Wolf MT6 – Anzeige gegen Minister Wenzel

Die Entnahme von Problemwolf MT6 hat ein juristisches Nachspiel für Umweltminister Wenzel (Grüne) – Tierrechtler erstatten Anzeige.

Die Entnahme von Problemwolf MT6 hat ein juristisches Nachspiel für Umweltminister Wenzel (Grüne) – Tierrechtler erstatten Anzeige.

Gegen den niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) wurde Strafanzeige erstattet. Der Minister hatte sein Einverständnis gegeben den Wolf „MT6“, auch bekannt unter dem Namen „Kurti“, am vergangen Mittwochabend erlegen zu lassen. Zwar war zunächst geplant gewesen das Tier zu betäuben und einzuschläfern, offenbar war man aber nicht nah genug herangekommen, so dass er schließlich in der Lüneburger Heide bei Bad Fallingbostel in Begleitung der Polizei geschossen wurde.

In der Entscheidung das Wildtier töten zulassen, sieht die Vorsitzende der Hamburger Tierschutzpartei Ethia, Bettina Jung, einen Verstoß gegen das Tierschutz- und Bundesnaturschutzgesetz. Sie erstattete daher gegen Umweltminister Wenzel Anzeige bei der Polizeiinspektion in Hamburg-Harburg.

 

Frau Jung begründet die Entscheidung für ihre Anzeige damit, dass der Wolf sich ganz natürlich und nicht aggressiv gegenüber Menschen verhalten habe. Frau Jung zufolge hätte er sich sonst auch nicht bei den Begegnungen mit Spaziergängern und Hunden vertreiben lassen. Außerdem sei „Kurti“ weder gebrechlich, krank noch alt gewesen und somit eine Entnahme nicht gerechtfertigt.

Der zwei Jahre alte Rüde war ihrer Meinung nach gesund und unterlag zudem einem ganz besonderen Schutz, dem alle Tiere mit Peilsender unterliegen. Die Daten dieses Senders sollen nun genutzt werden, um die „lückenlose Dokumentation und Aufklärung des Falles anhand der Senderdaten“ zu ermöglichen, fordert Jung.Ihrer Meinung nach lassen die „Geometriedaten keinen Schluss auf aggressives Verhalten gegenüber Menschen“ zu.

Ob der Wolf „Kurti“ eventuell krank war und dadurch die Scheu vor dem Menschen verlor, wird derzeit im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin untersucht. Das Ergebnis dieser Untersuchung steht derzeit jedoch noch aus.

Die Landesjägerschaft hält die Maßnahme der Entnahme des Wolfes „Kurti“ indes für richtig. Eine Vergrämung durch einen extra aus Schweden angereisten Wolfsexperten im März hatte keinen Erfolg gebracht und eine Unterbringung in einem Gehege war für das Wildtier als nicht Tierschutzkonform beurteilt worden. Der Sprecher der Landesjägerschaft, Florian Rölfing, sagt in Hannover „aus meiner Sicht war die Entscheidung für eine letale Entnahme richtig“.

 

Der NABU und andere Umweltverbände brachten ihr Bedauern über den Tod des Wolfes zum Ausdruck, stellten sich jedoch ausdrücklich hinter die Entscheidung . Der Landesvorsitzende des NABU, Holger Buschmann erklärte „Zur Entnahme von MT6 tragen wir den Versuch der Betäubung und das Einschläfern des Tieres mit“.

 

In den sozialen Netzwerken wird unterdessen darüber diskutiert, ob der Abschuss die Hemmschwelle für ein solches Vorgehen gesenkt haben könnte und tatsächlich Notwendig war. Die Cellesche Zeitung spekuliert über die Gründe für „Kurtis”-Verhalten und mutmaßt sogar, dass es sich um einen Hybriden, also einen Mischling aus Wolf und Hund, handeln könnte. Besonders interessant ist die Haltung des Tierfilmers Andreas Kieling zu dem Thema. In einer Videobotschaft hatte er unlängst mitgeteilt, dass er von dem Umgang mit ”Kurti” enttäuscht sei und verniedlicht Wölfe gar zu groß geratenen Füchsen. Von einem ausgebildeten Berufsjäger, Schweißhundeführer und Naturfilmer hätte man eigentlich eine sachlichere Haltung erwartet.