Zweiter Luchs in Baden-Württemberg besendert

Luchse gehören zu den seltensten Tieren in Baden-Württemberg, die nur ab und an aus der benachbarten Schweiz nach Baden-Württemberg kommen. Nun wurde ein zweites Tier besendert, um seine Wanderungen zu verfolgen

Luchse gehören zu den seltensten Tieren in Baden-Württemberg, die nur ab und an aus der benachbarten Schweiz nach Baden-Württemberg kommen.

Nun wurde ein zweites Tier besendert, um seine Wanderungen zu verfolgen.

„Seit einem Jahr streift der männliche Luchs Friedl mit einem Senderhalsband durch Baden-Württemberg und liefert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern spannende Erkenntnisse über seine Wanderschaft und somit wertvolle Einblicke in das Leben der seltenen Pinselohren.“

„Ziel ist es, so wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse über den Luchs zu gewinnen und diese unmittelbar an unsere Partnerinnen und Partner aus Jagd und Nutztierhaltung weiterzugeben“, sagte Naturschutzminister Alexander Bonde am Montag (11. April) in Stuttgart.

„Es ist wichtig, wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse über den Luchs zu gewinnen“ – Naturschutzminister Alexander Bonde

Der Minister wies darauf hin, dass die Batterie des Halsbandes für ein gutes Jahr reiche und bei Friedl nun kurz vor dem Erlöschen sei. Da eine geplante erneute Besenderung von Luchs Friedl durch einen Tausch der Batterie nicht erfolgreich war, hatte sich das Halsband am vergangenen Freitag durch einen automatischen Mechanismus vom Tier gelöst, so der Minister.

©FVA; Forstliche Versuch- und Forschungsanstalt Freiburg

©FVA; Forstliche Versuch- und Forschungsanstalt Freiburg

„Dem Team der FVA gelang es jedoch in enger Kooperation mit den Jägerinnen und Jägern vor Ort einen anderen Luchs in Oberschwaben zu fangen und mit einem Halsband auszustatten“, sagte Bonde. Dieser Luchs war einen Monat zuvor bereits von zwei Jägern beobachtet und fotografiert worden. Auch bei diesem Tier handelt es sich um ein Männchen, dessen Herkunft von dem für das Monitoring in der Schweiz zuständigen Institut KORA für Raubtierökologie und Wildtiermanagement über die individuelle Fleckenzeichnung des Fells abgeklärt werden konnte: Der Luchs mit dem formalen Namen „B433“ wurde als Jungtier erstmals im Jahr 2014 in den Schweizer Ostalpen nachgewiesen und im Juli 2015 bei seiner Abwanderung im Kanton Thurgau fotografisch erfasst. Männliche Luchse unternehmen gerade in der Paarungszeit zwischen Februar und April weite Wanderungen auf der Suche nach weiblichen Tieren, die aber bisher in Baden-Württemberg nicht nachgewiesen werden konnten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass die beiden männlichen Tiere zwar Kontakt zueinander hatten, dass sie sich jedoch nicht langfristig im gleichen Gebiet aufhalten werden. Die ersten Daten des Halsbandes scheinen dies zu bestätigen: So ist der Luchs B433 nach seiner Besenderung in Oberschwaben bereits über 20 Kilometer weiter in Richtung Norden auf die Schwäbische Alb gezogen, während Friedl im Donautal unterwegs ist. Über die Bewegungen der Luchse werden die Partnerinnen und Partner aus Jagd und Nutztierhaltung vor Ort durch die FVA informiert werden.

Wertvolle Erkenntnisse dank Senderhalsband

„Luchs Friedl bot die bisher einmalige Gelegenheit wissenschaftliche Fragen – beispielsweise zu Lebensräumen und Wanderrouten – zu beantworten. Auch der neu besenderte Luchs wird den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hoffentlich wertvolle Daten liefern können“, sagte der Minister. Im Idealfall erfahre die FVA täglich die Position des Luchses. „Einmal am Tag versucht sich das Halsband in das Handynetz einzuwählen, um die erhobenen Daten per SMS zu verschicken. Diese Informationen sind wichtig. Denn gemeinsam mit den zuständigen Jägerinnen und Jägern suchen die Beschäftigten der FVA beispielsweise einige Tage später dort nach Resten von Beutetieren, wo sich der Luchs längere Zeit aufgehalten hat“, sagte Bonde. „Dabei wird großer Wert darauf gelegt, dass das Tier nicht gestört wird“, erläuterte der Minister.

©FVA; Forstliche Versuch- und Forschungsanstalt Freiburg

©FVA; Forstliche Versuch- und Forschungsanstalt Freiburg

Hintergrundinformationen zur Besenderung

Der Luchs Friedl war im April 2015 im Mittleren Schwarzwald an einem seiner Beutetiere von einem Team der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) besendert worden. Anhand eines Fellabgleiches und genetischer Analysen konnte nachgewiesen werden, dass der junge Luchs aus dem Schweizer Jura zugewandert war. Friedl blieb bis Mitte August im Schwarzwald, bevor er sich wieder auf Wanderschaft quer durch das Land begab, vor den Toren Ulms stand und dann entlang des Albtraufs ins Donautal zog.

Das landesweite Luchsmonitoring wird in enger Absprache mit der Arbeitsgruppe Luchs und Wolf durchgeführt, in der Verbände aus Jagd, Landwirtschaft und Naturschutz vertreten sind. Alle Verbände bitten darum, Luchshinweise möglichst rasch an die FVA unter der Nummer 0761/4018-274 zu melden. Die Arbeitsgruppe Luchs besteht bereits seit 2004 (seit 2014 AG Luchs und Wolf) und behandelt alle Fragen rund um den Luchs in Baden-Württemberg.

Luchse gehören zu den seltensten Tieren in Baden-Württemberg und sind streng geschützt. Bisher wurden nur sehr wenige männliche Tiere nachgewiesen, die aus dem Schweizer Jura und nun auch aus den Schweizer Alpen zugewandert waren und in aller Regel schnell wieder verschwanden. Die heimlichen Katzen erreichen die Größe eines Schäferhundes, stellen für Menschen aber keinerlei Gefahr dar. Kommt es zu einer Begegnung, so zieht sich der Luchs zurück.

Wenn sich einzelne Luchse niederlassen, so nutzen sie immer noch äußerst große Flächen von bis zu 300 Quadratkilometern. Dort erbeuten sie überwiegend Rehe. Nutztiere fallen Luchsen äußerst selten zum Opfer. Kommt es zu einem solchen Fall, so wird die/der Tierhalterin/Tierhalter aus einem Fonds entschädigt, der von Verbänden aus der AG Luchs und Wolf gespeist wird.

PM LJV BW