Zielstock: Welcher lohnt sich? Die Pirschbegleitung im Test

Zielstocktest

Der Zielstock ist bei der Pirsch treuer Begleiter. Doch welche lohnen sich wirklich? © Patrik Bollrath

 

Wer viel pirscht braucht einen guten Zielstock. Autor PATRIK BOLLRATH hat fünf Modelle dem Praxistest unterzogen.

Der Zielstock als Pirschbegleiter: 5 Modelle im Test

Die Weiterentwicklung des Zielstocks von einem einfachen Haselnussstock mit einer Ast- oder Horngabel bis zum hochmodernen Zielstock mit einer zweifachen Auflage aus Aluminium oder Carbon und vier oder sogar fünf Beinen, hat in den letzten Jahren jagdlich ganz neue Möglichkeiten eröffnet, die es zuvor noch nicht gab. So haben die mehrbeinigen Vertreter der Zielstöcke überwiegend die klassischen einbeinigen Zielstöcke vom Markt verdrängt, da sie entscheidende Vorteile bieten.

Durch die doppelte Auflage von Vorder- und Hinterschaft ist der Schuss nahezu so ruhig wie aus einem Anschussbock. Lediglich in der Vertikalen gibt es noch eine Bewegung, die bei einigen Modellen sogar mit einem fünften Bein ausgeschaltet wird. Diese Stabilität im Schuss lässt auf nahe und auf sehr weite Entfernungen keine Wünsche offen. Selbst Ziele auf 300 Meter lassen sich von einem solchen Zielstock präzise wie aus dem Anschlag im Liegen treffen. Ob im Wald oder auf dem Feld, ist man mit dieser Art Zielstock immer auf der sicheren Seite. Dennoch haben die Verschiedenen Modelle auch Vor-und Nachteile, welche wir herausstellen wollen. Neben dem Material spielen die Handhabung, das Gewicht und natürlich die Robustheit eine entscheidende Rolle.

Die 5 Modelle im Test. © Patrik Bollrath

Blaser Carbon Zielstock

Der Carbon Zielstock von Blaser ist wie der Name schon verrät, ein Zielstock aus Karbon. Das Material ist gegenüber Aluminium deutlich leichter und dennoch unglaublich strapazierfähig. Sein Gewicht beträgt lediglich 985 Gramm. Die Höhenverstellung erfolgt über einen Drehverschluss und ist für kleine wie auch sehr große Menschen geeignet und reicht von 124 cm bis 198 cm. 125 cm entspricht auch ungefähr der Transportgröße. Sehr hilfreich ist auch eine ablesbare Skala für die Höhenverstellung, um diese bei Bedarf wieder einzustellen, sollte der Zielstock für den Transport einmal zusammengebaut werden müssen. Einzigartig ist der schwenkbare Griff für den Vorderschafft, welcher es einem erlaubt Wild zu verfolgen ohne den Zielstock verstellen zu müssen. Wie ich finde sehr clever und praxisnah gemacht, jedoch empfinde ich eine breite Auflage noch etwas stabiler. Schaumstoffgriffe sorgen für einen angenehmen halt und verhindern unnötiges Klappern des Zielstockes.

Zusätzlich bekommt man eine sehr hochwertige Tasche für den Transport, was bei allen anderen Zielstöcken im Test leider nicht der Fall ist. Für alle Blaser Fans gibt es auch die Möglichkeit mit einem Adapter die Waffe direkt auf dem Zielstock aufzusetzen. Ebenso gibt es ein optionales fünftes Bein, welches zusätzlich am Stock befestigt werden kann und diesem dann noch mehr Stabilität verleiht. Preislich liegt der Blaser Zielstock mit ca. 340 € im oberen Bereich.

PH Jakt Rhino Combi Classic

Der dänische Zielstock gehört wohl mit eines der ersten vierbeinigen Modelle die es in Deutschland gegeben hat. Es handelt sich, wie schon erwähnt, um einen vierbeinigen Zielstock welcher ebenfalls optional mit einem fünften Bein ausgestattet werden kann. Der Zielstock wird in Dänemark aus Aluminium gefertigt und die Höhe kann stufenlos über einen Drehverschluss festgestellt werden. Das getestete Modell hat eine breite Vorderschaftauflage, auf welcher die Waffe bei einem sich bewegenden Ziel verschoben werden kann, ohne den Zielstock umzustellen. Insbesondere bei hoher Bodenvegetation kann das Verschieben der Beine zu einem nicht ganz geräuschlosen Problem werden.

