Lebend unversehrt, ist das Motto der modernen Fallenjagd geworden. Dank technischen Neuerungen, wie verlässlichen Fallenmeldern ist es heute möglich, Lebendfallen unter Kontrolle zu haben, ohne jeden Morgen alle Fallen persönlich in Augenschein genommen zu haben.
Der Erfolg einer Falle ist stark vom Standort abhängig, viel mehr als vom Köder. Um den richtigen Standort für eine Falle zu finden, muss man sein Revier gut kennen und das Verhalten vom Raubwild noch besser. Die unterschiedlichen Fallentypen spielen ihre Stärken an verschiedenen Standorten aus.
Kastenfalle: Erfolgreich an natürlichen Übergängen
Die große Kastenfalle ist ein Klassiker. Sie ist flexibel einzusetzen und kann auch recht einfach umgestellt werden, wenn sich die Gegebenheiten ändern oder man einfach einen neuen Standort ausprobieren möchte. Doch einer der besten Standorte für eine Kastenfalle ist über einen Graben.
Gewässer ziehen sowieso Raubwild jeglicher Art an. Und viele Wechsel führen entlang von Gräben. Dieses Verhalten kann man sich zunutze machen und eine dicke Bohle über den Bach als Querung anbieten. Marder, Fuchs und Waschbär nehmen diese Möglichkeit schnell an.
Warum funktioniert Fallenjagd an Gräben so gut?
Platziert man eine Kastenfalle auf der Bohle, so wird diese schnell erfolgreich fangen. Der Standort lässt sich noch weiter optimieren. Ist die Bohle die einzige Möglichkeit auf mehreren hundert Metern mit trockenen Branten über das Gewässer zu kommen, ist dies ein Vorteil.
Im besten Fall führt aber eine Struktur, wie etwa eine Hecke im rechten Winkel auf den Graben zu. Auch ein kleines Gehölz oder andere Arten von Deckung auf einer Seite des Baches sind von Vorteil. Diese Fallen fangen zuverlässig auch ganz ohne Köder. Das macht sie so praktikabel.
Wie entstehen Zwangswechsel bei der Fallenjagd?
Die Kastenfalle ist aber auch an anderen Standorten sinnvoll. So macht sie sich gut entlang von Zäunen oder anderen Bauten, die das Raubwild nicht überqueren kann. Denn da es nicht drüber kommt, zieht es an der Kante entlang und sucht einen Übergang. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Falle über den Bach. Nur dass man keine Querung anbietet, sondern die Falle auf den Wechsel, entlang der Struktur aufstellt.
Die Mauer oder der Zaun sind auf einer Seite eine feste Leitung des Raubwildes. Möchte man diese Wirkung verstärken, bietet es sich an, auch auf der anderen Seite eine Art Trichter zu bauen, um so einen Zwangswechsel zu haben.
Betonrohrfalle: Wenn Leitlinien den Fang lenken
Es gibt unterschiedliche Bauarten von Betonrohrfallen. Bei den meisten ist das mittlere Rohr auf einer Wippe gelagert, sodass das Raubwild mit Betreten des Rohrs in der Mitte die Falle auslöst und die Schieber am Ende die Falle schießen. Der Vorteil einer solchen Falle ist, dass das Raubwild Betonrohre schon kennt und nutzt. Durchlässe und Überfahrten sind nicht ohne Grund oft vom Raubwild genutzt.
Allerdings lassen sich die meisten Betonrohrfallen nicht so ohne Weiteres umstellen, wenn sie erst mal aufgebaut sind. Dafür sind es so ziemlich die effektivsten Lebendfallen auf dem Markt. Sie sind wie geschaffen für Standorte in Leitlinien. Das sind z. B. Hecken im Feld. Sie bilden das Wegenetz für das Raubwild. Auch Wälle, Wege und Dämme sind solche Linien.
Wie hilft Google Maps bei der Fallenjagd?
Um den richtigen Standort im Revier zu finden, lohnt sich ein Blick auf Google-Maps. Das Luftbild zeigt meist ganz deutlich, welche Strukturen es im Revier gibt. Auch Kanten von Wäldern sind solche Linien. Alles, was es dem Raubwild ermöglicht, in Deckung von A nach B zu kommen. Betonrohrfallen lassen sich aber auch in Zwangswechsel und sogar in Kunstbauten einbauen. Die Vielfalt der Fallenmodelle ist groß.
