Für ein gutes Sommerrevier: Das 12-Punkte-Programm

Was jetzt im Sommerrevier erledigt werden sollte, um im Sommer und danach jagdlich erfolgreich zu sein, verrät Roman v. Fürstenberg.

2_Wildbestätigung

Einstände im Feldrevier wechseln von Jahr zu Jahr. Foto: Rowan v. Fürstenberg

Wer rastet, der rostet! Das gilt auch für den Heger – insbesondere für dessen Sommerrevier. Was jetzt, nachdem alles grünt, im Revier erledigt werden sollte, um im Sommer und danach jagdlich erfolgreich zu sein, erklärt Revierjagdmeister Roman v. Fürstenberg.

1. Kitzrettung

Liegen Wiesen im Sommerrevier – insbesondere solche, die erst spät gemäht werden –, ist die Kitzrettung zu organisieren. Das Aufstellen von Wildrettern und -scheuchen ist eine Maßnahme. Die Suche nach Kitzen unmittelbar vor der Mahd die andere. Mit firmen Hunden kann diese unterstützt werden. Aufgefundene und in Sicherheit gebrachte Kitze sollten unbedingt mit geeigneten Ohrmarken markiert werden.

Jäger taggt Rehkitz.

Foto: Roman v. Fürstenberg

2. Wildbestätigung im Sommerrevier

Um jagen zu können, muss Wild da sein, keine Frage. Wo sich dieses jedoch wann aufhält, muss der Jäger erst einmal in Erfahrung bringen. Besonders im Feldrevier verschieben sich die Einstände durch den jährlichen Fruchtwechsel extrem. Hier sollte unbedingt eine Karte erstellt werden, um potenzielle Äsungs- und Einstandsbereiche markieren zu können.

Anhand der Karte ergibt sich dann, welche Flächen im Auge behalten werden sollten, sei es zur Wildschadenverhütung, zur Bestätigung reifer Böcke oder um zu erfahren, wie die Schwarzwildrotten strukturiert sind. Neben den Sichtbeobachtungen sollten unbedingt Wildkameras genutzt werden, sind sie doch Tag und Nacht am Platz, um uns Auskunft über Wildbewegung zu geben, ohne dabei zu stören. Alles erfasste Wild gibt Auskunft über den aktuellen Ist-Zustand des Sommerreviers.

3. Freischneiden

Ist das zu bejagende Wild bestätigt, ist nichts ärgerlicher, als ihm aufgrund zuvor versäumter Arbeit nicht habhaft werden zu können. Unsaubere Pirschwege vergrämen so manchen Bock, der dies mit Schrecken quittiert. Ebenso ärgerlich: Das Wild wird zwar erkannt, kann aber nicht beschossen werden, weil der Schussbereich vorm Sitz nicht sauber aufgeastet ist. War im März bei der Hochsitzkontrolle noch alles super, hängen nun die belaubten Äste ins Schussfeld hinein.

Jäger schneidet Äste vor einem Hochsitz.

Foto: Jens Krüger

4. Salzlecken

Salzlecken wirken auf alle Wildarten geradezu magnetisch. Der verregnete Winter hat dazu geführt, dass nahezu alle Lecksteine aufgelöst sind. Wurden sie nicht schon im Frühjahr erneuert, ist jetzt höchste Zeit. Zwar hält die Lockwirkung am Stamm noch etwa eineinhalb Jahre an, nachdem der Stein komplett gelöst wurde, aber die notwendigen Mineralien werden schnell abgespült. Gerade diese benötigt das Wild jedoch schon im Frühjahr zum Geweihaufbau und zur Fötalentwicklung.

Schalenwild vor einem Leckstein

Foto: Karl-Heinz Volkmar

5. Wildschadenkontrolle

Nichts ist im Feldrevier ärgerlicher, als längere Zeit nicht an einer Fläche gewesen zu sein, auf der die Sauen ganze Arbeit geleistet haben. Daher sind schadensgefährdete Flächen, rot markiert auf der Revierkarte, regelmäßig zu kontrollieren.

Exkremente im Gras.

Foto: Roman v. Fürstenberg

6. Rehwildäcker

Jetzt bietet es sich an, Herbst- und Winteräsung besonders für das Rehwild auszusäen. Das weibliche Rehwild kann an diesen Flächen effektiv erlegt werden, zudem dienen sie der unterstützenden Wildernährung. Soll kurzfristig attraktive Äsung verfügbar sein, bieten sich Raps, Rübsen, Markstammkohl, Furchenkohl, bitterstoffarme Lupine oder Rotklee als Einzelsaaten oder als Mischung an. Soll eine Mischung ausgebracht werden, wird zuvor der Anspruch der Pflanzen an den Boden geprüft und berücksichtigt, um nicht unnötig Geld auszugeben. Die meisten dieser Pflanzen bringen, im Juli/ August ausgesät, bereits im September hochwertige, sehr attraktive Äsung. Durch Beimischung eines erhöhten Kleeanteils kann der Acker so gestaltet werden, dass dieser im nächsten und übernächsten Jahr die Fläche dominiert. So können Kosten gespart werden.

