Ein junges, am Bodensee geschlüpftes Waldrapp- Weibchen legte einen Rekordflug zurück – und wurde dann illegal in Spanien erschossen.
Der schwarze Waldrapp gehört zu den am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit. Er ist fast so groß wie eine Gans und hat einen auffälligen Kopf. In Deutschland galt er als ausgerottet. Doch dank Aufzuchtprogrammen konnten knapp 200 Individuen des Zugvogels im europäischen Alpenraum nachgewiesen werden. Ein Vogel erregte besondere Aufmerksamkeit: das Wadrapp-Weibchen „Knubbel“.
Knubbel schreibt Rekorde
Von den etwa gänsegroßen Waldrappen war in letzter Zeit viel zu hören. Vielversprechende Wiederansiedlungsprojekte in Süddeutschland, erster Nachwuchs oder im Winterzug falsch nach Norden abgebogene Vögel lenkten den Fokus auf die vom Aussterben bedrohten Ibisvögel. Das junge, am Bodensee geschlüpfte, Waldrapp- Weibchen Knubbel fand den richtigen Weg Richtung Süden. Dabei flog der unerfahrene Vogel insgesamt über 1300 Kilometer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug dabei sportliche 57 km/h. Auch eine Rekordtagesdistanz von 760 Kilometer legte der Jungvogel zurück.
Tragisches Ende des Waldrapp
Dieser erstmalig bei einem Zugvogel dieser Art gemessene Wegstrecke flog Knubbel zwischen Korsika und einem Gebiet südlich von Barcelona non-stop. Am Ende des langen Weges musste Knubbel eine Pause auf einer Ölbohrinsel einlegen. Das Waldrappweibchen setzte seinen Flug fort und überflog sogar ein Küstengebirge in der Höhe von 1500 Meter. Ca. 90 Kilometer von der Küste entfernt funkte der Sender jedoch konstant von einer Stelle.
Spanische Naturschutzbeamte fanden den Vogel in der Nähe von Calanda tot auf. Eine Untersuchung bestätige, dass Knubbel an den Folgen eines Schrotschusses verendet ist. Die illegale Vogeljagd in Ländern wie Italien, aber auch Spanien stellt ein massives Problem für Wiederansiedlungsprojekte seltener Vogelarten dar.