R8 Ultimate Silence: Präzise, leicht und leise…

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Integralschalldämpfer sind in aller Munde, doch wo liegen die Vorteile und gibt es Nachteile? Redakteur KIM TRAUTMANN hat die R8 Silence im Kaliber 6.5 Creedmoor getestet. © Fotos: Kim Trautmann

Integralschalldämpfer sind in aller Munde, doch wo liegen die Vorteile und gibt es Nachteile? Redakteur KIM TRAUTMANN hat die R8 Silence im Kaliber 6.5 Creedmoor getestet.

Ob beim Aufbaumen, beim flüchtigen Schießen oder einfach nur bei der Pirsch – manchmal stören herkömmliche Schalldämpfer durch ihr Handling. Um noch mehr Balance und ausgewogenes Handling bei kompakter Bauweise erreichen zu können, geht der Trend mittlerweile immer mehr zu kompakten Integralschalldämpfern.
Wie sich die Waffe in der Praxis schlägt und wo sie einem normalen On- oder Over-Barrel-Schalldämpfer überlegen ist, haben wir für Sie herausgefunden.

R8 Ultimate Silence: Wie steht’s um die Balance?

Der Lauf der R8 Ultimate Silence hat im Kaliber 6.5 Creedmoor eine Lauflänge von 47 cm, der lauflange Over-Barrel-Schalldämpfer sorgt für gute Dämpfung.
Schwerpunkt der Waffe und damit die Balance sind wie bei einer herkömmlichen Jagdwaffe ohne Schalldämpfer ausgezeichnet. Das macht sie ideal für den schnellen Schuss auf der Drückjagd, aber auch für die Pirsch. Auch die Länge fällt gerade beim Ansitz nicht übermäßig ins Gewicht, lediglich in sehr engen Kanzeln ist der Lauf etwas lang. Allerdings kann man in solchen Reviereinrichtungen auch sonst nur dann rangieren, wenn man eine extrem kurze Waffe ohne Schalldämpfer führt.

Der Schalldämpfer kann, wie jeder andere Dämpfer, bei Bedarf jederzeit abgenommen werden.

Eine Frage der Technik

Die meisten technischen Features des Geradezugrepetierers R8 sind sicherlich bekannt. Handspannung, IC, der automatische Leuchtpunkt, die herausnehmbare Abzugsgruppe mit Magazin, der modular verstellbare Schaft sowie der charakteristische Abzug, der knochentrocken bei 750 Gramm bricht, finden sich auch bei den Silence-Ausführungen der R8.

Das Magazin fasst 4 Patronen, sodass man mit der einen im Patronenlager insgesamt fünf Schuss zur Verfügung hat.
Der lauflange Titanschalldämpfer wird über ein Gewinde an der Laufwurzel verschraubt und ist im Handling fast noch einfacher als die üblichen On- und Over-Barrel-Dämpfer, da er sich beim Aufsetzen quasi selbst zentriert. Bei der Ausführung im Kaliber .308 Win. wird eine Dämpfungsleistung von 28 dB angegeben, wir konnten für die Ausführung im Kaliber 6.5 Creedmoor teils sogar noch eine höhere Dämpfungsleistung messen.

In Anbetracht der Tatsache, dass die 6.5 in etlichen Laborierungen bereits deutlich leiser ausfällt als viele .308-Standardlaborierungen in Verbindung mit kurzen Läufen, lässt sich eine 6.5 mit Integralschalldämpfer nicht nur extrem rückstoßarm, sondern auch sehr leise schießen.
Natürlich hängt die jeweils erzielte Dämpfungsleistung immer von der verwendeten Laborierung ab.

Wie präzise ist die R8 Ultimate Silence?

