Jagdtrophäen präparieren: Interview mit einem Experten

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Bei Jagdtrophäen ist die richtige Präparation essenziell. Wie läuft dieser Prozess ab? © Kim Trautmann

Trophäenpräparation ist ein wichtiges Handwerk. Es hat jedoch auch viele künstlerische Elemente. Wie genau läuft die Präparation von Jagdtrophäen ab? JÄGER-Redakteur KIM TRAUTMANN hat Präparator CHRISTIAN RICHTER über die Schulter geschaut und die wichtigsten Fragen zur Präparation von Jagdtrophäen gestellt.

Jagdtrophäen präparieren: Ein Besuch im Atelier

Mitten in der Harzer Berglandschaft, in Harzgerode, befindet sich das Präparationsatelier von Christian Richter. Begrüßt wird man direkt von den beiden Magyar Vizsla, und dann geht es auch schon in die Werkstatt des Präparators.

Beim Anblick der zahlreichen Präparate fühlt man sich direkt in die unterschiedlichen Landschaften Deutschlands und die jeweiligen Jagdarten hineinversetzt. Enten, verschiedenste Fischarten, Formen und Abgüsse, etliche Muffelwidder und auch einige Kuriositäten finden sich hier. Vor allem aber bin ich neugierig auf Christians Arbeit.

Redaktion: Welche Wildarten präparierst du am häufigsten für deine Kunden?

Christian Richter: Eigentlich ist die ganze Bandbreite der heimischen Wildarten sowie auch Fische vertreten. Das heißt also Reh- wild, Rotwild, Schwarzwild, Raubwild, Vögel, aber auch afrikanische Wildarten. Und eine regionale Besonderheit gibt es hier im Harz natürlich auch noch. Das sind die Muffel. Davon präpariere ich jedes Jahr etwa 25 bis 30 Stück, würde ich schätzen.

Welche Präparate werden am häufigsten in Auftrag gegeben?

Im Grunde werden alle verschiedenen Präparate bestellt. Beim Muffelwild sehr oft die klassische Shoulder-Mount, allerdings nimmt auch die Zahl der Präparate, bei denen nach amerikanischem Vorbild Blatt oder Vorderlauf zu sehen sind, weiter zu.
Full-Mounts, Ganzpräparate, aber auch das Abkochen und Aufsetzen der Trophäe gehören zu meiner Arbeit.

Nehmen wir an, ich habe meinen Lebenswidder erlegt und möchte ein Schulterpräparat machen lassen, wie gehe ich vor?

Zunächst einmal ist es wichtig, sich das erlegte Stück gut anzuschauen und aus verschiedenen Perspektiven bei gleichen Lichtverhältnissen gute Fotos von Haupt und Träger zu machen. Das hilft mir enorm dabei, das Präparat später möglichst realistisch und so wie dieses bestimmte Stück Wild aussehen zu lassen.
Dann solltest du hinter den Blättern einen Schnitt Rund um den Torso durchführen und dann das Messer entlang der Rückenlinie gerade nach vorne zum Haupt führen. Jeder Präparator hat da seine eigene Technik, aber so kann ich die Decke später am besten aufziehen und vernähen.
Anschließend trennst Du das Haupt vom Träger, verpackst das Haupt und die Decke in einem Wasserdichten Beutel und gefrierst sie ein. Dann kannst du sie nach Absprache per Post schicken oder vorbeibringen.

Wie geht es weiter, wenn die Jagdtrophäe bei dir eintrifft?

Die Abstände an Haupt und Trophäe werden vermessen und dokumentiert. Dann geht das abgezogene Cape zum Gerber, bevor es mit der eigentlichen Präparation der Trophäe losgehen kann. Der Kunde kann sich für eine entsprechende Form des Präparats entscheiden. Dementsprechend geht es dann weiter. Die Decke wird auf die Form aufgezogen, vernäht und schließlich werden die einzelnen Konturen der Maske und des Haupts modelliert.