Trecker säht auf einem Feld

Foto: Roman v. Fürstenberg

7. Drückjagdplanung

Nach der Jagd ist vor der Jagd! Um nicht vier Wochen vor der geplanten Drückjagd in Zeitnot zu geraten, wird jetzt die Zeit genutzt. Erfahrungen aus den vergangenen Jahren können nun ohne Zeitdruck gut umgesetzt werden. Der Bau von Drückjagdböcken, das Umstellen einiger Ansitze, eventuelle größere Freischneidearbeiten, die Erstellung der Drückjagdkarten, die Einteilung der Schützen und Hundeführer, welche hoffentlich schon eingeladen sind, alles das kann jetzt erfolgen, ohne vor der Jagd unnötig zu stören.

Jäger um einen Hochsitz.

Foto: Jens Krüger

8. Maisjagdplanung

Auch eine Maisjagd ist eine Gesellschaftsjagd und entsprechend zu organisieren. Im Vorfeld sind gefährdete Schläge unter den Aspekten einer Drückjagdplanung in Augenschein zu nehmen. Im Idealfall steht niemand am Feld – und ebenerdig sowieso nicht. Am besten werden die bekannten Wechsel abgestellt. Nach einigen Hundert Metern sind die Sauen lange nicht mehr so schnell wie unmittelbar am Feld, sicheres Ansprechen und sauberes Schießen sind so gewährleistet. Jetzt ist noch ausreichend Zeit, Schussfelder freizuschneiden, Böcke zu bauen und aufzustellen.

Jäger in Warnweste mit Jagdhunden.

Foto: Michael Migos

9. Fallenjagd

In vielen Sommerrevieren ist das Potenzial an Niederwild deutlich höher als man denkt. Die Fangjagd ist einer der Stützpfeiler der Niederwildhege. Jetzt können aufgrund der Trockenheit die meisten Flächen gut angefahren werden, um Fallenteile an den passenden Standort zu transportieren. Im Sommer gestaltet sich der Aufbau ohnehin viel leichter als bei schlechtem Wetter. Die Fangsteige der Fallen sind ganzjährig, spätestens aber ab Juni intensiv zu pflegen. Glatter Gang – glatter Fang! Fangsteige müssen frei von jeglichem Bewuchs sein, um allem Raubwild den besten Weg zu ebnen.

Jäger baut Falle auf

Foto: Roman v. Fürstenberg

10. Intervallbejagung

Rehwild sollte, um stressfrei zu jagen, möglichst nicht permanent, sondern in Intervallen bejagt werden. Die Intervalle richten sich sinnigerweise nach den periodischen Aktivitätsphasen des Rehwilds im Jahresverlauf. Es ist wenig sinnvoll, zu Zeiten, in denen das Rehwild ohnehin heimlich ist, dauerhaft anzusitzen und damit Unruhe sowie Stress zu verbreiten.

Jäger prüft die Windrichtung mit Rauch.

Foto: Roman v. Fürstenberg

11. Ansitzbau

Alle Reviere – sowie das Sommerrevier – unterliegen stetigen Veränderungen. So sind Ansitze und Jagdstrategien ständig zu hinterfragen. Nicht zuletzt durch die Veränderungen von angebauten Feldfrüchten oder der Verlagerung der Einstände im Wald und der Lernfähigkeit des Wildes ist es von Zeit zu Zeit notwendig, neue Ansitzeinrichtungen zu errichten und alte abzubauen. Beim sommerlichen, gemeinsamen Ansitzbau ist neben der Unfallverhütungsvorschrift Jagd besonders der Wind zu beachten und zu berücksichtigen.

Ansitz wird mit Bagger aufgebaut.

Foto: Roman v. Fürstenberg

12. Langzeitplanung

Ein Revier lebt auch von Veränderung. Wo kann dem Wild mit Hegemaßnahmen geholfen werden? Mit Bruthilfe, Fütterung, Wildacker, mit Lichtung, die, mit passenden Baumarten aufgeforstet, in einigen Jahren einen hervorragenden Einstand abgibt? Wie entwickeln sich Flächen, Wildäcker oder Einstände? Was ist nächstes Jahr, was in fünf oder zehn Jahren?

Planungen sind so durchzuführen, dass sie nicht nur in diesem oder im kommenden Jahr Erfolg versprechen, sondern langfristig. Von Pachtperiode zu Pachtperiode zu denken, beißt sich mit dem Hegegedanken. Wenn Wild mit zwölf Jahren reif ist, sollte etwa in 15-Jahres-Schritten gedacht und gehandelt werden. Auch gibt’s bei der Wildhege eine Art Generationenvertrag, welcher nicht mit dem Nachpächter oder gar nur mit uns selber besteht, sondern mit dem gesunden Fortbestand des vorkommenden Wildes.

Jäger pflanz junge Nadelbäume

Foto: Jens Krüger