Der Mobile Hochsitz: Drei Ansitzeinrichtungen im Test

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Mobile Ansitzeinrichtungen sind nicht nur für die Erntejagden geeignet, sondern können im Revier das ganze Jahr sehr gute Dienste leisten. © Fotos: Patrik Bollrath

Mobile Ansitzeinrichtungen sind nicht nur für die Erntejagden geeignet, sondern können im Revier das ganze Jahr sehr gute Dienste leisten. PATRIK BOLLRATH hat drei Modelle getestet.

Zugegebenermaßen habe ich bis dato Kanzeln, Drückjagdböcke oder eben einen Klettersitz für den Ansitz verwendet. Eine klappbare Aluleiter jedoch noch nicht. Jedenfalls nicht intensiv. In unserem Revier gab es einmal eine, die jedoch dermaßen ungemütlich und auch von der Waffenauflage einfach nicht tauglich war. Daher war meine Meinung zu solchen mobilen Ansitzleitern nicht die beste und ich habe mich für den schnellen Einsatz auf Scherenleitern oder den Klettersitz beschränkt. Doch bevor wir uns der Praxis zuwenden, sollten wir das Einsatzgebiet einer solchen Leiter definieren. In unserem Praxistest befanden sich zwei verschiedene Modelle an Baumleitern. Also an Leitern, die an einen Baum angelehnt und dort auch befestigt werden. Schaut man sich die verschiedenen Modelle auf dem Markt an, stellt man schnell fest, dass es nur zwei Modelle gibt, die von unterschiedlichen Marken unter unterschiedlichen Namen angeboten werden. Teilweise ist die Farbe oder Beschichtung etwas verändert, aber das Grundgerüst ist dasselbe.

Handlich und flexibel: Mobiler Hochsitz

Darum haben wir uns auch auf nur zwei Baumleitern beschränkt. Ebenso haben wir eine freistehende Leiter getestet. Generell haben mobile Ansitzeinrichtungen den Vorteil, dass sie schnell an Stellen im Revier installiert werden können, wo es gerade brennt. Dies kann ein Bock sein, der sich an einer heimlichen Stelle eingestellt hat, an welcher es sonst keine Ansitzeinrichtungen gibt, oder eine Schadfläche, an welcher die Sauen bejagt werden sollen. Auch auf der Raubwildjagd am Bau oder Pass im Winter können sie für eine bestimmte Zeit gute Dienste leisten. Die Stellen haben also eines gemeinsam. Es braucht meist schnell eine Ansitzeinrichtung, jedoch ist die Stelle nur temporär interessant, wodurch es sich nicht lohnt, dort eine Einrichtung ganzjährig aufzustellen. Im Gegensatz zum

Klettersitz ist es etwas einfacher, wenn die Leiter einmal installiert ist, den Ansitz zu beziehen.
Im allerbesten Fall lassen sich die Ansitzeinrichtungen auch alleine aufstellen, was bei den Baumleitern der Fall ist. So erspart man sich die Rücksprache und das terminliche Koordinieren von verschiedenen Personen und kann schnell agieren.
Im Revier haben wir die Ansitzleiter AL 18 von Naturwerk, eine klassische Baumleiter, getestet. Ebenso als klassische Baumleiter, den Baumhochsitz der Firma Fritzmann und den freistehenden Hochsitz 360° von Fritzmann als Ansitz im Feld oder dort, wo es keine geeigneten Bäume gibt.

Ansitzleiter AL 18

Die Leiter von Naturwerk ist ca. 2,7 Meter hoch, je nachdem, wie tief die Leiter im Boden einsinkt. Mit einem Gewicht von ca. 17 kg lässt sich die Leiter auch über längere Strecken transportieren. Leider waren bei diesem Modell keine Transportgurte oder Rucksackriemen dabei. Die Packmaße sind mit 90×39×29 cm für jeden größeren Pkw kein Problem. Man braucht also nicht zwingend einen Anhänger, um die Leiter zu transportieren.

Das Aufklappen dauert nur wenige Minuten, es sollte jedoch einige Zeit vor dem Ansitz erfolgen, da es nicht ganz geräuschlos vonstattengeht. Der Sitz nutzt als Rückenlehne den Baum, um welchen ein Polster gelegt wird. Das Sitzteil ist ebenfalls mit einem Polster versehen. Die Waffenauflage kann in der Höhe über zwei Rändelschrauben problemlos verstellt werden. Über einen Spanngurt wird der Sitz am Baum befestigt und hält nach dem Spannen des Gurtes bombenfest, auch wenn man sich sehr weit auf eine Seite lehnt.

