Alter Hund, was tun?

Hat unser Hund uns jahrelang auf der Jagd begleitet, unseren Jagderfolg erhöht und unsere Fehler (schlechte Schüsse) so manches Mal ausgebügelt, dann sind wir ihm einen angenehmen Ruhestand und ein würdevolles sowie schmerzloses Sterben schuldig.

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Alter Hund, was tun?
Text: Redaktion
Heute errechnet man das Alter eines Hundes in Relation zum Menschenalter nicht mehr durch eine Multiplikation mit Sieben, sondern man geht davon aus, dass ein Hund in seinen ersten Jahren rascher als um den Faktor Sieben altert, während sich der Trend später umkehrt (siehe Tabelle). Er entwickelt sich in der Jugend schneller als wir Menschen, sein mittlerer Lebensabschnitt dauert relativ lange und das Altern geschieht in relativ kurzer Zeit.

Symptome des Alterns

Auch wenn seine Lebens- und Einsatzbedingungen so artgerecht wie möglich waren, wird unser Hund also irgendwann einmal alt. Bei Deutschen Vorstehhunden kann man in der Regel davon ausgehen, daß etwa zwölf Jahre eine magische Grenze darstellen, ab welcher der Hund extrem schnell altert und vergreist. Er ergraut sehr stark, das Fell verliert seinen Glanz, das Gebiß wird stumpf und es können bereits Zähne ausfallen.Die Bewegungen des Hundes wirken sehr steif, und er hat ein großes Ruhe- sowie Schlafbedürfnis. Sein Blick ist häufig getrübt und die Sehkraft oft so weit reduziert, daß er sein eigenes Herrchen/Frauchen nicht mehr erkennt. Meist hört der Vierbeiner nun auch schlecht, und die Riechfähigkeit hat nachgelassen. Aus einem zuverlässigen Jagdhelfer ist ein Hilfsbedürftiger geworden. Diese Symptome treten natürlich nicht plötzlich im zwölften Lebensjahr auf, aber ich habe bei mehreren Deutsch-Drahthaar festgestellt, daß um dieses Alter herum die Geschwindigkeit der Vergreisung sehr schnell zunimmt und die jagdliche Brauchbarkeit schlagartig nachläßt.

Für manchen Rüdemann stellt sich dann die Frage, was er mit diesem Vierbeiner noch anfangen beziehungsweise wie lange er ihm sein Gnadenbrot noch geben soll.

Gnadenbrot? Wie lange?

Ich bin nicht der Meinung, daß man einen Hund bis zum bitteren Ende und unter permanenter tierärztlicher Betreuung am Leben erhalten sollte. Zum Glück kann man ein Hundeleben beenden (lassen), solange der letzte Rest an Würde und selbständiger Lebensfähigkeit noch nicht erloschen ist.In dieser Beziehung haben Hunde es sicherlich besser als wir Menschen. Ich habe das Leben meiner alten Hunde immer beendet, wenn mir klar wurde, daß es nicht mehr lebenswert war, und ich glaubte, ihnen diesen letzten Dienst im wohlbekannten Revier selbst erweisen zu müssen. Woran ich den Zeitpunkt als gekommen erkannte, werden Sie vielleicht fragen.

Nun, wenn man zwölf oder mehr Jahre mit einem Hund zusammengelebt und gejagt hat, dann hat sich ein gegenseitiges Verstehen entwickelt, das einen auch bei dieser schwierigen Entscheidung nicht im Stich läßt. Die Mehrzahl der Hundebesitzer wird diese unangenehme Aufgabe natürlich dem Tierarzt überlassen – was aus tierschutzrechtlichen Gründen auch unbedingt anzuraten ist -, dies entbindet uns Menschen aber nicht von der zu treffenden Entscheidung über des Wann und Wo.

Das Ende: Wann und wo?

Die Entscheidung über das „Wann“ sollte weder von Kosten-Nutzen-Überlegungen abhängig gemacht werden, noch sollten humanethische Maßstäbe angelegt werden. Wie schon oben gesagt: Hat man als Halter und Freund des Hundes das Gefühl, daß sein Leben nicht mehr lebenswert ist, dann sollte man es beenden. Zum „Wo“ möchte ich anmerken, daß die gewohnte Umgebung für den Hund immer am besten ist.Man sollte also ruhig den Tierarzt um einen Hausbesuch bitten, auch wenn dies ein wenig teurer ist. An dieser Stelle kann ich Ihnen natürlich nicht raten, Ihren toten Hund anschließend an einem besonders schönen Platz im Revier zu beerdigen (möglichst tief aufgrund der Füchse), damit Sie, wenn Sie an der Stelle vorbeikommen, immer einmal wieder an Ihren alten Jagdfreund denken, aber ich würde

Wann kommt der Neue?

Zur Zeit steht bei mir ein Wurf Deutsch-Drahthaar-Welpen zum Verkauf. Während ich diesen Artikel schreibe, ruft eine Jägerin an, erkundigt sich, ob ich noch eine kleine Hündin habe, und berichtet mir, daß ihre alte Deutsch-Drahthaar-Hündin jetzt zwölf Jahre alt sei. Sie wolle einen neuen Welpen haben, so lange die Alte noch lebe, damit schließlich der Abschied nicht eine zu große Leere hinterlasse. Und vielleicht würde so ein kleines Energiebündel der Alten auch noch mal ein wenig neue Lebenskraft und -freude geben. Ich halte ein solches Vorgehen für sehr gut und würde es jedem empfehlen, der sich in einer ähnlichen Situation befindet.Bei instinktsicheren Hunden sind hier keinerlei Probleme zu erwarten, wenn man den Alten nicht zugunsten des Jungen vernachlässigt. Um den Übergang nahtlos zu machen, muß man sich den Welpen allerdings schon anschaffen, solange der alte Hund noch jagdlich brauchbar ist. Hat man zu wenig Zeit für die Ausbildung eines Jagdhunds, dann kann man sich natürlich auch einen fertig abgerichteten Hund kaufen. Rechnet man alle Kosten und den Zeitaufwand, dann ist in der Regel ein Verbands-Gebrauchsprüfungs-Hund, der so um die 2.500,- bis 3.000,- Euro kostet, preiswerter als Kauf, Haltung, Ausbildung (mit Prüfungen) eines Hundes vom Welpenalter an.

Ideal ist es meiner Meinung nach, wenn man sich zwei Hunde halten kann, die vom Alter her etwa sechs Jahre differieren. So hat man immer einen Hund, der auf dem Höhepunkt seiner jagdlichen Leistungsfähigkeit und Erfahrung ist. Hinzu kommt, daß man zwei Hunde sehr viel besser im Zwinger åhalten kann als einen Einzelhund, bei dem immer die Gefahr der Vereinsamung besteht. Dies äußert sich oft in anhaltendem Gekläffe und großer Zerstörungswut. Hunde sind nun mal Rudeltiere.

Niemals hundelos!

Aber ob Sie nun zwei Jagdhunde halten, sich vor dem Tod des Alten einen Welpen oder einen fertigen Hund kaufen, Sie sollten in dem Fall versuchen, keine Lücken entstehen zu lassen – vorausgesetzt, daß Sie sich  ein Leben ohne Jagdhund nicht vorstellen können.