Bei der Präparation von Jagdtrophäen ist detaillierte Arbeit von höchster Relevanz. © Kim Trautmann

Inwiefern werden Jagdtrophäen noch koloriert?

Üblicherweise nicht stark. Lediglich wenn die Maske, der Rand der Augenlieder oder beispielsweise der Muffelfleck noch eines Kontrasts bedürfen, koloriere ich diese behutsam in mehreren Schichten nach. Hierfür sind die guten Bilder von Haupt und Trophäe wichtig.

Wie wichtig ist die Schussplatzierung für das Präparieren von Raubwild?

Der Treffersitz ist durchaus von Bedeutung. Gerade bei den Mardern, Füchsen oder Dachsen, die aus der Fangjagd stammen oder bei der Baujagd mit dem Revolver erlegt wurden, gibt es öfter mal Komplikationen, wenn der Schuss im Hauptbereich angetragen wurde.
Das sind Stellen im gegerbten Balg, an denen ich ganz schlecht ansetzen kann, zudem ist das Haar hier deutlich kürzer als beispielsweise an den Flanken oder im Bereich der Blätter. Der klassische Schrotschuss ist natürlich optimal, wenn das Raubwild bis auf Schrotschussentfernung heranschnürt. Ist dies nicht der Fall ist die kleine Kugel, die .22 oder .17 Hornet beispielsweise ideal, um den Balg so intakt als möglich zu halten.

Was war das Außergewöhnlichste, was du bisher präpariert hast?

Ein Leguan, verschiedene Vögel für Forschungseinrichtungen, diverse Rinder und ein Moschusochse waren bereits dabei. Jedes präparierte Tier muss dem Jagdrecht unterliegen oder die erforderlichen CITES- Papiere haben, damit es präpariert werden kann.

Wie unterscheidet sich die Präparationstechnik bei Fischen gegenüber Säugetieren?

Bei Fischen wird ein Abguss angefertigt. Das heißt, ich bilde die exakten Konturen des Fischs mithilfe einer Silikonform ab, gieße den Fischkörper und überziehen diesen im Anschluss wieder mit der Haut. Bevor präpariert werden kann, muss jeder Balg zum Gerber. Dadurch ist es möglich, die exakte Form und das Aussehen des Fisches abzubilden. Dadurch entfällt das Problem, dass der echte Schädel beim Trocknen zusammenschrumpeln würde und die Form sich ändert.

Wofür setzt du dieses Verfahren noch ein?

Das ist ganz unterschiedlich, hin und wieder kommt die Technik beim Restaurieren von Trophäen zum Einsatz. Das können Erbstücke sein, die in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt werden sollen. Das kann aber auch eine gebrochene Stange sein, die ich somit exakt nachbilden kann.
Es geht bei diesem Verfahren sogar so weit, dass ich einmal eine komplette Hirschtrophäe inklusive Schädel und beiden Stangen nachgebaut habe. Der Erleger hatte die Trophäe für sich fertiggemacht, durfte sie aber nicht behalten, da der Forstbetrieb eine „Anti-Trophäen-Haltung“ hat und alle Trophäen zum Jahresende wieder einsammelt, kleinsägt und an eine Knopffabrik verkauft. Dadurch sah sich der glückliche Erleger gezwungen, die Trophäe in Form eines Abgusses nachbauen zu lassen. Sehr ungewöhnlich, aber auch das ist möglich.

Eine letzte Frage: Wozu sind die ganzen Nadeln im Jagdtrophäen-Präparat?

Die Nadeln halten die Decke so auf Spannung und in Position, dass die Kontur des Wildtieres perfekt nachgebildet wird. Allerdings müssen sie auch zum richtigen Zeitpunkt entfernt werden, um beispielsweise keine Delle im Präparat zu produzieren. Positionierung und Zeitpunkt des Entfernens sind also der Schlüssel für ein gelungenes Präparat. Vielen Dank für die spannenden Einblicke und das Interview!

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