Vorsteh-Experten: Sechs Jagdhunde für die Feldarbeit

Sie haben eine exzellente Nase und brillante Vorstehmanieren. Wir stellen Ihnen den Deutsch-Kurzhaar sowie fünf weitere Experten für die Feldarbeit vor.

Sie haben eine exzellente Nase und brillante Vorstehmanieren. Wir stellen Ihnen den Deutsch-Kurzhaar sowie fünf weitere Experten für die Feldarbeit vor.

Text: Lucas v. Bothmer

Joy wird langsamer, spannt sich an und steht dann bombenfest vor. Regungslos wie eine Statue äugt die Deutsch-Kurzhaarhündin vor sich ins hohe Binsengras, ihre Nase saugt die Wildwitterung ein. Nichts zu sehen. Nichts zu hören. Ein kurzes Zeichen – und sie prescht energisch vor.

Zwei Rebhühner streichen flach in die nächste Deckung ab, die Hündin prellt nicht nach. Die Suche geht weiter. Immer mit hoher Nase in den Wind. Jetzt steht „Happy“, die ältere Hündin vor. Sie zieht nach und harrt so lange aus, bis der Befehl „Voran“ ertönt. Blitzschnell pfeilt die erfahrene Hündin nach vorne und macht einen Fasan hoch, der laut gockelnd abstreicht. Diese Szene wiederholt sich wieder und wieder. Die beiden Kurzhaar-Mädels sind in ihrem Element. Wie immer – ein herrlicher Anblick. Rolf Kröger, Züchter und Führer von Joy und Happy, nickt zufrieden.

Deutsch Kurzhaar ©Flickr Jagdhund

Deutsch Kurzhaar ©Flickr

Niederwildhege lohnt sich eben auch heute noch. „Wir betreiben hier intensive Raubwildbejagung und Biotoppflege (Anlage von Benjeshecken sowie Äsungs- und Deckungsflächen). Um das Ganze einmal in Zahlen auszudrücken: Im vergangenen Jagdjahr lagen 336 Stück Raubwild auf der Strecke“, so Kröger. Das über 2000 Hektar große Revier befindet sich nördlich von Bremen inmitten des Elbe-Weser- Dreiecks und ist ein Ausläufer des Teufelsmoores. Wald, Wasser, Busch, Moor, Grünland und Feld prägen das Landschaftsbild.

Trotz intensiver Landwirtschaft ein Paradies für viele Wildarten. Schwarzwild, Damwild, Rehwild, Hasen, Fasanen, Enten und Rebhühner kommen hier vor. Rolf Kröger ohne Hund – unvorstellbar. Der hochpassionierte Jäger führt und züchtet seit über 50 Jahren Deutsch-Kurzhaar. Der Grund? „Diese Rasse war mir von Anfang an eben sympathisch.“

Das Sprichwort „jemanden gut riechen können“ kommt nicht von ungefähr. Kröger beschreibt sich selbst als Nasenmenschen, der seine Vierläufer gerne riechen mag. Seine beiden Hündinnen vom Degenberg strahlen Ruhe und Gelassenheit aus. Kröger hat sie so oft wie möglich um sich herum. Aus Kontaktgrün- den, wie er sagt. Sie verbringen die meiste Zeit im Garten und im Wohnhaus. „Reine Zwingerhaltung mit dem Scheinargument, dann sind die abgehärteter, ist kalter Kaffee: Denn jede meiner vier letzten Hündinnen hat auf der Verbandsgebrauchsprüfung (VGP) 4H (hervorragend) im Wasser ge- macht. Und die findet hier bei uns wohlgemerkt immer erst spät, Ende Oktober, statt.“ Am Kurzhaar gefällt dem besonnenen Rüdemann besonders ihre ausgeprägte Auffassungsgabe und ihr Jagdverstand. Zudem beschreibt er seine Vorstehhunde als absolut wesensfest und sehr führig. Zwei wichtige Eigenschaften.