Es besteht also ein sicheres Gefühl und die Sitzfläche ist bequem und nicht zu klein gehalten. Die Farbe der Metallteile ist grün. Leider ist die Beschichtung nicht sehr fest, sodass sich insbesondere durch die Verstellung der Gewehrauflage schnell Abnutzungserscheinungen im Lack zeigten. Optional kann aus der Baumleiter ein freistehender Sitz erstellt werden, indem man zwei Zusatzbeine anbringt, die als Zubehör für diesen Sitz erhältlich sind. Der Sitz kostet ca. 200 €.

Beim Naturwerk-Hochsitz wird der Baum zur Rückenlehne.

Baum-Hochsitz von Fritzmann

Die zweite Baumleiter ist der Baum-Hochsitz von Fritzmann. Die Größe und das Gewicht sind nahezu identisch mit dem Modell von Naturwerk.
Die Fritzmann-Leiter bringt ca. 1 kg mehr, also 18 kg auf die Waage. Im Gegensatz zum Naturwerk-Sitz hat der Baumhochsitz zwei Rucksackriemen, über welche der kompakte Ansitzthron spielend leicht auch über wirklich lange Strecken transportiert werden kann. Die Leiter hat zudem auch eine eigene Rückenlehne, was sie in puncto Sitzkomfort etwas besser als den Naturwerk-Sitz dastehen lässt.

Einen weiteren Pluspunkt bekommt der Sitz für die Waffenauflage, welche so angebracht ist, dass auch die Ellenbogen vernünftig und vor allem auch in jede Richtung gut aufgelegt werden können. Die Auflage des Naturwerk-Sitzes ist im Gegensatz dazu am Sitzteil befestigt, wodurch man nur die vordere Auflage sinnvoll nutzen kann. Die Beschichtung des Fritzmann-Hochsitzes ist sehr robust und haptisch sehr rau. Sie macht einen deutlich langlebigeren Eindruck als ein normaler Lack. Optional kann die Leiter auch von 2,5 Metern Sitzhöhe auf 3,5 Meter verlängert werden, wenn man sich das passende Leiterstück dazukauft. Die Leiter ist mit ca. 360 € deutlich teurer als die von Naturwerk, jedoch mein persönlicher Favorit.

Robust und zuverlässig: Die mobile Ansitzeinrichtung lässt sich problemlos transportieren.

Hochsitz 360° Fritzmann

Als dritte und letzte Ansitzeinrichtung haben wir den freistehenden Hochsitz 360° getestet. Diese Leiter eignet sich meiner Meinung nach am besten für Stellen im Wald oder im Feld, an welchen das Wild zu Schaden geht. Man ist nicht auf einen Baum als Stütze angewiesen und kann die Leiter beliebig positionieren. Sie lässt sich zwar nicht zusammenklappen, dafür aber auseinanderbauen. Der Aufbau dauert mit dem richtigen Werkzeug ca. eine halbe Stunde. Ebenso passt die aufgebaute Leiter gut auf einen Anhänger und kann mit zwei Personen leicht ausgebracht werden.

Die Sitzfläche kann abgenommen werden und ist mit der Waffenauflage 360° drehbar. Auch für Erntejagden könnte der Sitz gut eingesetzt werden, wenn man nicht die ganze Zeit stehen möchte. Für die Lockjagd auf den Fuchs halte ich den Sitz ebenfalls für sehr vielversprechend. Dieses Modell ist sehr robust und auch die Beschichtung ist dieselbe wie an der Baumleiter und somit sehr überzeugend. Dennoch ist der Sitz etwas wackelig, wenn man auf diesem sitzt. Ein unsicheres Gefühl ergibt sich dadurch jedoch nicht. Lediglich ein Schuss auf weite Entfernung über die Auflage könnte für einen sehr aufgeregten Schützen etwas schwierig werden.

Der Hochsitz 360° Fritzmann steht komplett frei und kommt dadurch ohne passenden Baum im Revier aus.

Verankert wird die freistehende Leiter mit vier großen und stabilen Erdheringen. Die Ansitzeinrichtung bietet eine durchaus gute und mit ihren 34 kg Gewicht auch eine leichte Alternative, wenn schnell ein Ansitz her muss. Der freistehende Sitz kostet ca. 370 €.

Ich muss wirklich zugeben, dass ich sehr auf den Geschmack dieser kleinen und handlichen Leitern gekommen bin. Auch um verschiedene Stellen für eine langjährige Ansitzeinrichtung auszuprobieren, eignen sich diese Leitern perfekt. Ich kann Ihnen also nur empfehlen, einmal einen solchen Sitz auszuprobieren, wenn sich eine der beschriebenen Situationen im Revier ergibt.

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