Blattzeit: Jedes Jahr fiebern wir Rehwildjäger der heißen Phase im Jagdjahr entgegen. Springen die Böcke schon, treiben sie noch und ab wann hat das Blatten einen Sinn?
Was ist die Blattzeit?
Der Begriff Blattzeit bezeichnet die Zeit nach der eigentlichen Rehbrunft, während der die Böcke zwar noch „Bock haben“, die Ricken allerdings bereits überwiegend nicht mehr. Die Böcke sind jetzt auf der Suche nach weiblichen Stücken, die noch nicht beschlagen wurden und werden mit Lockern, den sogenannten Blattern herangelockt.
In dieser Zeit stehen die Chancen gut, auch noch die älteren, vorsichtigen Böcke aus dem Einstand zu locken und mit etwas Glück zu erlegen.
Woher stammt der Name Blattzeit?
Früher wurden Buchenblätter verwendet, um in der Blattzeit die Rehböcke zum Zustehen zu bringen. Mit diesen Blättern ahmte man den Fieplaut einer getriebenen Ricke nach und lockte so den Bock aus der Reserve. Heute finden meist Blatter aus Holz, Horn oder Kunststoff Verwendung. Diese sind bereits auf die entsprechenden Töne gestimmt und einfacher zu bedienen.
Wann fängt die Blattzeit an?
Einen festen Beginn der Blattzeit kann man nur schwer festlegen. Zu unterschiedlich sind die Reviere von der Nordsee bis in die Alpen herrschen andere Bedingungen und so endet auch die Rehbrunft überall unterschiedlich. Ab Ende Juli beginnen die Böcke sich in einigen Revieren bereits von den Ricken zu lösen und beginnen zu suchen. Jetzt startet auch die Blattzeit, in der sie aufs Blatt springen. In der Regel sind die ersten beiden Augustwochen die absolute Top-Zeit, um zu blatten. Im Norden sowie in den alpinen Regionen beginnt die Blattzeit meist etwas später als am Niederrhein.
Den Beginn der Blattzeit berechnen
Wer den Setztermin in den bejagten Revieren kennt, der weiß auch, wann die Ricken wieder Brunftig werden. Denn in der Regel dauert es nach dem Setzen etwa 70 Tage, bis die weiblichen Stücke wieder brunftig sind. Jetzt lässt sich genau beobachten, ob die Böcke noch treiben oder nicht. In der Regel folgt nach der Brunft ein Zeitfenster von 2-3 Tagen, an denen absolute Ruhe herrscht und das Revier wie tot wirkt und dann beginnt die eigentliche Blattzeit. Fällt die Brunft in eine Vollmondphase, so sollte man durchaus auch darauf achten, dass ein Großteil des Brunftgeschehens und später auch die Blattzeit bei völliger Dunkelheit stattfinden kann. Wer dann Beute machen will, sollte die frühen Morgenstunden ins Auge fassen, da das Rehwild dann noch auf den Läufen ist.
Welchen Einfluss hat das Wetter auf die Blattjagd?
Für das Rehwild gilt, dass es in der Brunft und der Blattzeit kaum zu heiße Temperaturen gibt. Im Gegenteil, die wirklich guten Zeiten können auch in der größten Mittagshitze bei leicht schwülem Wetter sein. Regen kann die Blattzeit unterbrechen, muss er aber nicht. Wenn die Böcke springen, springen sie! Lediglich besonders kalte Wetterlagen sorgen dafür, dass die Brunft abebbt.
Wann sollte ich am besten blatten?
Wichtig ist weniger die richtige Tageszeit, sondern die richtige Phase. Während der Blattzeit gibt es jedes Jahr zwei oder drei Tage, die es absolut in sich haben. Hat man diesen Zeitpunkt erwischt, springen die Böcke nahezu bei jedem Wetter und um jede Uhrzeit wie die Verrückten. Es gibt aber auch Tage, an denen morgens und abends gar nichts geht und die Böcke am frühen Vormittag sowie am Mittag in der größten Hitze am aktivsten sind. Um diesen Zeitpunkt zu erwischen, sollte man möglichst oft im Revier sein, aufmerksam beobachten und nicht zu früh mit dem Blatten beginnen. Während der top Zeit sind wirklich alle Tageszeiten ausgesprochen interessant, wobei ich persönlich tatsächlich die Mittagszeit bevorzuge.
Kann man Rehböcke auch verblatten?
Beim Thema Bockjagd gilt: Ungeduld bringt junge Böcke. Wer bereits Anfang oder Mitte Juli auf dem Blatter spielt wie ein Klarinettensolist, der mag zwar den ein oder anderen Jährling von seinen Künsten überzeugen, wird aber vor allem von weiblichem Wild überrannt werden. Und manch alter Bock, der in der Nähe seinen Einstand hat, wird ob der ganzen Blattversuche richtig heimlich werden.
Wo sollte ich blatten?
Am besten sind Plätze in Einstandsnähe, die gute Rundumsicht und Deckung bieten. Der Bock sollte einen nicht eräugen können und auch nicht in zu kurzer Zeit unmittelbar vor einem auftauchen. Wichtig ist neben guter Deckung und Tarnung zudem, dass der Bock vom Hellen ins Dunkle geblattet wird und nicht umgekehrt. Oft springen die Böcke nicht so gern in die grelle Sonne, umgekehrt ist dies deutlich leichter.