Wer die Wahl hat, hat die Qual: der Jagdhundwelpe

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Mit einem Welpen zieht auch viel Verantwortung ein. (Foto: Isabelle Nyari)

Die meisten Jäger beschäftigen sich aktuell mit der bevorstehenden Drückjagdsaison oder auch mit den aktuell noch anstehenden Hundeprüfungen. Doch wer mit dem Gedanken spielt, sich einen Jagdhund ins Haus zu holen, der sollte bereits jetzt mit der konkreten Planung beginnen.

 

Die meisten Würfe fallen im Frühjahr und sind aus mehreren Gründen oft besser geeignet als Herbstwürfe. Viele Züchter lassen ihre Hündin nicht über den Herbst decken, damit sie die Jagdsaison mitlaufen kann. Vorteil für den Interessenten: Er kann sich das Elterntier im Einsatz anschauen. Zudem haben es Frühjahrswürfe bei den Prüfungen oft leichter. Auch die Gewöhnung an das Wasser ist in den Sommer hinein einfacher, als im Winter. Wer sich im Frühjahr spontan für einen Welpen entscheidet, hat oft das Nachsehen. Die Züchter sind bemüht, rechtzeitig geeignete Welpenkäufer zu finden, oder haben einen so guten Ruf, sodass die Welpen bereits vor der Verpaarung versprochen sind. Daher sollte man sich bereits jetzt überlegen, ob und wenn ja welchen Hund man haben möchte.

 

Alles eine Frage der Zeit (und des Geldes)

Die erste Frage, die sich jeder stellen sollte: Habe ich ausreichend Zeit für einen Jagdhund? Ein Welpe benötigt in den ersten Wochen besonders viel Aufmerksamkeit. Die Nächte sind oft kurz und tagsüber muss der Hund beschäftigt werden und eine Bindung zu seinem Besitzer und seinem neuen Heim aufbauen. Das ist nicht möglich, wenn man den Welpen direkt in den Zwinger steckt. Im besten Fall nimmt man sich Urlaub für die Eingewöhnung.

Welpe

Spiel und Spaß stehen in den ersten Tagen im neuen zu Hause im Vordergrund! (Foto: Isabelle Nyari)

Doch nicht nur die Eingewöhnung, sondern erst recht die Ausbildung kosten Zeit, Nerven und Geld. Den unabdingbaren Grundgehorsam außen vor gelassen fährt man für die Ausbildung bis zum fertigen Gebrauchshund nicht nur etliche Kilometer, sondern verbraucht auch einiges an Schleppwild und Schweiß. Auch Ausbildungsgegenstände wie diverse Apportel, Leinen, Halsungen und später Signal- oder Schlagschutzwesten sind nicht zu vernachlässigen. Feierabend und Wochenenden sind in den ersten zwei Jahren für den Vierbeiner geblockt. Wer Familie hat, kann einen Hund daher nur dann ernsthaft ausbilden, wenn er absoluten Rückhalt erfährt.

Deutsch Drahthaar Welpe

Ist der Welpe im neuen zu Hause angekommen, beginnt man mit dem Grundgehorsam. (Foto: Isabelle Nyari)

Die Optik jagt nicht

Sich für eine Rasse aufgrund der Optik zu entscheiden, ist der erste schwerwiegende Fehler. Man sollte sich besser fragen, wie man mit dem Hund jagen möchte. Zwar findet man immer wieder Hunde abseits ihrer züchterisch definierten Einsatzgebiete, doch es gibt Grenzen: wer als Standschnaller auf Drückjagden unterwegs ist, der wir sich kaum einen Deutsch Kurzhaar holen. Wer intensive Baujagd betreiben möchte, der ist mit einer Bracke schlecht beraten. Daher sollte man sich eingehend mit der Frage beschäftigen, was der Jagdhund am Ende für einen leisten soll. Wenn man sich darüber im Klaren ist, wofür der Hund zukünftig eingesetzt wird, hat man immer noch eine große Auswahl an Rassen.

Was kann ich bieten?

Die nächste Frage, die sich stellt: welche Möglichkeiten habe ich, den Hund auszubilden? Wer ausschließlich im Wald jagt und kein Niederwild hat, der kann nur schwer einen Vorstehhund ausbilden. Zwar sieht man die hochläufigen Hunde immer häufiger auf Drückjagden mit ihrem Hundeführer durchgehen, doch auch diese müssen vorher ihre Prüfungen abgelegt haben. Nur, wer ausreichend Möglichkeiten hat, einen Hund auszubilden, sollte sich einen anschaffen.

Genauso gestaltet es sich bei den Erdhunden. Wer einen Hund für den Bau möchte, aber selber keine Kunstbauten hat oder auf die Hilfe von Mitjägern zurückgreifen kann, der wird es schwer haben, den Hund früh zu prägen.

Erdhund

Der Erdhund sollte früh und mit Freude an Raubzeug gewöhnt werden. (Foto: Isabelle Nyari)

Den passenden Züchter finden

Gute Züchter zeichnen sich nicht durch die Anzahl der Würfe aus und auch innerhalb einer Rasse gibt es starke Unterschiede. Man sollte sich also vorher überlegen, welche Ansprüche man an seinen zukünftigen Jagdbegleiter stellt. Sollte der Hund vom leichten oder schweren Schlag sein? Absolute Schärfe mitbringen oder dem wehrhaften Wild gegenüber zurückhaltend sein? Leichtführig oder Kopfhund? All das sind Fragen, mit denen man sich weit vor dem Welpenkauf beschäftigen soll. Besonders als Erstlingsführer sollte man sich einem Züchter anvertrauen, der seinen Welpenkäufern gemeinsame Übungstage anbietet und ihnen bei Fragen in der Ausbildung zur Seite steht.

Welpen an Rotwild

Ein gewissenhafter Züchter gewöhnt die Welpen bereits früh an Wild. (Foto: Isabelle Nyari)

Rüde oder Hündin

Pauschal lässt sich sagen, dass allen Interessenten, die nicht züchten wollen, eher zu einem Rüden geraten wird. In der Regel sind Rüden relativ führerhart und verzeihen Ausbildungsfehler besser. Gerade für Erstlingsführer ist diese Eigenschaft interessant. Zudem fällt die Läufigkeit weg. Während der Läufigkeit kann es passieren, dass Hündinnen nicht mehr den gleichen Ausbilungsstand abrufen können, wie vor der Läufigkeit. Gerade in der Prüfungszeit kann das zu Problemen führen. Auch während den Drückjagden fällt der Hund dann mehrere Wochen aus. Zudem sind Hündinnen sensibler und verzeihen Ausbildungsfehler nicht so leicht.  Für sie wird eine feinere Hand und ein besseres Gespür benötigt. Wie bei allem anderen auch, bestätigen jedoch auch hier Ausnahmen die Regel.

Abschließend bleibt zu sagen, dass man nur Spaß mit seinem vierbeinigen Jagdgefährten hat, wenn man sich vorher ausreichend informiert hat – und mit dem entsprechenden Hund wird die Jagd zu einem ganz besonderen Erlebnis.