Bleifreie Büchsengeschosse unbedenklich

Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) wollte es genau wissen: Ist bleifreie Jagdmunition ein Risiko für Mensch und Tier? Ist das Abprallverhalten der Kupfer- und Messinggeschosse unberechenbar? 15 Monate lang haben die DEVA und der Gutachter Dr. Beat Kneubuehl im Auftrag des BMELV an entsprechenden Gutachten gearbeitet. Nun liegen die Ergebnisse auf dem Tisch. Die Experten geben grünes Licht für den Einsatz von bleifreier Munition auf der Jagd.

Bleifreie Büchsenmunition

Die Deutsche Versuchs- und Prüfanstalt für Jagd- und Sportwaffen (DEVA) hat das Ablenkverhalten von bleihaltigen und bleifreien Büchsengeschossen untersucht. Dafür wurden sechs verschiedene Geschosse (RWS Kegelspitz, Brenneke TOG, Nosler Partition sowie die bleifreien Barnes TSX, Reichenberg-Geschoss und Lapua Naturalis) in den Kalibern .243, .308 Winchester und 9,3 x 74 R getestet. Innerhalb eines Jahres wurden damit über 2500 Schüsse auf unterschiedlichste Medien (Hindernisse) abgegeben. Die DEVA bilanziert hierzu: Bei leicht zu schießenden Medien wie dem Gebüsch und kleinen Winkeln wurde deutlich, dass hier nicht das Material (Blei oder bleifrei) ausschlaggebend für die Ablenkung war, sondern die Spitzenform (Ogive oder beispielweise eckige Formen mit Scharfrand). In Bezug auf Masse- und Energiestabilität kristallisierten sich die bleifreien Geschosse als sehr stabil heraus.

Diese Resultate ergänzt der Berner Ballistikexperte Dr. Beat Kneubuehl in seiner Auswertung Vergleich der Gefährdung durch abgeprallte bleihaltige und bleifreie Jagdgeschosse. Der Leiter des Zentrums forensische Physik/Ballistik schreibt darin: Das Abprallverhalten von bleifreien Büchsengeschossen in Vergleich zu bleihaltigen ist ausgesprochen ähnlich. Die Untersuchungen wurden von einem Projektrat begleitet, in dem die unterschiedlichsten Gruppierungen vertreten waren, wie etwa die Bundeswehr, Polizei, das Beschussamt Ulm, der Bundesforst oder das Nationalparkamt Müritz. Letzteres vertrat die Interessen der Seeadler. Zur Erinnerung: Auslöser der Diskussion über bleihaltige Geschosse waren die Bleivergiftungen von Adlern nach der Atzung von Aufbrüchen erlegten Wildes.

Mit den Aussagen der DEVA und von Beat Kneubuehl dürfte dem Einsatz von bleifreier Büchsenmunition auf der Jagd nichts mehr im Wege stehen. Es ist vielmehr zu erwarten, dass staatliche Reviere mit Adlerbeständen zeitnah reagieren dürften und den Einsatz von bleifreier Munition in diesen Gebieten vorschreiben werden.

JÄGER-Leser wissen seit unserem Beitrag über die Wirkung von bleifreier Munition (Heft 3/11), dass die Konstruktionen mittlerweile ausgefeilt sind. Wild lässt sich mit Kupfer- und Messing-Geschossen namhafter Hersteller sicher und waidgerecht strecken. Der große Vorteil für den Verbraucher liegt zudem darin, dass keinerlei Bleisplitter das Wildbret kontaminieren.
Download: DEVA-Schlussbericht Abprallverhalten von Jagdmunition
Download: Bericht Beat Kneubuehl Vergleich der Gefährdung durch abgeprallte bleihaltige und bleifreie Jagdgeschosse