Drückjagd: Die Kirrung danach – the time after

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Sauen bei der Kirrgutaufnahme: wie schnell sie sich nach einer Drückjagd hier wieder einfinden, hängt maßgeblich von der art und der Dauer der Beunruhigung ab. Foto: Reiner Berhardt

Nach einer Drückjagd ist der saupassionierte Jäger gespannt, wann die Kirrungen im Revier wieder angenommen werden. Welchen Einfluss hat hierauf die Art der durchgeführten Gesellschaftsjagd? Oder wovon sonst hängt die Annahme der Kirrungen ab? Antworten hierauf weiß Revierjagdmeister Roman v. Fürstenberg.

In vielen Revieren wird die Kirrjagd ganzjährig betrieben, stellt sie doch eine gute Möglichkeit dar, Schwarzwild nahezu ständig und zudem relativ störungsarm bejagen zu können. Sollen jedoch durch kurzzeitige Störungen hohe Strecken erzielt werden, müssen gut organisierte Drückjagden durchgeführt werden. Wenn möglich revierübergreifend. Hierbei gilt es stets, aus den vergangenen Jagden zu lernen und die folgenden um die gewonnenen Erkenntnisse zu ergänzen.

Vor der Drückjagd

Außer den üblichen Drückjagdvorbereitungen ist es nicht unwichtig zu wissen, wie viel Wild in etwa zu erwarten ist. Wo hält sich das Wild auf, und wie wird es gezielt beunruhigt? Um die ungefähre Höhe des Wildbestands einschätzen zu können, dienen direkte Sichtbeobachtungen, das Abfährten und der Wildkamera-Einsatz an Wechseln, Kirrungen und Wildäckern. Da nicht täglich, sondern oft nur bei Mond an der Kirrung gejagt wird, dient die Kirrung auch der Lenkung und fördert eine gewisse Standorttreue der Schwarzborstler im Revier. Diese Lenkungs- und Standorttreue-Funktion sollten direkt vor der Drückjagd nicht unbedingt durch die Jagd an der Kirrung negativ beeinflusst werden.

Rotte Schweine auf einer Nachtsichtkamera.

An den Kirrungen installierte Wildkameras sind das probate Mittel, um herauszufinden, wie viele Sau- en der eigene Busch beherbergt. Das interessiert vor und nach einer Gesellschaftsjagd gleichermaßen. Foto: Archiv Jäger

Nach der Drückjagd

Die Kirrungen waren wochenlang täglich gut besucht. Am Drückjagdtag herrscht großes Durcheinander, das Wild wird in seinen sicher geglaubten Einständen stark beunruhigt und direkt an seiner Ruhestätte in Bewegung gebracht. Rotten werden oft schon dort von den Hunden gesprengt. Viele der Rottenmitglieder werden erlegt. Nach der Jagd folgen eventuell notwendige Nachsuchen. Die wichtigste Arbeit nach einer Drückjagd ist dann: Erkunden! Erkunden und Abfährten der Wechsel, welche Routen werden bevorzugt? Fluchtwechsel und Friedwechsel unterscheiden sich oft erheblich, wobei ein Fluchtwechsel zumeist die restliche Zeit des Jahres nahezu unbelaufen sein kann. Auf welchen Ständen kam das Wild wie und wo? Rückschlüsse ziehen! Was muss oder kann hier verändert werden? Welche Einstände benötigen eine andere Art der Beunruhigung, sollte eventuell die gesamte Zeit des Treibens über beunruhigt werden? Alle diese Erkenntnisse dienen der Optimierung folgender Jagden. Auch wird bei diesem Erkunden erfasst, ob noch Sauen im Revier sind und wo sich diese aufhalten.

Kirrung Wilduhr auf dem herbstlichen Wilduhr

Sind Kirrungen wieder angenommen, verrät die Wilduhr, wann die Sauen sich über den Schmaus hergemacht haben. Foto: Rolf Schwarzer

Geringe Beunruhigung

Der durch die Bewegungsjagd aufgebaute Druck hat einen direkten Einfluss auf das Verhalten der Sauen in der Folgezeit. Hier ist zu unterscheiden in: kurzweilige, kleine Treiben mit wenigen Hunden und großflächige, starke Beunruhigung mit vielen Treibern sowie Hunden. Bei kleinflächiger Beunruhigung flüchten die Schwarzkittel zumeist nicht sehr weit und nehmen die nächste, ihnen bekannte Deckung an. In diesem Fall verlassen sie ihr Territorium meist nicht oder nur unwesentlich. Die Mitglieder gesprengter Rotten finden sich meist am Abend der Jagd wieder zusammen. Bei dieser Art der Bejagung werden Kirrungen, wenn auch nicht am gleichen Abend, aber doch in den nächsten Tagen, wieder aufgesucht. Erlegte Schwarzkittel braucht jedoch niemand mehr zu erwarten. Wurde eine Rotte Sauen, die zuvor einer Kirrung treu war, nahezu komplett erlegt, bleibt die Kirrung natürlich dementsprechend leer. Wurden alle Frischlinge einer Bache erlegt, meidet diese oft auch ihren zuvor angestammten Einstand, da er ihr nicht mehr sicher erscheint.