Blasertypisch ließ die Präzision nicht zu wünschen übrig. Schwere Geschosse mit für die 6.5 Creedmoor eher langsamen Laborierungen, wie die Norma Whitetail mit 140 Grains (9,1 Gramm) und 810 m/s aus Messläufen, brachten gute Schussgruppen von unter 18 mm auf 100 m und lieferten auch bei weiteren Schüssen auf der Jagd bis 170 m eine gute Wirkung im Wildkörper.
Aber auch leichtere Geschosse mit rasanteren Laborierungen wie die Hornady CX 120 grs. in der Superformance-Linie oder die RWS EVO Green lieferten gute Streukreise und Reserven für weitere Schüsse.

Alles eine Frage der Optik!

Ganz gleich ob im steilen Gegenhang oder bei der Pirsch im Feldrevier – wer eine kleine, schnelle Kugel nutzt, möchte hin und wieder auch deren Potenzial ausreizen und weiter schießen, wenn er muss.

Darum bietet sich nicht nur die Verwendung eines Zielfernrohres mit hoher Vergrößerung, sondern zudem auch eine Absehenschnellverstellung an.
Das B2 3-18×50 iC von Blaser verfügt über eine solche QDC, mit der sich im Handumdrehen die jeweilige Schussentfernung einstellen lässt. Einmal eingeschossen und mit dem passenden Ring für den Ballistikturm versehen, sind auch weitere Schüsse möglich. Dabei bietet die Optik die Möglichkeit, den Turm auf der 100-m-Einstellung sowie auf der GEE zu arretieren, sodass man bei höheren Verstellungen nicht versehentlich mit der 300-m-Einstellung auf 100 m schießt und nach Gebrauch immer wieder in die Ausgangsposition zurückstellen muss.

Das Absehen der B2-Gläser sitzt in der zweiten Bildebene, die Optik verfügt über ein gestochen scharfes und vor allem restlichtstarkes Bild. Zu Anfang und Ende der Saison macht sich dies gerade bei der Rehwildbejagung bezahlt. Denn oft entscheiden die 10–15 Minuten länger Licht über Erfolg und Misserfolg.
Das Absehen ist sehr fein und der Leuchtpunkt lässt sich gerade für die Dämmerungsphase wirklich fein „dosieren“, ohne zu überblenden oder grell zu strahlen.

Das kompakte Magazin fasst vier Schuss.

R8 Ultimate Silence: Der Praxistest

Wie jedes Jahr gilt es zum Aufgang der Bockjagd schwerpunktmäßig den schwach veranlagten Böcken – und das in diesem Fall auf einer Aufforstungsfläche.
Nach langem Warten und etlichen Stücken Wild, die derzeit noch Jagdruhe genießen, taucht am Rand der Fläche urplötzlich ein schwacher Jährling auf. Der passt perfekt, allerdings trennen uns noch mehr als 200 Meter und ein gewaltiger Jungbuchenverhau. Das Licht schwindet rasch, und ich rechne mir schon keine Chancen mehr aus, als das Böckchen sich plötzlich in Bewegung setzt und die schützende Dickung verlässt.
Trotz 15-facher Vergrößerung und Dämmerung habe ich noch ein helles und gestochen scharfes Bild und kann den schwachen Jährling als kleines Spießerchen ansprechen und erlegen.

Mit vielen Zielfernrohren wäre wohl bei 8-facher oder 6-facher Vergrößerung Schluss gewesen, da das Bild in der stark fortgeschrittenen Dämmerung sonst nicht mehr hell genug für einen Schuss wäre. So ließ sich dann doch noch Beute machen, wenngleich ich nicht mehr damit gerechnet hatte.
Im Feldrevier auf Sauen, bei der Rehwildjagd oder auch auf Raub- und Damwild macht diese führige und leise Kombination eine wirklich gute Figur.
Denn die 6.5 Creedmoor bringt in etlichen Laborierungen ausreichend Reserven auch für stärkere Stücke wie Schaufler oder Keiler mit und liefert dennoch hohe Präzision und Rasanz, wie wir sie für die Raubwildjagd benötigen.

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