CDU/CSU fordert „aktives Wolfsmanagement“

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Wird die EU den Schutzstaus des Wolfes lockern? Foto: pixabay

Die Pressekonferenz der agrar- und jagdpolitischen Sprecher der CSU/CDU Fraktionen beginnt sofort mit einer gewichtigen Zahl: 161 Wolfsrudel soll es in Deutschland inzwischen geben. Ein aktives Wolfsmanagement wird deshalb als unumgänglich angesehen.

Konstanter Zuwachs

Zu den Rudeln gesellen sich 43 Paare und 19 Einzeltiere. Es ergibt sich eine deutsche Wolfsdichte von ungefähr 3 – 3,5 Wölfen pro 100.000 Hektar. In der kanadischen Wildnis ziehen bis zu 6 Wölfe auf gleicher Fläche ihre Fährte. Jedoch ist Deutschland trotz allem keine Wildnis, sondern als Kulturlandschaft einzustufen. Auch fließen in die Berechnung der deutschen Wolfsdichte bis jetzt komplett wolfsfreie Gebiete wie z.B. Baden-Württemberg mit ein.

Ein genauer Blick lässt erahnen, wie es groß die regionalen Unterschiede sind: Sachsen-Anhalt beherbergt bereits durchschnittlich 11 Wölfe pro 100.000 Hektar bei einer jährlich Zuwachsrate pro Rudel von 30%. Henning Otte, MdB, Fachsprecher ländlicher Raum der CDU/CSU-Bundestagsfraktion äußert sich klar zu diesen Unterschieden: “Regionale Überbestände, wie zum Beispiel in meinem Wahlkreis in der Lüneburger Heide, müssen reguliert werden.“

Mehr Wölfe- mehr Schäden

Schätzungen des Deutschen Bauernverbandes gehen von 1500 -2700 Wölfen in Deutschland aus. Insgesamt stehen für das Jahr 2020 rund 4000 bestätigte Weidetierrisse durch Wölfe zu Buche. Der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, Helmut Dammann-Tamke, deutet jedoch an, dass die Zahlen vermutlich sogar noch deutlich höher liegen könnten, denn die Landwirte hätten oft resigniert und würden Risse nicht mehr melden.

Herdenschutz: nicht überall möglich

Die agrarpolitischen Sprecher heben vor allem die Herdenschutzproblematik hervor. Diese ist oft kostenintensiv und oft wirkungslos, denn auch Wölfe sind lernfähig. Wolfsdichte Zäune funktionieren nicht überall in Deutschland.

Im Alpenraum trägt die Weidewirtschaft zum Lawinenschutz und Landschaftspflege bei, wird aufgrund der vielen Hanglagen aber nie wirklich Wolfsschutzmaßnahmen umsetzen können.

Niedersachsens Küstenschutz basiert auf einer umweltverträglichen Deichpflege durch Schafe. Die Möglichkeit des Herdenschutzes sind auf Deichen schwierig umsetzbar, denn das Deichgesetz untersagt den Einsatz von Zäunen. Schutzzäunen würden die Deiche anfälliger bei Flutereignissen machen und über eine Million Bürger im Hinterland der niedersächsischen Nordsee gefährden. Angesichts steigender Meeresspiegel ein ernstes Thema und jeder Schäfer, der seinen Betrieb aufgibt, ist auch ein Verlust für den Küstenschutz.

Nicht erst seit der Tötung des von der Leyenschen Ponys Dolly sind auch Pferde in einer schwierigen Lage. Tierschutz in Form von geräumigen Offenställen, Ausläufen und Weidehaltung wird politisch gefordert und oft gefördert. Jedoch wird die Pferdeweide mit einem Schutz gegen den Wolf sehr kostspielig. Gleiches gilt für Rinderhalter, doch wie soll der Herdenschutz für Großvieh gewährleistet werden?

Kernforderung: aktives Wolfsmanagement ermöglichen

Die Kernforderung der CDU/CSU Fraktion ist daher: Deutschland soll sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass der Wolf von Anhang 4 (strenger Schutz) der FFH-Liste in Anhang 5 (Schutz mit erweiterten Möglichkeiten des aktiven Managements) überführt wird. Somit wäre eine Bejagung nicht nur von Einzeltieren möglich. Regionale Wolfsbestände seien letztendlich auch nur Teil einer großen Gesamtpopulation, die in der EU immerhin auf 19.000 Wölfe geschätzt wird. Ein günstiger Erhaltungszustand sei somit gegeben.

Andere EU-Länder und ihre Wolfsbejagung

Schweden wird immer wieder als gutes Beispiel eines Wolfsmanagements genannt. Eine enge wissenschaftliche Begleitung und genaue Überwachung der Wolfsjagd sind dort Standard. Die Wolfsdichte liegt bei ungefähr 1 Wolf pro 100.000 Hektar. Jedoch scheint Schweden aktuell aufgrund der kürzlich vorgenommenen Wolfsjagd in der Kritik zu stehen. „Unauffälligere“ EU-Staaten wie die baltischen Staaten praktizieren eine Populationskontrolle schon seit geraumer Zeit. Man hatte sich im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen zusagen lassen, den Wolf in Anhang 5 führen zu dürfen. Jährlich werden rund 300 Wölfe in den drei Ostseeanrainern erlegt. Diese Zahl entspricht ungefähr dem Nachwuchs in den dortigen Wolfsrudeln. Die Entnahme hat die EU auch nicht davon abgehalten den baltischen Staaten für ihre Wolfspopulation einen günstigen Erhaltungszustand zu bescheinigen.

Politische Umsetzung fraglich

Aktuell scheitern Vorstöße der Befürworter eines aktiven Wolfsmanagements jedoch an den Mehrheitsverhältnissen in den politischen Gremien. Von Seiten der Unionsvertreter wird beklagt, dass die regierenden Parteien keine Dialogbereitschaft bei der Thematik erkennen lassen. Auf EU-Ebene sieht es ähnlich aus:  12 zuständige Ministerien der jeweiligen EU-Staaten sehen den günstigen Erhaltungszustand der Wolfspopulation als noch nicht gesichert an und sind für keine Schutzstatusänderung offen.