Mangelnde Scheu: Italien erlegt Bären

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Vergangenen Dienstag wurde "Problembär" M90 erschossen. (Foto: Pixabay.com)

Wildtiere mit mangelnder Scheu vor dem Menschen sind oft ein Problem. In den italienischen Alpen wurde jetzt ein Bär erlegt.

Ein zweieinhalb Jahre alter Bär in den italienischen Alpen wurde als gefährlich eingestuft. Er habe wenig Scheu vor Menschen gezeigt und sich oft in der Nähe von Städten aufgehalten. Ende Januar soll das Raubtier Wanderer über mehrere hundert Meter verfolgt haben. Daraufhin hatte das Institut für Naturschutz und Umweltforschung (ISPRA) umgehend seinen Abschuss gefordert. Vergangenen Dienstag wurde das Tier dann in der Provinz Trient mit behördlicher Genehmigung erschossen.

Wiederansiedlungsprojekte für den Bären

Mit dem Wiederansiedelungsprojekt „Life Ursus“, welches zwischen 1996 und 2004 umgesetzt wurde, sollten Bären im Norden Italiens wieder heimisch werden. 50 Bären sollten sich dort ansiedeln. Inzwischen liegt die Zahl der Raubtiere bei 120 bis 200 Tieren. Die meisten von ihnen inTrient und in den Abruzzen im Zentrum des Landes.

Nach einer tödlichen Bärenattacke auf einen Menschen im April 2023 forderte Regionalpräsident Maurizio Fugatti bereits eine Begrenzung der Bärenpopulation. Er war es auch, der die Genehmigung für den Abschuss des auffälligen Tieres mit der Kennnummer M90 vergangenen Dienstag erteilte. Im Januar beschloß das Kabinett der Provinz, jährlich acht Bären zum Abschuss freizugeben.

Problembär M90

Mitte September 2023 wurde das Tier mit einem Peilsender ausgestattet und konnte dauerhaft beobachtet werden. Es zeigte sich, dass der junge Bär sich bis zu seiner Tötung 12 Mal einer Ortschaft genähert und drei Mal Menschen verfolgt hat. Diese mangelnde Scheu vor dem Menschen kann dauerhaft zu Konflikten führen. Daher wurde der Bär zum Abschuss freigegeben. Das gleiche Schicksal ereilte zwei junge Wölfe in Sachsen-Anhalt. Auch sie wurden aufgrund ihres untypischen Verhaltens entnommen. Tierschützer planen für Samstag (10. Januar) eine landesweite Demonstration gegen das „blutige Management“ großer Raubtiere im Trentino.

Kritische Stimmen

Der Abschuss des Bären lässt kritische Stimmen laut werden. Die Tierschutzorganisation OIPA nannte die Erlegung eine »blinde und tierfeindliche Politik« der Behörden von Trient. Kritisiert wird zudem der schnelle Abschuss, sobald die Freigabe erfolgte. Das Tier trug einen Peilsender, über den der zuständige Förster es finden konnte. Auch Gilberto Pichetto Fratin – der italienische Umweltminister – sagte in einer Stellungnahme, dass eine Tötung nicht die einzige Option gewesen sein könnte. Er rief dazu auf, ein friedliches Zusammenleben in dem Gebiet zu gewährleisten.