Hamburg quält Wildschweine mit Fallen

Im Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook im Nordosten vom Hamburg wurde offenbar regelmäßig Schwarzwild mit unterschiedlichen Fallen gefangen und dann getötet. 

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Foto: Symbolbild Pixabay

Im Nordosten vom Hamburg liegt das Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook. Laut Hamburger Abendblatt wurden dort offenbar in größerer Zahl Sauen in Fallen gefangen und dann erschossen.

Letzter Ausweg zur ASP-Bekämpfung

Saufänge sind bislang hauptsächlich aus Mecklenburg-Vorpommern und aus Brandenburg bekannt. Dort finden sie maßgeblich zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest Anwendung. In den Fallen geraten die Tiere unter massiven Stress: Rotten werden auseinandergerissen, Bachen und Frischlinge getrennt und die Sauen müssen unnötig lange leiden, bevor sie erschossen werden.

Scharfe Kritik von Seiten der Jäger

Das Thema wird in der Jägerschaft heftig diskutiert, es wurden mehrere hitzige Debatten dazu unter den Beteiligten geführt. „Es kann nicht sein, dass hier solche Methoden angewendet werden, die tierquälerisch sind“, so Dierk Mühle von der angrenzenden Kreisjägerschaft Stromarn gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Weiter kritisiert er dort: „Es kann nicht sein, dass der Effektivität wegen intelligenten Wildtieren Leid zugefügt wird.“ Die Wildschweine würden im Duvenstedter Brook „wie der Staatsfeind Nummer eins bekämpft – und das in einem Naturschutzgebiet.“

Auch Joachim Weinling-Hagenbeck, der Präsident des Landesjagdverbandes Hamburg spricht im Abendblatt von einer „Methode, die unter Tierschutzaspekten absolut nicht akzeptabel ist.“ Solche Maßnahmen seien laut Weinling-Hagenbeck überhaupt nur angemessen, „wenn die Afrikanische Schweinepest direkt vor der Tür steht.“

Mutmaßlich 60 Sauen gingen in die Falle

Laut Hamburger Abendblatt muss man davon ausgehen, dass im vergangenen Jagdjahr etwa 60 Wildschweine in den Fallen umgekommen seien. Auf den aktuellen Treffen der Wildtierexperten sei darüberhinaus laut Abendblatt beschlossen worden, diese Praxis auch weiterzuverfolgen. Die Umweltbehörde spricht hier von einem Testlauf. „In Hamburg wird im Rahmen eines Pilotprojektes in einem Schwerpunktbereich des Schwarzwildvorkommens im Nordosten Hamburgs der Einsatz von verschiedenen Fallentypen erprobt“. Ziel sei es, „entsprechende Erfahrungen mit den unterschiedlichen Fallensystemen zu sammeln und die Übertragbarkeit von Erfahrungen aus anderen Bundesländern mit den eigenen Ergebnissen zu vergleichen“, so zitiert das Abendblatt. Die Umweltbehörde begründet die Maßnahme mit der ASP-Prävention. Die Jäger halten dagegen, dass die Bestände bereits rückgängig seien. Die Schwarzkittel wurden in letzter Zeit immer effektiver bejagt, nicht zuletzt durch den zunehmenden Einsatz von Nachtsicht- und Wärmebildtechnik, so Dierk Mühle weiter im Abendblatt. Die Streckenzahlen sind stabil.

Hinter vorgehaltener Hand vermuten die Jäger laut Hamburger Abendblatt wirtschaftliche Interessen als ausschlaggebend für die Saufänge: Es gäbe zwar in Hamburg keine nennenswerte Schweinemast, der die ASP gefährlich werden könnte, jedoch führten mehrere Routen für Tiertransporte durch das Stadtgebiet, die man nicht gefährdet sehen möchte.