Zwei dringende Bedürfnisse

Problemfelder Kormoran und Wolf: ein Kommentar vom SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Schminke.

Kormoran ©Bildagentur Schilling

Kormoran: seine Vorliebe für Aale und andere bedrohte Fischarten lassen ihn zum Problemtier werden. Und Probleme löst man. ©Bildagentur Schilling

Überall, wo Rot-Grün an der Macht ist, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Jagd weitestgehend abgeschafft werden soll – so auch in Niedersachsen. Da verwundert’s, dass der hiesige SPD-Landtagsabgeordnete Ronald Schminke ein Angehen der Probleme Kormoran und Wolf fordert. Und zwar vehement!

Roland Schminke (SPD)

Roland Schminke (SPD)

Der Kormoran ist mit seiner überaus flexiblen Jagdstrategie und seiner hohen Mobilität Berufsfischern und Anglern schon lange ein Dorn im Auge. Die Population des gefräßigen Vogels ist groß. Der Kormoran frisst ausschließlich Fisch, die Tagesration beträgt etwa 500 Gramm. Eine Gruppe Kormorane plündert einen Fischteich nicht selten in wenigen Minuten. Wirtschaftliche Schäden der Fischbestände in öffentlichen Gewässern, Kiesbaggerteichen und Fischproduktionsanlagen gehen nach Schätzungen der Experten bereits in die Millionen. Deutschlandweit zeigen unsere Landesfischereiverbände inzwischen Gefährdungen seltener Fischarten auf. Fischereigenossenschaften kön- nen die enormen Fraßschäden durch teu- re Besatzmaßnahmen nicht mehr ausgleichen, und viele Fischzüchter geben inzwischen entnervt auf, weil es selbst bei nachweisbaren Totalverlusten keine angemessene Entschädigungszahlung gibt. Zudem sterben viele Fische qualvoll an schweren Verletzungen, weil sie vom Kormoran „nur“ verletzt wurden.

Problem Kormoren

Als fischereipolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in Niedersachsen sehe ich dringenden Handlungsbedarf. Es geht bei der Diskussion nicht allein um Fischverluste, sondern insbesondere auch um den Schutz bereits gefährdeter Fischarten. Wir vermissen immer mehr den Aal in unseren Gewässern, aber gerade der Aal steht ganz oben auf der Speisekarte des Kormorans. Wir erweitern die Schonzeiten von gefährdeten Fischen, aber der Kormoran wird sich daraus gar nichts machen. Es geht deshalb auch darum, endlich den Artenschutz für alle Tiere in den Fokus zu nehmen. Fische und Vögel sind in gleichem Maße schutzwürdig, das ist nicht nur meine Überzeugung.

Lösung des Problems

Für mich ist die Niedersächsische Kormoranverordnung, die zur Abwehr erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden den Abschuss des Vogels an Teichanlagen erlaubt, nur eine unverzichtbare Hilfskrücke. Die Verordnung läuft Ende 2016 aus und muss unbedingt verlängert werden. Weitere Maßnahmen zur Konsolidierung der Kormoranpopulation müssen folgen. Bisher beklagen alle Länder die Zustände und fordern nachhaltige Lösungen des Kormoranproblems aus Brüssel. Ein europäisches Kormoranmanagement ist seit vielen Jahren im Gespräch. Das EU-Parlament hat es 2008 selbst gefordert, aber es wurde von der Kommission bisher nichts umgesetzt. Europa fordert umgekehrt Maßnahmen zur Bestandsreduktion in den Brutgebieten von den Mitgliedsstaaten. Hier schiebt einer dem anderen den schwarzen Peter (Vogel) zu! Was ist das für eine unmögliche Trickserei? Dieses Hin und Her widert mich an, weil die Probleme so natürlich nie gelöst werden! Die EG-Vogelschutz-Richtlinie und das Bundesnaturschutzgesetz lassen ausdrücklich Abweichungen von Verboten zur Abwehr erheblicher Schäden und zum Schutz von Pflanzen und Tieren zu. Das ist der Ansatz für eine nationale Lösung, die wir mit vereinten Kräften umsetzen müssen. Es geht um praktikable Lösungen, deshalb bin ich dafür, Verbände, Vereine, Genossenschaften und die Fischereiwirtschaft bei der Erarbeitung praxisnaher und möglichst bundesweit gültiger Lösungen einzubeziehen. So wie es ist, kann es nicht bleiben!