Starke Beunruhigung

Wurde ein großes Revier stark mit vielen Hunden beunruhigt, stellt sich die Situation erfahrungsgemäß anders dar. In diesem Fall bleiben die Kirrungen oft lange unangerührt, weil die Sauen entweder erlegt wurden oder durch den großflächigen Druck das Revier vorerst verlassen haben. Nach wenigen Wochen sind jedoch wieder Sauen da, und auch die Kirrungen werden nach und nach wieder angenommen. Ob diese Stücke jedoch jene sind, die vor der Jagd dort waren, kann nicht immer genau beantwortet werden. In der Praxis konnten jedoch bekannte Restrotten mit Bachen oder einzelne Bachen wieder an den Kirrungen beobachtet werden.

Schweinespuren im Matsch

Das klassische Abfährten gibt viel Aufschluss über Alter und Anzahl der Sauen im Revier. Foto: Seeben Arjes

Am Abend einer Jagd mit geringer oder mäßiger Beunruhigung ist es durchaus zielführend, einen Gemeinschaftsansitz durchzuführen, da sich versprengte Rottenmitglieder in dieser Zeit wieder zusammenfinden. Hierbei ist es hilfreich, wenn die Drückjagd in den Zeitraum kurz vor Vollmond fallt. Selbst nach großflächiger, starker Beunruhigung kommt es durchaus vor, dass einzelne Kirrungen am Abend der Jagd besucht werden, erfahrungsgemäß sind die hier anzutreffenden Stücke versprengte oder zurückgelassene Frischlinge, die den Anschluss verloren haben. Sind sie alleine, werden sie den ihnen bekannten Einstand wieder annehmen und auch die vertraute Kirrung besuchen. Solche Stücke sind in den Tagen nach der Jagd gezielt zu erlegen. Eine Wildkamera oder -uhr gibt Aufschluss über die Stücke und die Uhrzeit. Sauen, die krank sind und nicht durch eine Nachsuche zur Strecke kamen, suchen ebenfalls leicht zugängliche Fraßquellen auf – diesen Stücken gilt selbstverständlich unser besonderes Augenmerk.

Vergrämende Wirkungen

In der folgenden Neumondphase werden die Karten neu gemischt und potenzielle Einstände wieder angenommen. Offenbar hat es diesbezüglich auch einen Einfluss, ob Stücke direkt im Einstand erlegt oder von Hunden gegriffen und anschließend abgefangen wurden. Ein starkes Klagen hat eine überaus vergrämende Wirkung, und diese Einstände werden scheinbar länger gemieden.

Attraktivität erhöhen

Die Kirrung kann in der „toten Zeit“ meist noch so attraktiv gestaltet werden, jegliche Leckereien helfen nichts, wenn die Sauen einfach nicht da sind. Kirrungen in Randgebieten mit Additiven attraktiver zu gestalten, kann durchaus Sinn machen, damit Sauen von außen wieder zuziehen. Attraktiv sind frische Eicheln oder frische Maiskolben oder auch süße Zusätze als Zugabe, je nach dem, was das jeweilige Landesrecht erlaubt.

Infobox zeigt ein Bild verschiedenster Zutaten.

Foto: Roman v. Fürstenberg

Ruhe ist wichtig

Zusätzlich benötigen die Schwarzborstler Ruhe im Revier. Besonders nach der Jagd finden sie so wieder Vertrauen in einer Zeit, in der nahezu überall gejagt wird. Um die Anwesenheit der Schwarzborstler wieder bestätigen zu können, werden neben den Kirrungen auch fruktifizierende Eichenbestände kontrolliert, denn hier findet sich im Herbst und Winter die immer noch attraktivste Fraßquelle.

Ordnung halten

Eine Kirrung, auch wenn sie wochenlang nicht angenommen wird, sollte sauber gehalten werden. Verschimmelter Mais unter Holzscheiben ist keinesfalls hygienisch. So sollte er auch den Sauen nicht angeboten werden. Bleibt eine Kirrung länger unbesucht, muss alter Mais zeitig entfernt und immer wieder durch neuen ersetzt werden. Verfaulte Futtervorlagen werden vom Schwarzwild gemieden, verfehlen also ihren Zweck, sind gesundheitlich bedenklich und für den Jäger und Heger in der Öffentlichkeit kein gutes Aushängeschild.