Waldbock – Ansitz und Pirsch auf Rehwild im Mai

Waldbock – die besten Chancen im Wald auf Rehwild zu waidwerken hat man im Mai. Autor Alexander Timpe erklärt, wie und wann Sie am erfolgreichsten sind.

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Wer im Wald zu lang wartet, hat oft das Nachsehen. Foto: Pixabay/Yvonne Huijbens

Waldbock im Mai – Ansitz und Pirsch

Wie jedes Jahr im Mai bin ich nach den ersten Reviergängen überrascht über ungewöhnlich hohen Rehwildanblick. Die Böcke befinden sich mitten in den Reviereinstandskämpfen und ziehen vor allem in den Morgen- und Abendstunden, um ihr Revier zu markieren und Eindringlinge zu vertreiben. Nicht nur die erhöhte Aktivität, sondern auch die oftmals noch niedrige Bodenvegetation machen den Mai zum perfekten Monat, um dem Waldbock nachzustellen. Doch die Zeit ist knapp bemessen, denn mit fortschreitender Jahreszeit, schon etwa ab Anfang Juni, werden die Waldböcke im grünen Dschungel oftmals unsichtbar.

Immer wachsam sein beim Waldansitz

Mein Sitz steht an einem Buchenjungwuchs. Das Schussfeld begrenzt sich auf eine etwa vier Meter breite Rückegasse. Noch etwas schlaftrunken habe ich das Anwechseln des braven Sechsers wohl verpasst. Ich bemerke ihn erst als er schon breit auf der Gasse steht und aufmerksam in beide Richtungen sichert. Der Versuch jetzt noch die Waffe in den Anschlag zu bringen, würde den Bock nur verprellen. Und so muss ich, ohne einen Finger zu rühren, zusehen, wie er einige Augenblicke später wieder von der Bildfläche verschwindet. Bei der Jagd im Wald muss man eben stets aufmerksam sein! Im Gegensatz zur Jagd im offenen Feld hat man das Wild oft nur sehr kurz im Anblick, ehe es weiterzieht. Gute Vorbereitung und ein schnelles Ansprechen sind somit grundlegende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Waldjagd.

Schnelligkeit zahlt sich aus

Die anschließende Pirschrunde durch das lichte Douglasienbaumholz gestaltet sich als erfolgreicher. Zwar bemerkt mich der Bock zuerst doch verhofft er nach etwa zehn Metern Flucht noch einmal in einer Brombeerdickung. Schnell erkenne ich, dass es sich um den von Wildkameraaufnahmen mir bekannten etwa fünfjährigen Waldbock mit den eng stehenden Stangen handelt und zögere nicht lange. Auf den dumpfen Knall folgen ein paar Sekunden absoluter Stille, ehe die Vögel ihr Konzert an diesem ruhigen Maimorgen fortsetzten und ich voller Jagdfieber an den am Anschuss verendeten Bock treten kann.

Waldbock – Ansitz oder Pirsch? – Das sollte man bei der Jagd im Wald beachten

Beim Ansitz im Wald ist die richtige Platzwahl entscheidend. Am meisten Anblick wird man an strukturreichen Plätzen mit großer Pflanzenvielfalt haben. Solche Plätze finden sich zum Beispiel auf Lichtungen oder Windwurfflächen sowie an Wegesrändern.
Wer ausreichende Waldflächen in seinem Revier hat und diese auch sehr gut kennt, kann sein Glück auf der Pirsch versuchen. Bekanntermaßen ist die Pirschjagd vor allem im Wald weitaus störungsintensiver als die Ansitzjagd. und Daher sollte sie nur kurzzeitig, zum Bespiel gezielt zum Bockjagdstart Anfang bis Mitte Mai, durchgeführt werden. Ebenso abgedroschen, wie wichtig ist der altbekannte Leitsatz: „Pirschen ist mehr stehen als gehen!“ Doch egal wie vorsichtig und langsam man sich fortbewegt, im Wald wird es immer wieder vorkommen, dass das Wild einen zuerst mitbekommt. In diesem Fall gilt es hektische und schnelle Bewegungen zu vermeiden. Ist man erstmal entdeckt, ist es oftmals sogar von Vorteil seine Tarnung endgültig aufzugeben und laut vor sich hin plaudernd schnellen Schrittes das Wild zu passieren. Geht der Plan auf, wird der Bock, den Jäger für einen Spaziergänger haltend, nicht abspringen und man kann einige Zeit später erneut versuchen ihn anzupirschen.

Die richtige Ausrüstung für die Waldpirsch

Auf der Pirsch sollte man stets so leicht wie möglich unterwegs sein. Ein Fernglas stellt nur unnötigen Ballast da und kann zu Hause gelassen werden. Das Ansprechen des Wildes kann auch direkt durchs Zielfernrohr erfolgen. Immer dabei sein sollte hingegen ein Schießstock. Die Schussvorbereitung geht deutlich schneller, als wenn man sich erst einen geeigneten Baum zum Anstreichen suchen muss und auch die Schussauflage ist sicherer. Da die Schussentfernungen im Wald meist geringer als im offenen Gelände sind, empfiehlt es sich die Vergrößerung des Zielfernrohres nicht zu groß (etwa auf sechsfach) einzustellen.

Morgens erst Pirschen dann sitzen – abends andersrum

Während man im Feld noch bis zu einer Dreiviertelstunde länger sitzen kann, reicht im Wald das Büchsenlicht schon unmittelbar nach Sonnenuntergang nicht mehr zum sicheren Ansprechen aus. Da die Pirsch aber generell weniger an die Dämmerungszeiten gebunden ist, lassen sich beide Jagdarten nacheinander durchführen. So kann man abends nach einer Waldpirsch den Jagdtag noch auf dem Ansitz im Feld ausklingen lassen oder morgens nach dem Frühansitz noch eine kleine Pirschrunde durch den Wald drehen, ehe man in den Alltag startet.