Läuse beim Wild? Wildschwein mit Parasiten befallen

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Eigentlich ist das suhlende Schwarzwild weniger für Ektoparasiten anfällig. Foto: pixabay/Thomas

Läuse sind im Vergleich zu anderen Ektoparasiten wie Zecken eher selten bei erlegtem Haarwild anzutreffen. Umso interessanter sind Läuse beim Schwarzwild, da dieses doch für seine intensive Körperpflege bekannt ist.

Ein auffälliger Frischling

Die Erlegung des Frischlings war recht unspektakulär. Auf einer gemulchten Wiese brechend wurde die Rotte angepirscht und ein Frischlingskeiler  fiel mit Blattschuss im Feuer. Im Januar mit 19 kg aufgebrochen war er sicherlich kein Riese, aber noch in der üblichen Spanne. Im Vorfeld konnten keine abweichenden Verhaltensweisen oder sonstige Auffälligkeiten bei dem Stück oder anderen Rottenmitgliedern festgestellt werden.

Auch vom äußeren Erscheinungsbild konnte zuerst nichts Besonderes an dem typisch bräunlichen Frischling festgestellt werden. Doch als es an das Versorgen ging, war die Überraschung groß.

Auf den Innenseiten der Keulen war je eine ca. 1 Euro-Stück große Hautverletzung festzustellen. Eine ähnliche Veränderung zeigte sich im Bereich des linken Blattes. Die Schwarte wies ansonsten eine wintergerechte, dichte Unterwolle und ein dickes Kleid an Deckborsten auf.

In den Haardickicht jedoch war Bewegung. Es wimmelte im Borstenkleid.

In solchen Fällen machen sich Gummihandschuhe bezahlt. Und sei es nur für das eigene Sicherheitsgefühl den Insekten nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Ein paar der Krabbler wurden für eine genauere Begutachtung in einem Probengefäß weggesperrt und später genauer untersucht. Das Ergebnis: Läuse. Schweineläuse.

Im Borstenkleid des Frischlings war ordentlich Bewegung. Deutlich erkennt man neben den Läusen auch die weißen „Nissen“. Auch sieht man eine kleine Hautwunde (oben rechts), die wahrscheinlich auf massiven Juckreiz zurückzuführen ist. Video: Stefan Birka

Läuse beim Wildschwein

Die Schweinelaus (Haempatopinus suis) ist die größte Tierlaus und mit einer Größe von vier bis sechs Millimeter auch mit bloßem Auge gut zu erkennen. Sie besitzt keine Flügel und hat sechs mit großen Klauen besetzte Greifarme. Der schmale Kopf hat einen innen liegenden Stechrüssel, mit dem die Laus Blut saugt. Übertragen werden die Parasiten durch direkten Kontakt oder durch die Nutzung derselben Kessel im Tageseinstand.

Läuse kleben ihre Eier, sogenannte Nissen, an die Haare ihres Wirtstieres. Mit bloßem Auge erkennt man kleine, weiße Körnchen an den unteren Teil der Haarschäfte. Aus den Eiern schlüpfen blutsaugende Larven, die sich nach zwei weiteren Larvenstadien zu einer adulten Laus häuten. Der gesamte Lebenszyklus dauert nur ungefähr vier Wochen.

Durch ihre Blutmahlzeiten sind die kleinen Ektoparasiten Überträger der Schweinepocken und der Schweinepest.

Sind Schweineläuse auf den Menschen übertragbar?

Die Schweinelaus gehört zur Ordnung der Echten Läuse. Läuse sind sehr stark an ihre jeweilige Wirtsspezies angepasste Parasiten. Die Schweinelaus ist auf anderen Wirten nicht lebensfähig. Zwar kann sich bei intensivem Kontakt die ein oder andere Laus auf den Menschen verirren, jedoch wird sie zeitnah verhungern oder auf der Suche nach einem Schwein das Weite suchen. Läuse gehen nur durch direkten Kontakt von einem Wirt auf den nächsten über.

Eine Schweinelaus (Haempatopinus suis) unter dem Mikroskop. Foto: Stefan Birka

Mit Läusen befallene Wildschweine als Lebensmittel?

Ein starker Befall mit Ektoparasiten eines erlegten Stückes mahnt immer zur Vorsicht, denn oft sind Abwehrkräfte durch Krankheiten geschwächt. Auch typische Verhaltensweisen, wie Körperpflege sind bei kranken Wildtieren stark vermindert und begünstigen Parasitenbefall. Es kann aber auch alles in Ordnung sein.

Im vorliegenden Fall waren alle Organe unauffällig, die Lymphknoten nicht verändert und der Ernährungszustand normal.

Beim Abschwarten des Stückes konnten keine Veränderungen festgestellt werden. Die kleinen Hautverletzungen, die am Anfang ersichtlich waren, waren nur oberflächlich.

Mag der Anblick der durch die Borsten kriechenden Parasiten auch für manche ekelerregend sein, so liegt das Hauptproblem erstmal außerhalb des Tierkörpers.

Doch was für einen Schaden können Läuse bei Wildschweinen anrichten? Was wäre gewesen, wenn der Frischling noch weitergelebt hätte und sich die Läuse noch stärker vermehrt hätten? Dann wäre die Sachlage vielleicht anders. Durch den starken Juckreiz hätte der Frischling wahrscheinlich größere Wunden gekratzt, welche dann recht schnell eitern können. Aus großflächigen eiternden Wunden können Keime in andere Körperteile abgespült werden und allgemein magert das Tier meist ab. Dann wäre der Frischling sicherlich nur zu entsorgen gewesen. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass Schwarzwild durch das Suhlen Läusen eigentlich arg zusetzen kann.