Deutsch Kurzhaar ©Flickr Jagdhund

Deutsch Kurzhaar ©Flickr

Ihre Raubwildschärfe ist ausgeprägt, aber dosiert. Und erstaunlich ruhig sind sie alle. Er setzt seine Hunde nicht nur bei der Arbeit im Feld für die Suche ein, sondern auch im Wasser und im Winter bei der Baujagd – falls einmal ein beschossener Fuchs flüchtet. Nur an Sauen lässt er seine Lieblinge nicht heran. „Im Mais bei der engen Bepflanzung können die großen Hunde einfach nicht so gut ausweichen“, so Kröger. Erstlingsführern rät er, einen Hundeführerlehrgang zu besuchen und Kontakt zu den örtlichen Zuchtverbänden aufzunehmen. „Man sollte wissen, dass ein Deutsch-Kurzhaar einen starken Vorwärts- drang hat und dass man rechtzeitig die Bremse einlegen muss.“ Er fügt schmunzelnd hinzu: „Wobei es leichter ist, einen Hund zu bremsen, als einen lahmen Hund zu schieben.“ Der Deutsch-Kurzhaar ist ein Vollgebrauchshund. Früher beschränkte sich sein Arbeitsgebiet vornehmlich auf die Niederwildjagd im Feld: die weite Suche, das sichere, feste Vorstehen und Bringen des erlegten Wildes.

Heute ist er ein Allrounder, der für alle Facetten der Jagd geeignet ist. Horizontflitzer – von wegen. Alles eine Frage der Einarbeitung. „Bei der richtigen Ausbildung geht der Hund genau so kurz wie jeder andere auch. Und ein Kurzhaar ist heute eben kein reiner Feldhund mehr. Die Wasserfächer spielen nicht nur auf der Prüfung, sondern auch in der jagdlichen Praxis eine mindestens so große Rolle.“ Nach dem Rassestandard ist der Deutsch-Kurzhaar ein „edler, harmonischer Hund, dessen Körperbau Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit gewährleistet“. Die Widerristhöhe sollte bei Hündinnen zwischen 53 und 58 Zentimeter, bei Rüden zwischen 62 und 66 Zentimeter liegen. Es gibt ihn in den Farbschlägen Braunschimmel bis braun und Schwarzschimmel bis schwarz. Durch sein kurzes, dichtes Haarkleid ist er leicht zu pflegen, und nach der Wasserarbeit ist er rasch trocken. Besonderheit dieser Rasse: Der Kurzhaar ist ein Galopper. Deshalb sollte die Hinterhand ein wenig höher als die Widerristhöhe sein.

Weitere Infos im Internet unter www.deutsch-kurzhaar.de.


Fünf weitere Hunde für die Feldjagd

Der Deutsch-Drahthaar 

Deutsch-Drahthaar ©Wikipedia jagdhund

Deutsch-Drahthaar ©Wikipedia

Der Deutsch-Drahthaar ist ein robuster Jagdgebrauchshund, der für alle Bereiche der Jagd geeignet ist. Ob auf der Hasen- spur, bei der Entenjagd oder auf der Nachsuche – er zeigt in allen jagdlichen Bereichen Arbeitsfreude, Ausdauer, Härte und Bringfreudigkeit. Wild zeigt er durch festes Vorstehen an. Der Drahthaar ist ein intelligenter, führiger Hund mit einem freundlichen Wesen – braucht aber eine konsequente Führung. Er eignet sich für die Zwingerhaltung. Seine Statur ist kompakt und kräftig. Er erreicht eine Schulterhöhe von maximal 68 Zentimeter. Die Rasse kommt in den Farbschlägen Braun-, Schwarz- oder Hellschimmel und in rein braun vor. Sein drahtiges, hartes Deckhaar wirkt wie ein Schutzschild gegen Dornen, Gestrüpp und Schilf. Weitere Infos im Internet unter www.drahthaar.de.