Wir müssen also selbst handeln, weil es Europa nicht tut. Und die Parteien sollten dabei auch ehrlich miteinander umgehen. Ein CDU-Antrag in Nordrhein-Westfalen kann nämlich auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Konservativen in Brüssel über eine breite eigene Mehrheit verfügen und dort schon längst alles hätten regeln können, wenn sie es denn gewollt hätten. Darum lasst uns gemeinsam und ohne politische Tricksereien die Probleme ehrlich angehen. Am besten so, wie bei der Papstwahl: Alle Verantwortlichen parteiübergreifend in einen Verhandlungsraum einschließen. Stillschweigen nach außen solange, bis eine praktikable Lösung gefunden ist. Dann darf weißer Rauch in den Vogel-/Fischhimmel aufsteigen.

„Es geht darum, endlich den Artenschutz für alle Tiere in den Fokus zu nehmen. denn Fische und Vögel sind in gleichem Maße schutzwürdig!”

Wölfe: nicht im, sondern mit Schafspelz. Zunehmende Nutztierrisse und verstimmte Halter lassen den Wolf zum Problemtier werden. (Symbolbild) ©Silvio Heidler

Wölfe: nicht im, sondern mit Schafspelz. Zunehmende Nutztierrisse und verstimmte Halter lassen den Wolf zum Problemtier werden.
(Symbolbild) ©Silvio Heidler

 

Problem Wolf

Mit dem Kormoran haben wir bereits große Probleme, mit dem Wolf werden wir die richtig großen Probleme noch bekommen, da bin ich ziemlich sicher. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Deutschland für den Wolf kein geeignetes Verbreitungsgebiet ist, weil unser Land viel zu kleintei- lig und zu dicht besiedelt ist. Ferner gibt es bereits heute enormen Ärger, weil die Wölfe natürlich Beute machen und Nutztierrisse rasant zunehmen. Bei jedem Riss muss dann der genetische Beweis geführt werden, dass ein Wolf der Übeltäter war, sonst gibt es für die Züchter kein Geld. Tierzüchter wollen gar keine Entschädigung für gerissene Tiere oder Beihilfen für Schutzzäune, sie möchten gesunde Tiere auf den Weiden halten, so wie bisher. Was nutzt die Entschädigungszahlung, wenn die besten Zuchttiere gerissen werden und der Rest der Herde durch die Wolfsbegegnung einen Schock fürs Leben bekommen hat? Kein Landwirt und Schafzüchter wird sich mit solch Zuständen abfinden, und dafür habe ich großes Verständnis.

In Deutschland haben sich die Wölfe inzwischen stark vermehrt, und immer häufiger hören wir Berichte über Begegnungen der Tiere mit dem Menschen. Wer bisher glaubte, der Wolf meide die Menschen, kann fast täglich andere Berichte in den Medien wahrnehmen. Nun gibt es kluge Verhaltensratschläge, wie man Wölfe bei einer Begegnung abschrecken kann. Lautes Rufen oder in die Hände klatschen soll helfen, sagen uns die Wolfsexperten. Aber wie soll das ein spielendes Kleinkind im ländlichen Raum umsetzen, wenn das Grundstück in direkter Nähe zum Wald liegt und nicht einmal umzäunt ist? Diese Verhältnisse gibt es millionenfach in Niedersachsen und anderen Bundesländern. Und wie soll sich ein Kleinkind gegen ein Wolfsrudel zur Wehr setzen? Wir haben alle die Hoffnung, dass wirklich nichts passiert, aber können wir angesichts solcher Schilderungen wirklich sicher sein?

„Ich bin sicher und prognostiziere für Deutschland die offensive Bejagung der Wölfe in wenigen Jahren.“

Lösung des Problems

Die Politik beruft sich auf den höchstmöglichen Schutz, den der Wolf genießt. Rechtlich ist das absolut korrekt, denn Wölfe werden international in verschiedenen Naturschutzabkommen gelistet. In Deutschland gehört der Wolf gemäß Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders und streng geschützten Arten, darum scheitern derzeit auch alle Versuche, den Wolf in das Jagdrecht zu übernehmen. Geltendes Recht ist einzuhalten, aber es ist auch veränderbar, wenn sich die Bedingungen verändern. Exakt diese Situation liegt vor, darum wird die Politik handeln müssen! Ich bin heute absolut sicher und prognostiziere die offensive Bejagung der Wölfe in Deutschland in wenigen Jahren, weil die Problemlagen insbesondere in den ländlichen Bereichen zunehmen werden und dadurch unweigerlich ein Handlungsdruck auf der jagdgesetzlichen Ebene entstehen wird.