Autobahnen zerschneiden Lebensräume – Jäger schlagen Alarm!

Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein mahnt die Zerschneidung der Lebensräume des Rotwildes durch die Autobahn an. Der begrenzte Genpool führt bereits zu Missbildungen in der Population. Die Grünen in der Regierungsverantwortung sitzen die Problematik aus.

Autobahn Pixabay

Es fällt erst auf wenn es fehlt: Lange Strecken unserer Autobahn besitzen keine Wildtierbrücken. (Foto: Pixabay)

Gefangen durch die Autobahn

Durch den Bau der Autobahnen wurden die bereits existierenden Rotwildbestände zerschnitten. Dies fällt vor allem in Schleswig-Holstein auf, aber auch andere Bundesländer sind betroffen. Die Bestände konnten sich stets in einem großen Genpool austauschen und getreu dem Motto „survival of the fittest“ weiterentwickeln. Die Folge ist Inzucht innerhalb der Rotwildpopulation und seit den letzten 50 Jahren. Durch die großen Autobahnen und Bundesstraßen ist das Rotwild sogar eingeschlossen. Es kann kein Austausch frischer Gene stattfinden.

Schwere Missbildungen

„Dem Rotwild in Schleswig-Holstein fehlt der genetische Austausch unter den Teilpopulationen im Land und mit dem Rotwild in Mecklenburg“, sagt Frank Zabel, Wildbiologe vom Arbeitskreis Schalenwild des Landesjagdverbandes. Schwere Missbildungen durch Autobahnen sind die Folge. Es wurden Hirsche mit verkürzten Unterkiefern und deformierten Schädeln gefunden und erlegt. Auch ein Kalb ohne Augen wurde gefunden. Die Inzucht in der Rotwildpopulation ist ein Problem der Gegenwart.

Die Politik sitzt es aus

Es müssen Lösungen her, keine Frage. Die SPD fordert einen Wildwegeplan für Schleswig-Holstein rund um die Autobahn. Im Dezember hatte die Jamaika-Koalition laut tierschutzpolitischem Sprecher der SPD Stefan Weber so einen Antrag abgelehnt. Die Grünen verweisen auf ihre Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt – eher fraglich, wie wir vom JÄGER erst kürzlich hier behandelt haben. Hier soll es ein Konzept bis 2023 geben. Leider ist bis hierhin nur eine Idee zu erwarten, obwohl heute schon mit einem Plan gestartet werden müsste. Das Rotwild würde es der Politik danken.

Die Autobahn ist nicht das einzige Übel

Besonders die  Autobahn 1 zwischen Hamburg und Lübeck muss geöffnet werden. Bereits existierende Wildbrücken existieren an der A21, an der A20 sowie an der  Autobahn 7. Die größeren Bauwerke kosten hier um die fünf Millionen Euro. Weitere Faktoren, die die Population beschneiden sind Siedlungen oder Windkrafträder. Ebenso Solaranlagen und Gewerbegebiete sowie umzäunte Aufforstungsflächen schränken das Wild neben der Autobahn massiv ein.

Die Lösung

Die Lösung sind Wildbrücken über die Autobahn hinweg. Die Grünen wollen allerdings nur bestehende Bauwerke aufwerten. „Tierschutz und Artenvielfalt müssen uns mehr wert sein als warme Worte“, meint Stefan Weber, tierschutzpolitischer Sprecher der SPD im Landtag. „Weitere Wildbrücken sind ein Muss“, bekräftigt Frank Zabel vom LJV Schleswig-Holstein. Ausgaben von fünf Millionen Euro sollten für größere Brücken über die Autobahn zu Gunsten unseres Wildes wohl planbar sein. Kleinere Bauwerke an der A21 kosteten sogar nur 2,5 Millionen Euro.