Der Zielstock ist sehr stabil gefertigt und die Waffe liegt ruhig in den Auflagen. Die Höhenverstellung liegt zwischen 81 cm und 184 cm und eignet sich somit auch für sehr große Menschen bis 2 Meter. Das Transportmaß beträgt 71 cm. Durch die Drehverschlüsse kann der Zielstock mit einem vorderen, lose gedrehten Bein sehr flexibel auch bei bewegten Zielen genutzt werden. Generell kann jeder dieser 4 oder 5-beinigen Stöcke als Einbein, Zweibein, Dreibein (mit 5. Zusatzbein), Vierbein oder Fünfbein genutzt werden. Man ist also durchaus sehr flexibel in der Nutzung. Das Gewicht des PH Jakt Zielstockes beträgt 1.140 Gramm. Für 180 € bietet der der PH Jakt ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.

MAGNETOSTICK Zielstock

Der Magnetostick ist der einzige Zielstock in unserem Test, welcher aus Holz gefertigt ist. Der ca. 800 Gramm leichte Stock ist aus Eschenholz hergestellt und sehr sorgfältig verarbeitet. Leider ist die größte Größe von 165 cm etwas klein für Menschen über 185 cm. Der Zielstock ist nicht zusammenklappbar und hat somit auch ein Transportmaß von 165 cm. Der Zielstock lässt sich angenehm in der Hand tragen. Die vier verschiedenen Hölzer werden über Magnete zusammengehalten und können so relativ lautlos gelöst werden. Das Aufstellen erfordert etwas Übung, da die Stöcke durch eine leichte Drehung geöffnet werden müssen.

Die Zweipunktauflage ist leider auch etwas schmal für breite Vorderschäfte und lässt durch die V-Form kein verfolgen des Zieles zu. Dies bedeutet, dass der Stock umgestellt werden muss wenn sich das Ziel einige Meter bewegt. Die Steifigkeit der Beine ist durch den Werkstoff Holz auch nicht so stabil wie Carbon oder Aluminium. Der Zielstock kostet im Handel ca. 175 €. Er ist in drei verschiedenen Größen zu bekommen.

Seeland InVis Zielstock

Der InVis Zielstock besteht aus 100 % Aluminium und wiegt nur 1,25 kg. Das Gestänge ist angenehm dünn und lässt sich auch dank der Moosgummigriffe sehr gut tragen. Die Länge des Zielstocks kann zwischen 150 cm und 175 cm verstellt werden. Durch einen Klickverschluss kann der ganze Zielstock auch auf kleine 90 cm für den Transport zusammengepackt werden. Besonders gefällt mir, dass der Zielstock im Gegensatz zu allen anderen in einem Camomuster erhältlich war. Hier könnten sich alle anderen Hersteller noch eine Scheibe abschneiden. Die meist schwarzen Zielstöcke bilden immer einen sehr starken und somit gut sichtbaren Kontrast.

Leider sind die Schwenkschaniere der Beine aus Kunststoff gefertigt, hier hätte ich mir eine Verbindung aus Metall gewünscht. Die gummierten Auflagen sind gut ausgeformt und die Vordere ist auch breit genug, um Wild damit folgen zu können. Um den Zielstock noch mehr zu stabilisieren, kann mit einer Fußschlaufe, welche an der hinteren Gabel befestigt ist, zusätzlich Zug nach unten auf den Zielstock ausgeübt werden, was zu einer sehr festen Schussposition führt. Der Zielstock ist für ca. 170 € zu bekommen.

VIPER-FLEX STYX ELITE PLUS

Der Viper Flex Zielstock ist ebenfalls aus 100 % Aluminium hergestellt. Er wirkt von allen getesteten Zielstöcken am robustesten, jedoch auch am schwersten, auch wenn sich sein Gewicht mit 1.100 Gramm im mittleren Bereich bewegt. Die Verstellmöglichkeiten in der Länge gehen von 120 cm bis 210 cm. Somit ist der Zielstock auch für besonders große Menschen geeignet und kann für verschiedenste Situationen verwendet werden. Die Verstellung erfolgt über einen Klickverschluss. Die Transportlänge ist mit 115 cm nicht die Kleineste. Es ist jedoch auch eine Reisevariante erhältlich welche sich auch bequem im Koffer verstauen lässt. Die Aluminiumrohre sind mit einem Naturkautschukschlauch überzogen um möglichst keine Geräusche abzugeben.

Aufgrund des sehr breiten Aufstellwinkels kann der Stock auch im Sitzen oder Knien verwendet werden. Die breite Vorderschaftauflage lässt eine Verfolgung des Ziels problemlos zu. Ebenfalls gibt es auch ein Fünftes Bein welches noch mehr Variation und Stabilität für die Nutzung des Zielstocks gibt. Der Zielstock kostet ca. 245€.

 

Eine Übersicht über die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle sehen Sie hier:

Die fünf Probanden mussten sich im Test hohen Anforderungen stellen. © JÄGER