Jagdmethoden im Vergleich: Aktive Pirsch oder passiver Ansitz?

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Die Pirsch gilt für viele als die Krone der Jagd. © GettyImages

Aktive Pirsch oder passiver Ansitz, hier scheiden sich bei vielen Jägern die Geister. Welche Vor-und Nachteile beide Jagdmethoden bieten, erklärt unser Autor Patrik Bollrath.

Die Ansitzjagd ist die wohl eine der klassischsten und verbreitetsten Jagdmethoden in Deutschland. Ich würde behaupten, in keinem Land der Welt kommt der Ansitzjagd eine solch hohe Bedeutung zu wie bei uns. Dies liegt vor allem an der Revierstruktur und an der Art, wie wir in Deutschland jagen. Sehr sicherheitsbewusst und waidgerecht dem Wild gegenüber, wird dieses in aller Ruhe angesprochen und wenn es passt, erlegt, ohne dass der Jäger gesehen wurde.

Der Ansitz aus der Höhe einer Kanzel bietet Sicherheit beim Schuss und einen guten Überblick. Die kleinen Revierstrukturen und die dicht besiedelte Landschaft machen in vielen Revieren ausgedehnte Pirschgänge schlichtweg unmöglich oder uninteressant. Der Schuss vom Zielstock im flachen Gelände verbietet sich ohnehin in den meisten Fällen.

Auf der Pirsch: Geschick des Jägers entscheidet

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Auch beim Ansitz gilt: je unauffälliger, desto besser! © GettyImages

In anderen Ländern wie zum Beispiel den USA sind die staatlichen Reviere oft mehrere zehntausend Hektar groß und für alle Jäger frei zugänglich. Diese sogenannten „Public Land Hunting Areas“ werden fast ausschließlich pirschend bejagt, da man das Wild auf diesen riesigen Flächen während der oft kurzen Jagdzeit erst einmal finden muss. Das gleiche Prinzip gilt bei uns in Deutschland, nur dass wir aufgrund der kleinen Strukturen meist ungefähr erahnen, wo sich unser Wild aufhält und wohin es wann zieht. So können wir uns gemütlich an diese Stellen begeben und das Wild erwarten. Insbesondere auf sehr scheue und gut äugende Wildarten ist der Ansitz meistens im Vorteil.

Bei der Pirsch kommt es auf das persönliche Geschick des Jägers an. Auf dem Ansitz muss der Jäger, außer einigermaßen ruhig sitzen, nicht viel machen. Richtig gepirscht gelingt es dem Jäger vom Wild ungesehen von einer Fläche zur nächsten zu kommen, um zu sehen, wo das Wild gerade steht. Natürlich ist, wie beim Ansitz auch, immer der Gedanke vorhanden, ob nicht auf „der anderen Fläche“ das gesuchte Wild steht. Auf der Fläche, an der man sich gerade befindet, könnte das Wild auch noch später austreten.

Kein besser oder schlechter: Jagdmethoden

Der Ansitzjäger kann immer nur einen bestimmten Bereich einsehen, dafür aber die gesamte Ansitzzeit über. Der Pirschjäger sieht zwar viele Bereiche, jedoch nie die gesamte Zeit, in der sich das Wild vermeintlich bewegt. Ist man sich sicher, dass Wild an einer Fläche austritt und man nur nicht genau weiß wann, ist dem Ansitz der Vorzug zu geben. Andersherum lohnt sich die Pirsch, wenn das Wild unstet ist, häufig die Flächen wechselt und man es suchen muss.

Die Pirsch oder der Ansitz sind unmöglich als besser oder schlechter zu bewerten. Es kommt immer darauf an wann, wo und vor allem wie man eine der beiden Jagdarten ausübt. Viele haben schon den Spruch gehört, dass man ein Revier „leerpirschen“ kann. Es ist aber auch genauso möglich, ein Revier leer zu sitzen. Ein Jäger, der unvorsichtig ständig durch die Einstände des Wildes pirscht, wird dieses dort bald nicht mehr so häufig antreffen. Ebenso wird der Jäger von seinem Lieblingssitz, welcher jedoch meistens schlechten Wind hat, nicht mehr viel sehen, wenn er dort regelmäßig sitzt und das Wild mit seiner Witterung warnt.

Das Wo entscheidet – Vegetation und Gelände

Es stimmt aber, dass beim Pirschen deutlich mehr Fehler gemacht werden können als vom Ansitz. Schnelle Bewegungen sind für jede Wildart verheerend. Rehwild verzeiht einen Fehler vielleicht noch etwas, zumindest besser als zum Beispiel Dam- oder Rotwild, indem es einige Sekunden länger verhofft. Ist man jedoch erst einmal erkannt worden, ist das Spiel jedoch meist verloren.

Auch kommt es maßgeblich auf das Gelände beziehungsweise die Vegetation an. Offene Bestände oder kupierte, mit Hecken durchsetzte Felder sind ideal für die Pirschjagd. Dichte Bestände mit flächiger Verjüngung oder weite, flache Landschaften eignen sich hingegen kaum. Der Jäger selbst kann entweder nicht weit genug vorausschauen oder wird zu früh vom Wild entdeckt.

Ein jeder wie er mag: Jagdmethoden

Hinsichtlich der Wildarten gibt es hier auch einige Unterschiede. Wie schon angedeutet, ist Rehwild nicht ganz so argwöhnisch, alle anderen Schalenwildarten sind, vor allem, wenn sie den Pirschjäger erkennen, sehr misstrauisch und fliehen beim kleinsten Verdacht sofort. Es muss zudem meist sehr schnell angesprochen und eine Entscheidung für den Schuss gefällt werden. Der Schuss wird dann meist stehend freihändig oder über einen Pirschstock ausgeführt, was ebenfalls in Schnelligkeit und Handhabung der Waffe geübt sein möchte.

Um es zusammenzufassen, es haben beide Jagdarten ihre Berechtigung. Ich denke es sollte immer nach der effizientesten und störungsärmsten Methode gesucht und diese dann vor Ort praktiziert werden. Es gibt auch einfach Jäger, die sitzen lieber und entspannen sich. Andere brauchen immer etwas mehr Spannung und Bewegung. Welcher Typ Sie auch sind, ruhig und leise muss man bei beiden Jagdarten sein.

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