Der Seewiesenhirsch

Ein auffällig standorttreuer Damhirsch auf der Wildkamera – egal wie viel man draußen ist und wie gut man sich einzelne Details merken kann, es ist doch nichts besser als ein Beweisfoto.

Der Seewiesenhirsch

Der größte Bestandteil der Jagd ist für uns die Hege. Und obwohl wir sehr gerne Beute machen, hat es für uns höchste Priorität, dass unsere einzelnen Trophäenträger, die im Forstgut erlegt werden – egal ob von Gästen oder von uns selbst – sehr selektiv ausgewählt sind.

In den letzten Jahren haben wir unser Revier durch die Nutzung von Wildkameras quasi neu kennengelernt. Denn egal wie viel man draußen ist und wie gut man sich einzelne Details merken kann, es ist doch nichts besser als ein Beweisfoto.

Das Rotwild ist leider nicht sehr standorttreu. Zwar kann man immer mit Rotwild im Revier rechnen, doch unsere größte heimische Wildart neigt in unserer Hegegemeinschaft dazu, sehr weite Strecken zu wandern und ihre Einstände oft in kürzester Zeit über Kilometer zu wechseln. Anders sieht es beim Damwild aus, hier haben wir den Eindruck, dass die Damhirsche einen eher kleinen Aktionsradius haben. Das merkt man vor allem daran, dass man die einzelnen Hirsche immer wieder im Revier erkennt und über die Jahre ihre Gewohnheiten, Wanderrouten und Einstände kennenlernt.

Leider ist es so, dass das Wiederkennen von Damhirschen über die Jahre gar nicht so einfach ist. Immer wieder mussten wir feststellen, dass einzelne Hirsche ihre Geweihform teilweise drastisch veränderten. Das geht teilweise soweit, dass keinerlei Ähnlichkeiten zum Geweih des Vorjahres zu erkennen sind. Doch dies ist auch nicht bei allen Hirschen so, so gibt es zum Beispiel einige Exemplare, die sehr wohl an der Stangen und Schaufelform wiedererkannt werden können.

Wir beschäftigen uns mit der Damhirsch-Thematik sehr intensiv und haben angefangen einzelne gute Wildkamerafotos von bekannten Hirschen zu sammeln und zu speichern.

Diese Arbeit ist unwahrscheinlich interessant und stellt einen immer wieder vor Herausforderungen. Da wir Euch an unserer Arbeit teilhaben lassen wollen, versuchen wir ab sofort regelmäßig Galerien „unsere Damhirsche“ auf unserer Website hochzuladen.

Wobei natürlich erwähnt werden muss, dass es nicht wirklich unsere Damhirsche sind, da sie jederzeit abwandern oder durch Reviernachbarn gestreckt werden können.

Im Jagdjahr haben wir von der Hegegemeinschaft in der Regel einen alten Hirsch und einen mittelalten Hirsch frei. Oft fallen allerdings mehr Geweihte, da immer wieder Hegeabschüsse durch Unfälle oder ähnliches nötig sind.

Leider ist es auch so, dass grade bei den mittelalten Hirschen die Brunftmortalität sehr hoch ist. Eigentlich kann man sagen, dass wir jedes Jahr zur Brunft mindestens einen verluderten Hirsch finden –  in schlimmen Jahren sogar bis zu drei Hirsche auf grade mal 500 Hektar.

Diese Faktoren machen es natürlich schwierig die einzelnen Hirsche beim Älterwerden zu begleiten.

Wir haben vor, immer wieder einzelne Hirsche vorzustellen und da fängt man natürlich immer mit seinem absoluten Liebling an, in unserem Fall der Seewiesenhirsch.

Der Seewiesenhirsch ist unwahrscheinlich Fotogen, und fällt dadurch auf, dass er einen wirklich sehr kleinen Aktionsradius hat. Im Frühjahr 2015 konnten wir sogar eine Abwurfstange von ihm finden und die Ordner sind prall gefüllt von Bildern dieses Recken.

Im Frühjahr 2015 konnten wir eine Abwurfstange vom Seewiesenhirsch finden ©Wilddiebe

Im Frühjahr 2015 konnten wir eine Abwurfstange vom Seewiesenhirsch finden ©Wilddiebe

Die übrigen Bilder könnt ihr  oben in der Galerie ansehen!

Dieser Hirsch ist ein schönes Beispiel dafür, wie unterschiedlich ein Damhirsch von Jahr zu Jahr aussehen kann.

Eindeutiges Wiedererkennungsmerkmal dieses Hirsches ist allerdings der alte verheilte Bruch am linken Vorderlauf.

Eindeutig ein verheilter Bruch - Der Seewiesenhirsch 2014 ©Wilddiebe

Eindeutig ein verheilter Bruch – Der Seewiesenhirsch 2014 ©Wilddiebe

Der Hirsch lebt seit mindestens drei Jahren mit dieser kleinen Behinderung. Er humpelt allerdings nicht und ist auch in seiner Brunftaktivität keineswegs eingeschränkt. Außerdem gehört er wohl zu den besten Hirschen die in unserem Revier ihrer Wege ziehen.

Wir schätzen ihn auf acht bis neun Jahre, damit wäre dieser Hirsch nach den Kriterien der Hegegemeinschaft reif und somit freigegeben. Allerdings haben wir uns selbst als Ziel gesetzt, unsere Damhirsche mindestens zehn Jahre alt werden zu lassen. Wir haben festgestellt, das grade in den Jahren vom achten bis zum zehnten Kopf noch sehr viel in der Geweihentwicklung passieren kann. Außerdem haben wir so die Sicherheit, dass der Hirsch auch wirklich reif ist.

Wenn man eine gewisse Auswahl an Hirschen im Revier hat, ist es absolut unnötig zu riskieren, das am Ende nur ein siebenjähriger Hirsch auf der Strecke liegt.