Auch in alleinliegenden Gebäuden lassen sich solche Fallen gut aufstellen. Meist umgibt die Falle ein Kasten. Dieser kann mit Erde, Mist oder auch Holz verblendet werden. So wird die Falle schnell ein Teil der Landschaft. Ein Köder hilft, das unschlüssige Raubwild in die Mitte der Falle zu locken. Je nach Standort funktioniert es aber auch ohne ganz gut.
Kofferfalle: Flexibel an attraktiven Standorten

Die Kofferfalle ist leicht, robust, rasch gebaut und eignet sich für jegliches Raubwild. © Eike Mross
Das System ist schon älter, nichtsdestotrotz ist es sehr effektiv. Besonders für Waschbären bietet sich dieses Fallensystem an. Es ist quasi wie ein Koffer mit aufgeklapptem Deckel. Wird der Auslöser betätigt, klappt der Deckel zu und das Raubwild ist im Innern gefangen. Es gibt unterschiedliche Mechanismen für den Auslöser.
Es hat sich bewährt, diesen mittig an der Hinterseite zu platzieren. So ist das Raubwild nicht in der Lage, in der Sekunde des Auslösens zu flüchten. Beim Fang von Waschbären ist auch zu beachten, dass diese sehr geschickt sind und so eine Falle von innen versuchen auseinanderzubauen. Alle Bauteile sollten dementsprechend stabil sein. Diese Fallen sind perfekt dafür geeignet, sie in Wäldchen zu platzieren.
Welche Standorte eignen sich für die Fallenjagd mit Kofferfallen?
Kleine Erlenbrüche oder verwilderte Hecken bieten sich dafür an. Auch Waldkanten sind gute Standorte. Da die Falle keine Linienform hat, bietet es sich noch mehr als bei anderen Fallentypen an, einen Fallensteig anzulegen. Also eine Art Wechsel, der auf die Falle zuführt. Das Wild nimmt diesen meist gerne an und wird dann zu der Falle geführt.
Im Gegensatz zu Kasten- und Betonrohrfallen sollte eine Kofferfalle immer beködert sein. Auch Feldscheunen oder andere Gebäude sind gute Standorte für Kofferfallen. Ebenso eignen sich Stellen mit mehreren Obstbäumen oder Alleen mit Kirschen oder Ähnlichen. Diese werden vom Raubwild sowieso oft aufgesucht, und wenn dort eine mit Backpflaumen beköderte Kofferfalle steht, kann kein Waschbär drum rum.
Standortwahl: Die Grundlage jeder erfolgreichen Falle
Neben den bereits beschriebenen Standorten lässt sich noch ermitteln, wo dort genau ein guter Platz für die Falle ist. Natürlich spielt die Zugänglichkeit eine Rolle. Niemand möchte mit dem Abfangkorb, Köter etc. ewig weit laufen müssen. Um zu testen, ob sich ein Platz für eine Falle eignet, kann man erst mal etwas Köder auslegen und schauen, ob er angenommen wird. Dafür eignen sich z. B. Eier. Auch ein Lockstab mit flüssigem Lockstoff wie Räucherfisch oder anderen „leckeren“ Düften ist recht sinnvoll.
In Verbindung mit einer Wildkamera kann man so schnell feststellen, ob die Stelle vom Raubwild aufgesucht wird oder nicht. Besonders für Standorte für Fallen, die sich nicht mal eben umstellen lassen, ist dies eine praktikable Vorgehensweise. Wer mit offenen Augen durch sein Revier geht und einen Blick dafür entwickelt, wird schnell raus haben, wo das Raubwild wechselt und wo sich dort welche Falle einbauen lässt. Natürlich ist auch eine Menge Ausprobieren dabei, doch berücksichtigt man das Verhalten des Raubwildes, so kann man seine Chancen auf Erfolg bei der Fallenjagd deutlich steigern.
Von Eike Mross








