Gänse – Jagd in der Schonzeit

Am Dümmer See sollen die Graugänse jetzt ohne jegliche Schonzeit radikal reduziert werden, um den Lebensraum anderer Tierarten zu schützen.

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Die Zahl der Graugänse am Dümmer See wird zum Supergau für den Artenschutz! Foto: Pixabay/Ivabalk

Gänse – In vielen Bundesländern werden die verschiedenen Gänsearten zum großen Problem. Während es an etlichen Gewässern die Nilgänse sind, bereiten im Vogelschutzgebiet Dümmer See die Graugänse massive Probleme.

Bejagung in der Schonzeit?

Der Landschaftsökologe Marcel Holy schätzt die Zahl der Gänse im Vogelschutzgebiet auf rund 7.000 Tiere. Diese sollen nun bejagt werden, sodass ihre Zahl auf weniger als 1.000 Tiere sinkt.
Denn die vielen Graugänse sind dafür verantwortlich, dass das Schilf zerstört wird, welches Habitat anderer Vogelarten, Fische und Amphibien ist. Um die Artenvielfalt zu erhalten, sei eine Reduktion der Gänsebesätze erforderlich, so Holy gegenüber dem NDR.
Bislang wird das Schilf durch Zäune geschützt, alle umliegenden Bereiche wurden bereits von den Gänsen kahlgefressen. Um den Lebensraum im Vogelschutzgebiet zu schützen, sind die Zäune allerdings nur eingeschränkt geeignet.

Gänse – Jagd alternativlos

Seit einigen Jahren wird rund um das Naturschutzgebiet scharf bejagt. Eier werden angebohrt, um den Bruterfolg der Gänse zu reduzieren, doch bislang bleibt der Erfolg aus. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz zählt jedes Jahr weiterhin mehr als 1.000 Küken. Das führt dazu, dass die Schäden in der Landwirtschaft gigantisch sind. Ersetzt wird der Schaden in den meisten Fällen nicht, sodass die Landwirte die Leittragenden sind.

Das NLWKN hat nun einen Antrag gestellt und der Landkreis Diepholz die Schonzeit für Graugänse aufgehoben. Jetzt darf auch das Vogelschutzgebiet bejagt werden. „Es konnten im Durchschnitt im Jahr nur Gänse im dreistelligen Bereich entnommen werden. Es sind aber im vierstelligen Bereich immer neue dazugekommen“, so zitiert der NDR einen Sprecher des NLWKN. Darum war den Gänsen bislang nicht beizukommen und eine Schonzeitaufhebung erforderlich.

Kritik vom NABU

Das Argument, durch die Maßnahmen Artenschutz praktizieren zu wollen ist sicher richtig, die Erkenntnis kommt aber sicherlich reichlich spät. So kritisieren der NABU-Vorstand und Jäger Frank Prissok: „Brütende oder legende Tiere zu schießen, ist ethisch betrachtet ein großes Problem.“ Dass die Besätze im Vogelschutzgebiet viel zu hoch sind und die Schäden in der Landwirtschaft immer weiter zunehmen, ist kein Phänomen, das in diesem Sommer schlagartig aufgetreten ist. Somit hätte man bereits reichlich Zeit für eine scharfe Bejagung während der letzten Jagdzeiten gehabt.