JÄGER-Test: Hau ruck, Sack!

Es gibt eine breite Vielfalt von Rucksäcken auf dem Markt.

JÄGER-TEST @jaegermagazin

Diesmal im JÄGER-Test: sechs verschiedene Rucksäcke. Hartwig Görtler hat sich dabei auf die beschränkt, die das Mitnehmen einer Langwaffe ermöglichen und genügend Raum für das bieten, was man für einen ganztägigen Jagdausflug benötigt.

Es gibt eine breite Vielfalt von Rucksäcken auf dem Markt. Vom jagdlichen Klassiker, dem Pirschrucksack aus Lodenfilz, bis hin zu den mächtigen 120-Liter-Trekkingrucksäcken, die nicht umsonst den Spitznamen CAMS haben: carry all my stuff. Rucksäcke dieser Größenordung sind für unsere Gefilde sicherlich etwas überdimensioniert. Meistens braucht man einen Rucksack für den Ansitz. Bei der 100- Meter-Pirsch vom Auto zum Hochsitz ist es herzlich egal, was für einen Rucksack man hat, solange er einigermaßen geräuschlos ist und man die Waffe über der Schulter tragen kann. Anders sieht’s aus, wenn man lange Anmarschwege hat, einen ganzen Tag im Busch verbringt und auf dem Rückweg womöglich noch Wild abtransportieren muss. Geht es dann noch in bergiges Terrain, will man einen ordentlichen Rucksack nicht missen.

Der Inhalt

Vor der Begutachtung der Probanden möchte ich erst einmal ein paar Tipps zum Packen für einen Tag fernab der Zivilisation mitgeben. Bevor ich mir überlege, wie das Wetter werden könnte, lege ich mir erst einmal einen Erste-Hilfe-Kit bereit: Pflaster, Schere, Mull- binde, Kompressen, Desinfektionsmittel, Trillerpfeife und für Hundeführer einen Wundtacker. Ein guter Helfer für den Fall der Fälle, und dabei mit Mini-Packmaß und Gewicht, sind Torniquets – ein einhändig bedienbares Abbindesystem für Arm oder Bein. Des Weiteren trockene Unterwäsche, eine Notration Essen und eine Flasche Wasser – das sollte der Grundstock sein. Alles weitere ist wetter- und geländeabhängig und kann von Regenbekleidung über Ansitzsack bis hin zu Gurtzeug reichen.

Das Packen

Beim Packen gilt eine einfache Regel: schwere Ladung kommt am besten direkt an den Rücken, alternativ auf dem Boden des Rucksacks. Womit wir bei einem Kernpunkt sind: Wohin mit der Jagdwaffe? Ich bin kein großer Fan von Waffenbefestigungen an der Rucksackseite. Dieser bekommt Schräglage, wird unbequem, und das kann auch vom besten Tragegestell nicht ausgeglichen werden. Zudem ist die Waffe hier in der Regel festgeschnallt. Will man schnell an die Waffe kommen, muss man den Rucksack erst abnehmen und das Gewehr lösen – das kostet Zeit und ist laut. Ich bevorzuge Systeme, bei denen die Waffe in einem Fach zwischen Tragegestell sowie Rucksack am Rücken trans- portiert wird. Mit ein wenig Übung kann man die Waffe herausziehen, ohne den Rucksack abnehmen zu müssen, und unsere schwerste Einzellast ist da, wo sie hingehört: dicht am Rücken.

Das Tragesystem

Nun wurde das Tragesystem schon mehrfach erwähnt. Sicherlich sind Rucksäcke mit Tragesystem schwerer als ohne – aber sie ermöglichen die optimale Einstellung des Rucksacks auf den Körper und sorgen für einen guten Sitz. Es ist aus diesem Grund sinnvoll, ein höheres Grundgewicht zu akzeptieren, als sich viele Stunden lang über einen schlecht sitzenden und scheuernden Rucksack zu ärgern.

Der Beckengurt

Kommen wir zum wichtigsten Teil des Rucksacks. Nein, es sind nicht die Trageriemen. Es ist der Beckengurt. Er nimmt eine Menge Gewicht auf und erleichtert das Tragen ungemein. Achten Sie beim Kauf darauf, dass der Rucksack gut „in der Hüfte steht“ und sich dabei leicht schließen, öffnen und justieren lässt. Wenn sich jetzt auch noch die Trageriemen nebst Brustgurt bequem einstellen lassen, kann fast nichts mehr schiefgehen.

Die Aufteilung

Die Innenraumaufteilung und von wo sich der Rucksack beladen lässt, ist Geschmackssache. Ich persönlich mag Frontloader lieber als Toploader, also einen Zugriff von vorn, denn so komme ich schnell an alles heran. Nachteil ist, dass hier mehr Reißverschlüsse verbaut werden, was zu Lasten der Wasserdichtigkeit gehen kann. Material und Wasserdichtigkeit, ein endloses Thema. Die modernen Materialien sind so gut wie alle wasserdicht oder laminiert und lassen sich leicht nachimprägnieren. Zur Not gibt es Rucksackhüllen. Problematisch sind Reißverschlüsse. Sie machen beim Öffnen immer Geräusche – Plastik aber weniger als Metall. Und sie sind meist der Schwachpunkt bei

Regen. Hier ist es wichtig, darauf zu achten, dass sie gut „überdacht“ sind, dass Wasser ablaufen kann.

Das Äussere

Muss ein Rucksack wirklich geräuschlos sein? Was die Verschlüsse angeht: ja. Die sollten groß genug sein, um sie auch mit Handschuhen drücken und somit lautlos öffnen und schließen zu können. Die Außenhaut sollte vor allem stabil sein und nicht knistern wie eine Plastikplane. Ansonsten gilt die goldene Regel: Außen muss alles flach und eben sein. Zurrgurte, Taschen und Haltepunkte sollten, wenn sie nicht gebraucht werden, so komprimierbar sein, dass sich nichts darin verfangen und verhaken kann. Ein brechendes Ästchen oder ein zurückflippender Ast sind laut und weit hörbar. Ein über den Rucksack streichender Ast ist weit weniger störend.

Die Kandidaten

Zu den Probanden. Sie liegen alle bei einem Packvolumen um 50 Liter und haben eine Gewehraufnahme im Rückenteil. Bei einigen Modellen kann die Waffe auch außen am Rucksack befestigt werden. Die Rucksäcke unterscheiden sich im Gewicht und der Zugriffs- und Innenraumgestaltung – und im Preis. Einige Modelle wurden in Tarnpattern zum Test geschickt, sie sind aber alle auch in Oliv, Grün oder Schwarz zu haben.

Hier finden Sie alle Modelle im Überblick: