Die wichtigsten US-Amerikaner

Nordamerika, also die Vereinigten Staaten – sind reich an Fläche, reich an ­Landschaft, reich an interessanten Wildarten und damit reich an Jagdmöglichkeiten. Diese stellt JÄGER Autor Jens ­Krüger vor.

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Wer sich mit dem Jagdkontinent Nordamerika beschäftigt, kommt aus dem Staunen nicht heraus – ganz gleich ob Kanada oder die USA. Nicht nur der größte Hirschartige, der Elch, ist dort zuhause, sondern auch eine Fülle von anderen Wildarten, die das Jägerherz begehrt. So der mächtige Wapiti, die wandernden Karibuherden, der Weißwedel mit seinem nahen Verwandten, dem Maultierhirsch, die vielen Schafarten wie Dickhorn-, Dall- oder Stoneschaf, die weiteren Hornträger wie Moschusochse, Bison sowie Schneeziege und das Pronghorn in der offenen Prärie.

Zudem sind da noch die Raubwildarten: Der größte aller Landräuber ist der Eisbär, gefolgt vom Küstenbraunbären mit seinem im Landesinneren lebenden Verwandten, dem Grizzlybären, dem Schwarzbären mit einem Bestand von 1,2 Millionen in Nordamerika und schließlich Puma, Luchs, Vielfraß, Wolf und Kojote. Zu guter Letzt sind dort Federwildarten wie Truthahn, Enten, Gänse und Grouse beheimatet. Ach ja, das Walross nicht zu vergessen.

Insofern sind die Nordamerikaner zu beneiden. Doch wir, die „non resident alien“, wie die Auslandsjäger genannt werden, brauchen dem nicht hinterherzuweinen. Ausländische Jagdgäste sind gern gesehen und können an diesen jagdlichen Geschehen teilhaben. Denn in Nordamerika herrscht das Jagdlizenzsystem. Dort, wo der Staat das Jagdrecht besitzt, kann jeder für ein bestimmtes Jagdgebiet eine Jagdlizenz erwerben. Wildbiologen zählen Bestände und teilen Lizenzen auf. Somit ist Nordamerika für uns Europäer ein interessanter Jagdkontinent.

Alaska

Zu den Vereinigten Staaten gehört Alaska. Es ist eines der interessantesten, herausforderndsten Jagdländer der Erde. Dabei aber auch unkalkulierbar – heftige Schneestürme, Dauerregen, reißende Flüsse, vieles kann dem Jagderfolg entgegenstehen. Licht und Schatten liegen dort eng beisammen. Zwei Jahre lebte ich dort, habe fast alle Wildarten bejagt und trage seither seine Naturschönheiten für immer im Herzen. Eigentlich wollte ich bleiben, doch das Schicksal hat anderes mit mir vorgehabt. Wer heute dort jagen will, muss mittlerweile tief in die Tasche greifen, denn in dem exklusiven Jagdland geht es nicht mehr unter einer fünfstelligen Summe.

Hier stehen nun einmal die größten Elche, und Stärke hat seinen Preis. Doch auch im Yukon, im Nordwest Territorium und in Teilen des nördlichen Britisch-Kolumbien stehen kapitale Elchhirsche, die ihren Preis kosten. Prinzipiell muss jeder Auslandsjäger einen lizensierten Outfitter und Jagdführer haben, um legal jagen zu können. Jeder hält sich an die „hunting regulation“, denn in den erwähnten Ländern werden Verstöße hart bestraft. Das Land ist zwar weit, lässt sich aber – für Neulinge kam vorstellbar – leicht kontrollieren.

Elch

Die besten Jagdgebiete sind immer die, die am schwierigsten zu erreichen sind – und das hat wieder seinen Preis. Wasserflieger, Wartezeiten bei Schlechtwetter müssen mit einkalkuliert werden. Beim Elch nehmen Größe und Gewicht mit dem Verbreitungsgebiet nach Süden deutlich ab, insgesamt spricht man von einem Vorkommen in Nordamerika von rund einer Million. Mit hohen Wilddichten kann in Alaska keiner rechnen. Oft wird über Tage nichts gesehen. Daher konzen-triert sich die Jagd voll auf die Brunft, und die ist – je nach Region – von Mitte bis Ende September. Amerikanischen Wildbiologen zufolge werden 80 Prozent aller Tiere in einer Woche brunftig.

Mit der Brunft kann sich das Elchwild, das harte Winter zu überleben hat, nicht lange aufhalten. Verspielen sie ihre Feistreserven, können sie sich nicht mehr erholen, denn im unmittelbaren Anschluss folgen sechs bis sieben Monate strenger Winter. Die Jagd in der unberührten Wildnis stellt höchste physische und psychische Anforderungen an den Jäger, eine gewissenhafte und intensive Vorbereitung ist daher die Voraussetzung für den Erfolg. Natürlich kann jeder Outfitter auch weniger anstrengende Jagden anbieten, wie zum Beispiel die Elchhirsche an einem See rufen, sich auf einem Fluss einfach treiben lassen oder kleine, feste Hütten in der Nähe der Brunftplätze aufbauen. Man nimmt natürlich Rücksicht auf das Alter der Gäste.

Wapiti in Amerika

Kommen wir zum zweitgrößten Vertreter der Hirschartigen in Nordamerika, dem Wapiti. Sein schweres Geweih ist kronenlos, typisch ist der hoch aufragende Wolfsspross. Die Hirsche bringen es teilweise auf über 400 Kilogramm. Den Gesamtbestand schätzt man auf gut eine Million, wobei dem Rocky Mountain Elk die größte jagdliche Bedeutung mit 750.000 zukommt. Das Hauptverbreitungsgebiet der Wapitis liegt in den USA, wobei der Rocky Mountain Elk vorwiegend in den Staaten Colorado, Montana, Idaho und Wyoming vorkommt. Wer eine Wapitijagd bucht, muss allerdings aufpassen, nicht in einem Gatter zu landen, denn die sogenannte „fenced hunt“ floriert in allen Bundesstaaten. Die unglaublich starken Trophäen, die oft in Werbebroschüren zu sehen sind, stammen aus diesen Zuchtgattern. Wir kennen das aus Neuseeland.

Wapiti: für den passionierten Rotwildjäger Nordamerikas Wildart Nummer eins. Foto: Jens Krüger

Ob nun auf Rothirsch in Europa oder auf Wapiti in den Staaten, es sollte um des Erlebnisses in der Brunft sein, zumal es die Erfolgschancen steigert. Nach der Brunft werden die Hirsche quasi unsichtbar. Ist der Outfitter zur Brunft ausgebucht, empfiehlt es sich, ein Jahr zu warten. Die Geduld zahlt sich aus. Die Brunft fällt beim Wapiti in den September. Eine zehntägige Jagd wird man schon einplanen, denn geschenkt wird einem dieser Hirsch trotz Brunft nicht. Zu empfehlen sind Jagden auf Privatland, das nicht von anderen Jägern betreten werden darf.

Die Jagden kosten zwar etwas mehr, zwischen 6.000 und 9.000 US-Dollar, doch die Erfolgschancen sind höher. Lizenzen stehen eigentlich immer zur Verfügung. Wer absolute Wildnis sucht, der bucht eine „horse back“-Jagd in Montana oder Wyoming. Eine Wapitijagd zu Pferde in der Wildnis zur Brunft gehört zu den schönsten Jagderlebnissen, die es gibt. Ganz besonders, wenn der suchende Hirsch dem rufenden Jagdführer zusteht. Der hohe, unwirkliche Ton ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, doch mehrmals gehört, möchte man ihn nicht mehr missen. Wapitis sind relativ schusshart, insofern empfiehlt sich ein stärkeres Kaliber. Die Schussdistanzen liegen durchaus zwischen 150 bis 250 Meter. Wenigstens eine .300 Mag. sollte es schon sein.

