Abmahnung: wie Italien gegen geltendes Jagdrecht verstößt

hunting-3790119_1920

Der Einsatz bleifreier Munition soll Mensch und Tier gleichermaßen schützen. (Foto: Pixabay.com/ Mohamed_hassan)

Die Europäische Kommission hat vor Kurzem gegen Italien ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Grund: der Verstoß gegen Umwelt- und Tierschutzrichtlinien.

Gleich mehrere von der Regierung der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni eingeführten Gesetze verstoßen gegen die EU- Richtlinien. Besonders im Fokus stehen dabei die italienischen Jagdvorschriften. Eine Tierschutzorganisation vermutet politische Machenschaften, um Lobbyisten zu stärken und Wählerstimmen zu erhalten. Mit dem Gesetz gerät nicht nur Italien, sondern auch die italienische Jägerschaft in die Kritik.

Italien erlaubt bleihaltige Munition

Das Land verstößt mit dem Einsatz von Bleimunition in Feuchtgebieten sowohl gegen die REACH-Verordnung (Europäische Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe), als auch gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie.

Das Verbot bleihaltiger Munition soll wildlebende Vogelarten und ihren Lebensraum schützen. Zudem sollen Mensch und Tier vor den Auswirkungen des Verzehrs von giftigem Blei bewahrt werden.

Italiens Ausnahmen

Die in Italien geltenden Gesetze lassen für die Jagd noch weitere Ausnahmen zu. So darf beispielsweise die Jagd auf Wildtiere in Zeiten ausgeübt werden, zu denen sie laut EU- Vorschriften untersagt sein sollte. Auch das Fangen und Töten von Wildtieren sei nicht überall in Naturschutzgebieten verboten.

Die Regierung hat Italien nun einen Zeitraum von zwei Monaten eingeräumt, in denen es auf die Vorwürfe reagieren und Gesetzesänderungen vornehmen kann.

Politisch motivierte Ziele

Die italienischen Jäger dagegen beteuern, entgegen der Bestimmungen Italiens, dass sie nie die Absicht hatten, gegen EU- Vorschriften zu verstoßen. Eine italienische Tierrechtsorganisation ist jedoch davon überzeugt, dass die Motive politisch motiviert sind. Ihrer Meinung nach stehen die Forderungen von Lobbygruppen im Vordergrund, um Stimmen für die Wahlen zu erhalten. Der Schutz der Umwelt spiele dabei eine untergeordnete Rolle. „Wenn es Jäger in der Regierungskoalition gibt, ist es offensichtlich, dass ihre Interessen berücksichtigt werden“, so Carla Rocchi, die Vorsitzende der Tierschutzorganisation ENPA.

Italiens größter Jagdverband hegt dagegen die Hoffnung, dass die Regierung die Vorwürfe ernst nimmt und Änderungen im Gesetz veranlasst.