Aufzuchtverhalten unseres Raubwildes – Kennen Sie sich aus?

Unser Autor Alexander Timpe klärt auf! Die meisten Jäger kennen sich bei dem Aufzuchtverhalten des Schalenwildes aus, doch wie sieht es bei unserem Raubwild aus? Das lesen Sie hier!

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Auch sollten wir über das Jungwild unseres Raubwildes Bescheid wissen. (Foto: Pixabay)

Das Raubwild gibt so manchem Jäger Rätsel auf. Über die Setzzeit und das Aufzuchtverhalten unserer heimischen Schalenwildarten wissen wir Jäger genaustens Bescheid. Wir retten sogar die Kitze vor der Mahd! Doch wie verhält es sich bei anderen Wildarten? Vor allem über das Sozialverhalten des ganzjährig bejagbaren Raubwildes sollte der verantwortungsbewusste Jäger genaustens informiert sein, um zu wissen, zu welcher Zeit welches Stück entnommen werden kann.

Raubwild: Männliche Unterstützung beim Rotfuchs

Für unser Vorzeige-Raubwild, unseren heimischen Rotfuchs, gibt es nur in einzelnen Bundesländern eine Schonzeit. Nach dem Bundesjagdgesetz darf er ganzjährig, unter Beachtung des Schutzes der zur Jungenaufzucht notwendigen Elterntiere nach §22, bejagt werden. Im Gegensatz zu Reh-, Rot-, Dam- und Schwarzwild sind beim Fuchs nicht nur die Weibchen an der Aufzucht beteiligt. Die Fähe hat zwar biologisch bedingt die wichtigere Rolle bei der Jungenaufzucht, doch auch der Rüde hat einen entscheidenden Anteil. Seine Hauptaufgabe besteht darin die säugende Fähe in den ersten Wochen nach dem Wölfen und später die hungrigen Welpen mit Nahrung zu versorgen. Nachgewiesenermaßen entwickeln sich Fuchswelpen, die von beiden Elternteilen aufgezogen wurden besser und haben ein geringeres Sterberisiko. Im Falle des Verlusts der Fähre kann der Fuchsrüde bei vorangeschrittenem Welpenalter das Geheck sogar alleine durchbringen.

Wann sollten Füchse bejagt werden?

Die Altfuchsbejagung sollte der verantwortungsbewusste Jäger bereits nach der Ranzzeit spätestens ab Anfang Februar einstellen. Von nun an sollte die Bejagung des Raubwildes ruhen. Ein nach der Paarung erlegter Rüde fehlt bei der Versorgung in der anschließenden Setzzeit im Frühjahr. Das Frühjahr und die frühen Sommermonate über sollte die Altfuchsbejagung gänzlich Ruhen, ehe sie ab August mit weitestgehender Selbstständigkeit der Jungfüchse wieder begonnen werden kann. Im Juni und Juli können jedoch schon die durch ihre Proportionen leicht anzusprechenden Jungfüchse erfolgreich im Feld bejagt werden.

Jagdzeiten des neuen Raubwildes: Der Neozoen

Die Jagdzeiten von Waschbär, Marderhund, Mink und Nutria sind von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. Teilweise dürfen die Arten ganzjährig, also auch in der Setzzeit, bejagt werden. Wer dennoch nicht in Konflikt mit §22 des Bundesjagdgesetztes und dem eignen Gewissen, ein führendes Elterntier fahrlässig getötet zu haben, kommen möchte, sollte auch hier zu bestimmten Zeiten im Jahr äußerst vorsichtig sein und den Finger lieber gerade lassen.

Arbeitsteilung beim monogamen Marderhund

Der Marderhund lebt in monogamer Dauerehe. Auch die Jungtiere werden von beiden Elternteilen zusammen aufgezogen. Etwa vier Monate nach der Setzzeit im April/Mai sind die Jungtiere selbstständig. Ab September kann also auch älteren Marderhunden wieder guten Gewissens nachgestellt werden.

Reine Frauensache beim Waschbären

Auch beim Waschbären kommen im April/Mai die Jungen zur Welt und erreichen in einem Lebensalter von vier Monaten die Selbstständigkeit. Im Gegensatz zu Rotfuchs und Marderhund, werden die Jungtiere allerdings nur von ihrer Mutter aufgezogen. Die Rüden leben zu dieser Zeit in losen Koalitionen mit bis zu vier Tieren zusammen. Da Rüde und Fähe äußerlich aber nicht zu unterscheiden sind, ist dennoch von einem Schuss auf ein vermeintlich männliches Stück in der Aufzuchtzeit abzusehen.

Ganzjährige Setzzeit bei der Nutria

In einigen Bundesländern wurde die Nutria bisher noch gar nicht ins Jagdrecht aufgenommen, in anderen herrscht hingegen eine ganzjährige Jagdzeit. In Bremen, Brandenburg und Niedersachsen ist sogar der Elterntierschutz nach §22 aufgehoben. Die Problematik bei der Nutriabejagung ist, dass die Paarungs- und Setzzeit ganzjährig ist. Über das Jahr verteilt bekommen Nutrias zwei bis drei Würfe mit durchschnittlich fünf bis neun Jungen. Diese werden bis zu acht Wochen lang gesäugt und sind bereits nach einem halben Jahr geschlechtsreif. Da Nutriajunge recht weit entwickelt auf die Welt kommen, sind sie aber schon nach fünf Tagen allein überlebensfähig. Wer bei der Nutriajagd sicher und korrekt vorgehen will, sollte vorher überprüfen, ob Jungtiere vorkommen. Grundsätzlich ist es sinnvoll die Nutriabejagung zwischen April und Ende Juni ganz ruhen zu lassen, da zu dieser Zeit die meisten Jungen zur Welt kommen. Auch auf der sicheren Seite ist, wer sich beim Abschuss komplett auf junge Nutrias beschränkt.

Doch nicht nur das Raubwild kann zum Problem für das Niederwild werden, auch die Sauen beteiligen sich – lesen Sie hier.