Bei kaum einer anderen jagdlichen Handlung kommen wir Jäger so sehr in Rechtfertigungszwang wie bei der Jungfuchsbejagung am Heckbau. Und das nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit, sondern vielfach auch vor uns selbst. Dabei gibt es genügend Gründe, die dafür sprechen.
Wo beginnt jagdliche Ethik, wo hört sie auf? Gibt es überhaupt jagdliche Ethik? Wann ist der Punkt erreicht, an dem wir sagen müssen: Das können wir nicht mehr vertreten, weil wir es mit unserem Gewissen nicht vereinbaren können!? Zum Einen ist da das Bild der spielenden Jungfüchse am Bau, die sich die Zeit vertreiben, bis die Fähe ihnen wieder Fraß bringt. Zum anderen habe ich als Berufsjäger im Niederwildrevier eigentlich immer alle Bedenken beiseite geschoben. Mein Job war es, für eine gute Niederwildstrecke zu sorgen. Auf 1000 Hektar Revierfläche durfte es höchstens einen Heckbau geben. Tatsächlich gab es Jahre, in denen hatte ich gar keinen Heckbau im Revier. Mir war klar, dass die Sippe Reineke in einigen Nachbarrevieren genügend Überlebenschancen hatte.
Des einen Leid,…
Wie eng der Zusammenhang zwischen einer guten Niederwildstrecke und einem geringen Fuchsvorkommen ist, brachte die Tollwut an den Tag. Durch diese Seuche wurden die Rotfüchse nicht nur in einem Revier dezimiert, sondern flächendeckend. In den Niederwildrevieren des Münsterlandes wurden die Füchse traditionell schon immer stark bejagt. Dennoch grassierte Mitte der sechziger Jahre die Tollwut. Nicht nur Füchse waren davon befallen, sondern auch Katzen, Hunde und andere Haustiere. Die offensichtliche Gefährdung von Menschenleben ließ die Behörden alle ethischen Bedenken beiseite schieben. Die Heckbauten der Füchse wurden mit Phosphor begast. Für jeden Heckbau, den man dem amtlich bestellten Fuchsbau-Begaser präsentierte, gab es bares Geld.
des anderen Freud
Unter dem Strich ging es den Füchsen bei dieser Aktion aber wirklich sehr ans Leder. Sie wurden dramatisch reduziert. Fast ausgerottet wuden hierbei die Dachse. Diese waren meistens unter Tage und somit die Hauptopfer der Begasungsaktion. Noch mehr als durch die Begasung wurden die Füchse vermutlich durch die Tollwut reduziert. Darauf folgte ein nie geahnter Niederwildboom. So gab es damals Hasen und Fasanen in Hülle und Fülle. Dies war nicht nur auf günstiges Wetter zurückzuführen. Gleichzeitig ist das ein Beweis dafür, dass dem Niederwild mit effektiver Fuchsbejagung geholfen werden kann. Es lässt sich auch anders ausdrücken: Ohne Fuchsbejagung kaum Niederwild!
Keine Fähen erlegen!
Die Bejagung der Jungfüchse am Bau ist äußerst effektiv. Sie ist ein Mittel der Besatzkontrolle, auf das wir im Interesse des Niederwildes und der Füchse selbst nicht verzichten können. Schließlich ist die enorme Zahl der Welpen pro Heckbau darauf ausgerichtet, natürliche Verluste auszugleichen, die es heute kaum noch gibt. Früher bestanden die Verluste darin, dass Uhu und Adler die Jungfüchse vor den Röhren geschlagen haben, bis der Rest des Gehecks vorsichtiger wurde. Unser Ziel soll es sein, alle Jungfüchse eines Gehecks zu erbeuten. Wir können also getrost davon ausgehen, dass fast jeder Fuchs, dem wir im Frühling am Tage begegnen, eine Fähe ist. Also bleibt der Finger gerade. Niemand kann den Abschuss einer Fähe rechtfertigen, indem er sagt: Na dann übernimmt eben der Rüde die Aufzucht der Welpen! Den Rüden gibt es nämlich nicht. Kein Mensch, oder besser, kein Fuchs weiß, wer der Vater eines Gehecks ist.
Die Geschwister eines Gehecks pflegen das ganze Jahr über legere, soziale Kontakte. Wenn sie sich bei ihren Streifzügen begegnen, dann begrüßen sie sich häufig mit Schnauzenlecken nach Hundeart. Innerhalb dieser lockeren Verwandtschaft kann es also dazu kommen, dass ein Geheck von mehreren Füchsen versorgt wird. Das ist aber nicht immer so. Wir können uns keinesfalls darauf verlassen!
In manchen Gegenden nimmt die Höhe des Fuchsbesatzes beängstigende Ausmaße an. Vor allem in Revieren mit Hochwild schenkt man den Füchsen nicht allzu viel Beachtung. Der Besatz steigt dadurch auf eine Höhe an, die Infektionskrankheiten unter den Füchsen begünstigt. Mal abgesehen von der Tollwut sind das in erster Linie Wurmbefall und Räude. Wenn der Fuchsbesatz sich im Rahmen hält, hat die Räude, die durch die Milbenart Sarcoptes canis hervorgerufen wird, kaum eine Chance, zum Ausbruch zu kommen. Die Milbe ist zwar allgegenwärtig, aber der gesunde Organismus wird mit ihr fertig. Steigt die Fuchsdichte zu hoch an, wird der Ernährungszustand der Füchse schlechter, außerdem verbreitet sich Wurmbefall, der die Füchse schwächt. Die Räude gewinnt dadurch an Bedeutung. Füchse infizieren sich untereinander in den Bauten und vor allem während der Ranz. Mit starker Bejagung schützen wir die Füchse vor dem Ausbruch von Seuchen. Wenn wir sie auch stark bejagen, so liegen sie uns doch auch irgendwie am Herzen. Füchse müssen nicht elendig an der Räude verenden.