Pronghorn in Amerika

Bleiben wir in Wyoming und Montana – nicht in den Bergen, sondern in den Prärien –, denn hier lebt wie in Idaho, Colorado und Dakota die Pronghorn-Antilope, auch Gabelbock genannt. Ihre Hörner mit der charakteristischen Gabel werfen sie, anders als die Vertreter der Boviden, jedes Jahr im Oktober/November ab. Das Hornwachstum setzt danach sofort wieder ein und ist im Juli abgeschlossen. Böcke tragen stets Hörner, weibliche Stücke nur selten, und wenn, dann nicht so ausgeprägt. Bei starken Böcken sind die Gabeln deutlich oberhalb der Lauscher. Pronghorn-Antilopen sind in vieler Hinsicht einzigartig. Sie sind die schnellsten Landsäuger. Sie können mit einer Spitzengeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde – erreichen Geparden nur im Sprint – laufen und stundenlang ein Tempo von über 50 Kilometern pro Stunde halten.

Jagen in der Prärie: das ist vor allem Abblasen nach Proghornböcken. Foto: Jens Krüger

Gabelböcke besitzen einen außergewöhnlichen Gesichtsinn mit einer Rundumsicht von fast 320 Grad. Bewegungen sollen sie bis auf fünf Kilometer wahrnehmen. Das Annähern in ihrem Lebensraum erfordert alle Register der Pirsch. Doch die Prärie ist relativ vielseitig in ihrer Struktur und besteht aus Einschnitten, Rinnen, Flussläufen oder kleinen Hügeln, so dass immer die Möglichkeit des Anpirschens besteht, um auf weniger als 200 Metern an das Wild heranzukommen. Die letzten Meter auf Händen und Knien. Man sollte aber auch darauf vorbereitet sein, auf weitere Entfernung zu schießen. Ein rasantes Geschoss mit gestreckter Flugbahn wie die .270 Winchester ist ideal, wobei die Ame-rikaner auf die .25-06 schwören. Ein Entfernungsmesser darf nicht fehlen. Gerade im offenen Gelände kann man sich enorm verschätzen. Handschuhe empfehlen sich, es gibt viele Kakteen, und ständig muss gekrochen werden. Ein Dreibein dabeizuhaben, ist ein Muss.

Nachdem diese Wildart fast ausgerottet wurde, gilt der Bestand heute mit über eine Million wieder als gesichert und kann mittlerweile nachhaltig bejagt werden. Trotzdem ist es schwierig für nicht einheimische Jäger, an die begehrten Lizenzen heranzukommen. Die besten Chancen bestehen in Montana und Wyoming, dort gibt es einige gute Outfitter, die Jagden auf Privatland anbieten. Die Erfolgsaussichten sind hier fast einhundert Prozent. Eine Fünf-Tages-Jagd sollte ausreichen. Auch in Alberta gibt es eine Handvoll Outfitter, die derartige Jagden anbieten. Leihwaffen gibt es vor Ort, und der Preis ist noch angemessen. Wer mehr Zeit hat, kann auch kombinieren – etwa mit Maultierhirsch.

Weißwedel in Amerika

Wer später im Jahr Zeit hat, der kommt im November in die USA. Dieser Monat ist zweifelsohne die beste Zeit, um auf Weißwedel zu jagen, denn nun brunftet es. Während der Brunft sind die Hirsche den gan-zen Tag aktiv. In manchen Bundesstaaten gibt’s für viele Wildarten eine frühere Jagdzeit speziell für Bogenjäger, Senioren,Kinder und Vorderladerführer. Ist diese vorbei, sind die Büchsenjäger an der Reihe. Weißwedel gibt es überall in Nordamerika. Sie sind anpassungsfähig und kommen mit den unterschiedlichsten Lebensräumen zurecht. Sie sind die Lieblings-Wildart der Amerikaner – vergleichbar mit unserem Rehwild. Das Geweih eines ausgewachsenen Hirschs zeigt nach vorn ragende Stangen mit Enden, die ebenfalls nach vorn gerichtet sind. Alte Hirsche haben oberhalb der Augsprosse lediglich vier bis fünf Enden.

