu den eher lichten Galeriewäldern am Rande von Waldrodungen, die häufig von den Bongos besucht werden. Findet man frische Trittsiegel eines guten Bongobullen, dann fängt die Jagd erst so richtig an – und das kann sehr anstrengend werden.

Bullen des Regenwaldes

Bongos sind sehr scheu und verweilen meist nur in der Dunkelheit etwas länger auf Freiflächen mit niedrigem Baumbewuchs. Hier äsen die Antilopen das frisch sprießende Gras oder das junge Blattwerk der niedrigen Büsche. Diese Gebiete werden alljährlich in der Trockenzeit von den Einheimischen abgebrannt, um die Jagd zu erleichtern. Aber auch, um einen frischen Graswuchs zu fördern, der das Wild anzieht. Auf diesen lichteren Stellen folgen in kurzer Zeit neue Baumtriebe. Die Bongofährten führen sehr bald in die Einstände tief im dichtesten Regenwald, wo sie sich zum Wiederkäuen niedertun. Dabei ziehen sie entlang fast unsichtbarer Pfade, denn das dichte Buschwerk ist an vielen Stellen so undurchdringlich, dass sich der Jagdgast wundert, wie sich eine so große Antilope – immerhin 200 bis 250 Kilogramm schwer und 1,4 bis 1,5 Meter hoch – ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen, hindurchzwängen kann. Nur die einheimischen Spurenleser sind in der Lage, den Fährten zu folgen.

Auf der Fährte

Ein regnerischer Tag verspricht den größten Erfolg, denn auf dem aufgeweichten Untergrund machen die Verfolger die wenigsten Geräusche. Die Pirsch geht oft durch stehende oder fließende Gewässer, zeitweilig muss man sich auf Händen und Knien vorsichtig weiter schieben. Manchmal kann man die Bongos weiter voraus hören. In den meisten Fällen ist es ein leises Knacken, und in der Brunft vernimmt man vielleicht das kurze Grunzen der Bullen. Aber in Anblick bekommt man sie recht selten. Und sollte es dennoch gelingen, dann sieht man oftmals nur einen kleinen Teil der hellrot leuchtenden Decke mit den weißen Streifen eines weiblichen Stücks. Die Verfolgung geht weiter und irgendwann mit Ausdauer, Geschick und natürlich viel Glück passen eines Tages alle Faktoren zusammen, und auf einer Lichtung im frühen Morgengrauen oder im letzten Licht bei einer Pirsch sieht man den Bullen in all seiner Pracht und der Jagdgast kommt zu seinem Schuss, und das in den meisten Fällen aus recht kurzer Entfernung zwischen 20 und 50 Schritt.

Ansprechen starker Bullen im Regenwald

Bei einem starken Bongobullen fällt sofort der gewaltige Nacken auf, der das Haupt eher klein erscheinen lässt. Und dann das Gehörn, das sehr massiv wirkt mit weiß gefegten Spitzen über 30 Zoll (75 cm) lang. Man muss die Zahlen des „Rowland Ward’s, Records of Big Game” nicht im Kopf haben, um eine gute Trophäe sofort zu erkennen. Hat man Zweifel, sollte man lieber nicht schießen, um sich hinterher nicht über eine zu geringe Trophäe ärgern zu müssen. Ich kannte einige Berufsjäger, denen es egal war, ob die Trophäe gut war oder nicht, es war ja ein Bongo, und das war schon Erfolg genug. Ich möchte vor solchen Jagdführern ausdrücklich warnen. Es ist auf jeden Fall ratsam, auf eine brave Trophäe zu warten. Ein hilfreicher Tipp: Das Gehörn sollte mindestens zweimal so lang sein wie das Gesicht. Bei einem starken Bullen beträgt die Spanne vom Hornansatz bis zur Windfangspitze etwa 13 bis 14 Zoll.

Lichter Moment

Ich hatte als Berufsjäger einige Male pures Glück. Man ist schon auf dem Rückweg einer erfolglosen Pirsch, durstig und müde, und will gerade eine kleine Lichtung in Richtung Auto überqueren – und dann, im vollen Sonnenlicht, steht da eine Bongoherde. Der Bulle an der Spitze wie eine Statue, und alle weiblichen Stücke äugen zu uns herüber. Der Jagdgast ist so verdutzt, dass er nicht einmal daran denkt, sein Gewehr von der Schulter zu nehmen und durchzuladen. Dann vergehen bangende Momente, und die Sekunden werden zu Stunden, während der Jagdgast behutsam die Waffe über meine Schulter in Anschlag bringt. Aber solche Glücksfälle sind eher die Ausnahme.

Einsatz von Hunden

Heutzutage kann man auf Bongos nur noch im Westen Afrikas jagen, und dort ist die Bongojagd mit Hunden erlaubt. Oder besser gesagt, wird die Jagd so von den dort ansässigen Safarigesellschaften durchgeführt. Ist man dicht genug an die Bongos herangepirscht, schleicht ein Spurenleser voran und lässt seinen Hund auf den oder die Bongos los. Nun bleibt der Bulle zurück und stellt sich dem Hund. Jetzt werden weitere Hunde von der Leine gelassen, um den Bongo zu verwirren und abzulenken. Dadurch bietet sich dem herbeieilenden Jagdgast die Möglichkeit, auf den sich zur Wehr Setzenden zu Schuss zu kommen. Ich halte von dieser Art der Bongojagd nichts. Die Befürworter argumentieren: „Auf diese Weise werden nur männliche Bongos erlegt, da die weiblichen fliehen. Der Jagdgast sieht den Bullen deutlich, und wenn er schießt, ist er sich sicher, den richtigen zu treffen.”

 

Wir haben ihr Interesse für eine Auslandsjagd geweckt? Hier geht es auf Elche in Estland.