Der Gordon Setter 

Gordon Setter ©Pixabay

Gordon Setter ©Pixabay

Der Gordon Setter, ein englischer Vorstehhund, ist prädestiniert für die Niederwildjagd im Feld. Er sucht weiträumig und mit viel Passion. Wild zeigt er durch festes Vorstehen an. Als Jagdgebrauchshund eignet sich der Gordon Setter ebenso gut für die Wald- und Wasserarbeit – auch wenn er überwiegend stumm jagt. Allgemein gilt der Gordon Setter als sehr freundlich und liebenswert. Schärfe ist ihm fremd. Für die ausschließliche Haltung im Zwinger ist er nicht geeignet. Ein Setter braucht viel Bewegung. Bei seiner Ausbildung ist eine einfühlsame, aber konsequente Hand gefragt. Das Haarkleid des Engländers ist lang und seidig. Er kommt nur in der Farbe Kohlschwarz mit kastanienrotem Brand vor. Der Gordon Setter erreicht eine Schultergröße von bis zu 66 Zentimeter.

Nähere Infos unter www.gordon-setter.de.

Magyar Vizsla ©Flickr Jagdhund

Magyar Vizsla ©Flickr

Der Magyar Vizsla 

Magyar Vizsla bedeutet wörtlich übersetzt Ungarischer Vorstehhund. Diese Rasse entstand aus der ungarischen Bracke und dem gelben, türkischen Jagdhund. Vizslas sind leistungsfähige Allrounder, die im Revier vielseitig eingesetzt werden können. Zu den jagdlichen Eigenschaften zählen ein ausgeprägter Spürsinn, festes Vorstehen, Apportier- und Wasserfreudigkeit. Der gelbe Ungar gilt als ausgesprochen liebenswert, leichtführig und menschenbezogen. Er eignet sich daher nicht gut für die Zwingerhaltung. Der Vizsla hat ein elegantes Erscheinungsbild mit kurzem, semmelgelbem Haarkleid. Er ist leicht gebaut und erreicht eine maximale Widerristhöhe von 64 Zentimeter.

Nähere Infos unter www.vizsla.de.

Pudelpointer ©Wikipedia Jagdhund

Pudelpointer ©Wikipedia

Pudelpointer

Der rauhaarige Pudelpointer ist – wie der Name schon sagt – eine Kreuzung aus Pudel und Pointer. Intelligenz, Temperament und Schnelligkeit zeichnen diese Rasse aus. Pointer werden als vielseitige Jagdgebrauchshunde für die Feld-, Wasser- und Waldjagd gezüchtet. Man sagt ihnen brillante Feldmanieren nach: Sie suchen raumgreifend und mit feiner Nase, stehen fest vor und ziehen ruhig nach. Sie gelten zudem als sehr leichtführig und lernwillig. Pudelpointer brauchen einen engen Bezug zum Hundeführer und eignen sich nur bedingt für die Zwingerhaltung. Der Körperbau ist recht quadratisch, und die maximale Schulterhöhe liegt bei 68 Zentimeter. Das farbliche Zuchtziel beschränkt sich auf rein dunkelbraun – dürrlaubfarbene oder schwarze Hunde sind zugelassen.

Weitere Infos unter www.pudelpointer.de.

Der Weimaraner ©Flickr

Der Weimaraner ©Flickr

Der Weimaraner 

Der Weimaraner zählt zu den ältesten deutschen Vorstehhundrassen. Er ist bei entsprechender Führung ein vielseitiger und leichtführiger Jagdhund, der in Feld, Wasser und Wald eingesetzt werden kann. Passion, Ausdauer, Finderwillen und Wildschärfe sind für ihn typisch. Er arbeitet gern mit tiefer Nase und eignet sich deshalb vor allem für die Arbeit nach dem Schuss. Was den Weimaraner von anderen Jagdhunden unterscheidet, ist seine sehr starke Führerbindung und sein natürlicher Schutztrieb. Für eine reine Zwingerhaltung ist er ungeeignet. Dem Weimarener wird eine enorme Intelligenz nachgesagt. Er muss daher entsprechend jagdlich gefördert und konsequent erzogen werden. Mit einer Widerristhöhe von bis zu 70 Zentimeter ist der Weimaraner einer der Größten unter den Vorstehhunden. Es gibt ihn in den Farben silber-, reh- oder mausgrau.

Nähere Infos unter www. weimaraner-klub-ev.de.