Weißwedelhirsch: der Rehbock der Nordamerikaner. Foto: USDA/Scott Bauer/K5437-3

Wer wirklich starke Hirsche erlegen will, sollte einen Blick in die Trophäenbücher von Boone&Crocket oder SCI werfen.Die Wahl des Outfitters wird sorgfältig erfolgen. Wer keinen Outfitter kennt oder empfohlen bekommt, wendet sich am besten an einen Reiseveranstalter. Ein gutes Jagdbüro hat engen Kontakt mit den Outfittern. Man wird beraten und kann sehr gut auf individuelle Wünsche eingehen. Der Ansitz ist die am weitesten verbreitete Jagdart auf Weißwedel. In Sachen Kleidung müssen wir uns im kalten November speziell vorbereiten, auch wenn Hochsitze vorhanden sind. Schnee, tiefe Temperaturen und lange Ansitze sind oft angesagt und dürfen nicht zur Tortur werden.

Die Temperaturen können gerade im Norden auf unter minus 30 Grad Celsius fallen. Es gibt aber auch andere Jagden auf Weißwedel. So wird in Arizona oder gar in Mexiko in offeneren Gebieten gern gepirscht. Während der Brunft wird häufig das sogenannte Rattling betrieben. Dabei werden zwei Abwurfstangen gegeneinandergeschlagen und damit kämpfende Hirsche imitiert. Ei-fersüchtige Hirsche stehen dann gern zu.

Puma in Amerika

Eine weitere Faszination Nordamerikas stellt der Berglöwe, der Puma dar. Diesen geheimnisvollen Großkatzen stellt man im Winter nach. Ihr Verbreitungsgebiet ist größer, als man glaubt. Es reicht vom Yukon bis nach Südamerika. Einzelgängerisch und verborgen lebend, bekommt man Pumas nur selten in Anblick. Berg-löwen bevorzugen frisches Fleisch und scheuen Luder. Daher können sie nicht am Bait bejagt werden. Die einzig erfolgsversprechende Jagd auf den Puma ist, ihn bei Neuschnee auf der warmen Fährte mit scharfen Hunden zu bejagen.

Puma: für Raubwildjäger begehrtes Nordamerika-Wild. Foto: Jens Krüger

Die Erfolgsaussichten hängen von den Schneebedingungen, den Temperaturen, den Hunden sowie dem Wissen und der Erfahrung des Outfitters ab. Man fährt Wege ab, bis man eine Spur findet. Ist sie frisch, werden die erfahrenen Hunde losgelassen und die gefallen ist, sind die Bedingungen ideal. Wer sich für eine Pumajagd interessiert, sollte in Montana, Idaho, Wyoming oder auch in den kanadischen Provinzen Alber-ta und Britisch-Kolumbien sein Glück ver-
suchen. Die Jagdzeiten variieren je nach Bundesstaat.

Trutwild in Amerika

Warum aber immer nur „big game“ jagen? Sehr beliebt ist die Truthahnjagd. Viele Jäger lockt der Truthahn in die Staaten, zumal die Jagden bezahlbar sind. Truthähne kommen dort zahlreich vor und haben ein großes Verbreitungsgebiet. Die Vögel äugen hervorragend. Camouflage ist Pflicht, ebenso Gesichtsmaske und Handschuhe. Die Jagd findet zur Balz im Frühjahr statt, wenn sie auf den Ruf zustehen. Auf einer geführten Jagd wird vom Bodenschirm aus gejagt. Mitunter fallen die Hähne schon nach wenigen Strophen ein. Die Schussdistanz von 30 Metern sollte man nicht überschreiten. Viele Jäger bevorzugen Schrote Nummer 4 (3,25 mm). Eine Leihwaffe genügt.

Trutwild: Die Hahnenjagd ist nicht nur finanziell bürstbar, sie stellt auch höchste Anforderungen an das jagdliche Können. Foto: Klaus Schneider

Truthähne sind schussharte, große Vögel, und der Schuss braucht eine gute Deckung. Beim Schuss muss gewartet werden, bis der Hahn seinen Kopf freigibt. Denn beim Balzen spreizt er die Schwingen und vergräbt diesen tief am Körper. Truthähne sind vorsichtig, es braucht seine Zeit. Einige Tage sollte man schon verweilen, vor allem wenn man von Übersee kommt. Die meisten Truthähne werden in Alabama, Kentucky, Michigan, Missouri und Mississippi erlegt. Viele Outfitter haben eine Erfolgsquote von 100 Prozent.