Schwerin: Jäger protestieren gegen neues Jagdgesetz

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Knapp 3.000 Jäger demonstrieren in Schwerin friedlich gegen die geplante Jagdgesetznovellierung. (Foto: Kim Trautmann)

Unter dem Motto „Wir sind wild entschlossen“ haben sich heute knapp 3.000 Menschen in Schwerin zur Demonstration versammelt. Grund dafür ist die geplante Novellierung des Jagdgesetzes in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Landesjagdverband und Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (SPD) verschärfen sich. Bei der heutigen Demonstration solidarisieren sich Landwirte mit den Jägern. Vor dem Schweriner Landtag erhoffen sich die Demonstranten Antworten. Doch der Minister liefert lediglich Beweise für seine Unwissenheit.

Offener Brief gibt Anstoß

In einem offenen Brief hatte sich der Minister zum Jahreswechsel an die Landesjägerschaft gewandt. Er nimmt dabei Stellung zu den in den Medien kursierenden Behauptungen, spricht von böswilligen Unterstellungen und betont, ein gewissenhafter und gründlicher Mensch zu sein. Ihm wurde unterstellt, ein Gesetz unterschrieben zu haben, das er selber nie gelesen habe. Der LJV kritisiert den offenen Brief. Zur sachlichen Kritik des Verbandes an der Novelle des Landesjagdgesetzes liefere er kaum substantiierte Ansätze, unterstreicht Florian Asche, LJV-Präsident.

Asche hält starke Rede

Vor dem Landtag in Schwerin hält Dr. Florian Asche eine starke Rede. Er übt besonders scharfe Kritik an der Aufhebung des Abschussplanes und an der Nachtjagd auf Rehwild und Muffelwild. Durch eine Einführung von Mindestabschüsse werden Abschusspläne der Hegegemeinschaften hinfällig. Dies hat eine Auflösung der Hegegemeinschaften beim Hochwild zur Folge. Als erster Vorsitzender der Stiftung Wald und Wild sieht er die Artenvielfalt in Gefahr.

Backhaus zeigt sich überheblich

Backhaus versuchte dagegen zu halten, doch schnell wird deutlich, dass er tatsächlich nicht weiß, was genau in dem Gesetzentwurf enthalten ist. Bei den Arten, die nachts bejagt werden dürfen zeigte er sich gänzlich ahnungslos. Statt sachlich und fachlich korrekt zu argumentieren schoss er dann noch gegen die Eigenjagd. Er wolle diese Bewirtschaftungsweise mit dem Gesetz abstellen und dem „Treiben in den Eigenjagden“ ein Ende bereiten.

Backhaus betont, den Vater von Florian Asche zu kennen und nach wie vor zu schätzen. Dr. Florian Asche selber versagt er jedoch vor Beginn der Reden das Du. Nach seinen Worten „Ich bin selbst Jäger“ verabschiedet ihn die Menge mit erbosten Pfiffen.

Dammann-Tamke übt scharfe Kritik

Auch DJV-Präsident Helmut Dammann-Tamke spricht vor dem Landtag zu den Demonstranten. „Der Mindestabschuss ist die Bruchstelle im neuen Gesetz“ betont er und erntet dafür Jubel. Die Jäger befürchten, dass dadurch bestimmte Wildarten aussterben. Der DJV-Präsident geht in seiner Rede auch auf die genetische Vielfalt des Rotwildes und die Problematik des Wolfes ein. Es könne nicht sein, dass selbst die Ampelkoalition es geschafft hat, in ihren Koalitionsvertrag eine Bestandsregulierung für den Wolf mit aufzunehmen. Das, was eine rot-grüne Regierung in Niedersachsen geschafft hat, was in Schleswig Holstein geklappt hat, schafft ausgerechnet eine rot-rote Regierung mit einem jagenden Minister nicht.

Der DJV-Präsident betont jedoch auch, dass es sich lohnt, mit dem Minister das Gespräch zu suchen.

Im Schloss, in dem der Agrarausschuss sich zum neuen Jagdgesetz berät, sitzt Backhaus nun mit „seinen Kumpeln vom Nabu und vom ökologischen Jagdverband“, so eine Rednerin im Alten Garten. Elf Umwelt- und Forstverbände unterstützen das neue Jagdgesetz.