Wildkamera – Böcke bestätigen im Frühjahr

Wildkameras erleichtern den Überblick über das Wildvorkommen und vermeiden Störungen im Revier. Unser Autor Alexander Timpe erklärt, wie man sich die Geräte zur Bockbestätigung im Frühjahr zu Nutze machen kann.

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Wildkameras erleichtern den Überblick über das Wildvorkommen und vermeiden Störungen im Revier. Foto: Pixabay

Die Monate Februar, März und in einigen Bundesländern auch April sind für viele Waidmänner- und frauen die jagdärmste Zeit des Jahres. Statt Ansitz und Pirsch stehen in dieser Zeit oftmals Revierarbeiten an und für viele Jäger auch das Bestätigen reifer Böcke. Als Alternative zum Ansitz mit Fernglas und Spektiv oder zahlreichen störungsintensiven Revierfahrten, können Jäger mit etwas weniger Zeit sich dabei den Einsatz von Wildkameras zu Nutze machen.

Wildkameras – Vielseitig einsetzbare Revierhelfer

Meist werden Wildkameras klassischerweise an Kirrungen aufgehängt, um detaillierte Einblicke zu den nächtlichen Besuchern zu bekommen. Auch eigen sie sich hervorragend dazu bestimmte Einstände wie beispielsweise eingezäunte Gatter zu überwachen. Ich nutze meine Wildkamera darüber hinaus schon seit Jahren in der „Jagdpause“ im März und April zur Bockbestätigung. So lässt sich schon im Voraus herausfinden, welche Orte vielversprechend für den Maiansitz sind.
Bei der Bockbestätigung mit der Wildkamera gehe ich wie folgt vor: Etwa zwei Monate vor Begin der Bockjagdzeit fange ich damit an, meine Wildkamera für den Zeitraum von jeweils einer Woche an bekannte und starke Wechsel in der Nähe von Ansitzeinrichtungen oder potenziellen Pirschwegen aufzuhängen. Die Aufnahmen werden jedes Mal beim Umhängen der Kamera an einen neuen Ort überprüft. Zur Brut- und Setzzeit im Frühjahr kommt es dabei auch regelmäßig zu besonders schönen Überraschungsaufnahmen.

Überraschungsaufnahmen kommen vor allem in der Brut- und Setzzeit vermehrt vor. Hier konnte der seltene Anblick von einem Kranichpaar mit seinem Nachwuchs abgelichtet werden. Foto: Alexander Time

Aufnahmen vereinfachen die Altersansprache

Selbstverständlich schafft man es mit dieser Methode längst nicht jeden Bock zu bestätigen. Die Aufnahmedistanz ist bei Wildkameras mit maximal 15 Metern sehr beschränkt und so gehört neben der richtigen Platzwahl auch eine Menge Glück dazu. Es ist somit nicht leicht Aufnahmen von möglichst vielen Rehböcken zu erhalten. Im Vergleich zu Sichtbestätigungen ermöglichen gute Aufnahmen aus kurzer Distanz dafür allerdings meist eine bessere Altersansprache. Diese wird im Frühling zusätzlich durch unterschiedliche Fege- und Färbezeitpunkte junger und alter Böcke vereinfacht. Wir merken uns: „Jung verfärbt zuerst und Alt verfegt zuerst.“

Rehwild ist eine recht standortstreue Wildart mit verhältnismäßig kleinen Revieren von durchschnittlich 25 ha Größe. So ist es einem teilweise vergönnt, denselben Rehbock über mehrere Jahre am gleichen Ort zu fotografieren. So kann man genau Einblicke in seine Gehörnentwicklung bekommen.
Hat man in einem Revierteil einen reifen Bock bestätigt, stehen die Chancen gut, diesen auch zur Jagdzeit in Anblick zu bekommen. Weiß man im Voraus bereits über sein Alter Bescheid, spart man sich auf Pirsch oder Ansitz dann die oftmals entscheidenden Sekunden zur Altersansprache und kommt schneller zu Schuss.

Durch eine Wildkameraaufnahme konnte dieser etwa fünfjährige Bock bestätigt werden. Etwa zwei Monate später wurde er unweit des Aufnahmeortes erlegt. Foto: Alexander Time

Praxistipps zum richtigen Einsatz der Wildkamera zur Bockbestätigung im Frühjahr:

  • Richtige Platzwahl: Hierzu sollte man starke Wechsel in der Nähe von Ansitzeinrichtungen oder Pirschwegen nutzen. Besonders geeignet sind Zwangswechsel zum Beispiel entlang von Zäunen oder Gewässern.
  •  Richtiges Aufhängen: Die besten Aufnahmen entstehen, wenn die Kamera auf Höhe des Wildes (etwa kniehoch) mit zum Boden parallelem Blickwinkel hängt. Zudem sollte die Sichtachse entlang des Wechsels führen. Filmt man seitlich auf den Wechsel kommt es zu häufigem Fehlauslösen bei schnell vorbeiziehendem Wild, da zwischen Auslösen von Bewegungsmelder und Aufnahmebeginn immer etwas Zeit vergeht.
  • Richtige Entfernung: Die Kamera sollte niemals weiter als 10 Meter vom Aufnahmeort entfernt hängen. Aber auch zu dichtes Aufhängen von unter zwei Metern Distanz kann nachteilig sein, da Wild verschreckt wird oder überbelichtete Nachtaufnahmen entstehen.
  • Richtige Kameraeinstellungen: Hier lautet meine Empfehlung: Immer den Videomodus nutzen! Fotos von ziehenden Tieren sind leider oftmals verwackelt. Außerdem lässt sich das Verhalten eines Rehbocks und Schlüsse, die sich bezüglich seines Alters daraus ziehen lassen, auf Video deutlich besser analysieren. Die Videolänge sollte nicht mehr als 10 Sekunden betragen, da sich zu lange Aufnahmen negativ auf Speicherkartenkapazität und Akkulaufzeit auswirken.