Geht es auf den Berg oder auf Reisen, muss ein Rucksack mit! JÄGER-Autor PATRIK BOLLRATH hat vier Modelle getestet, in denen auch die Waffe Platz findet. Welcher davon am besten abschneidet, zeigt unser Jagdrucksack Test!
Ein Jagdrucksack ist in jeder Hinsicht eine äußerst praktische Sache, bietet er doch genügend Stauraum für alle möglichen Jagdausrüstungsgegenstände. Von Tarnnetz, über Sitzkissen, Messer und Bergegurt lässt sich je nach Rucksackgröße viel verstauen. Ich bin kein Freund von sonderlich vielen Sachen, die man mit sich herumschleppt, nur um für jeden eventuell eintretenden Fall alles dabei zu haben.
Jagdrucksack Test: Vier Modelle im Test
Weniger ist mehr. Auch ist in den meisten Revieren alles gut per Auto zu erreichen, welches dann als Lagerstätte für wirklich alle nötigen Utensilien dient. Anders sieht es jedoch bei der Jagd im Ausland oder in abgelegenen Revieren aus. Hier ist ein Rucksack nicht nur praktisch, sondern auch essenziell. Gerade im Gebirge ist es notwendig, beide Hände für einen Bergstock frei zu haben, das Gepäck ruht in diesem Fall auf dem Rücken.
Auch für Drückjagden ist ein kleiner Rucksack stets von Vorteil, um sich nicht die Jackentaschen vollzupacken, sondern das Nötigste immer fertig gepackt dabei zu haben. Wenn dann noch die Waffe im Rucksack verstaut werden kann, hat man die Hände frei, um Wild zu bergen, und die Waffe ist sicher verstaut, ohne dass sie einem von der Schulter rutscht.
Die vier Testmodelle haben alle die Möglichkeit, eine Waffe unterzubringen und diese je nach Modell unterschiedlich schnell in den Anschlag zu bringen. Ein direkter Vergleich ist aufgrund der unterschiedlichen Größe und Ausstattung nicht sinnvoll, vielmehr soll es um eine Vorstellung der vier Rucksäcke gehen.
Saumäßig kompakt: Der Wildboar Pro Rucksack von Härkila
Der erste und kleinste Rucksack ist der Wildboar Pro Rucksack von Härkila. Dieser Rucksack ist sehr schlank gehalten und mit einem Fassungsvermögen von 12 l der kleinste Proband in unserem Test. Der Rucksack ist ursprünglich für die aktive Jagd auf Schwarzwild konzipiert worden. Somit ist er aus einem sehr strapazierfähigen, gebürsteten Material gefertigt, welches sich als geräuschlos entpuppte. Das kleine Hauptfach bietet genügend Stauraum für ein Tarnnetz und eine kleine Thermoskanne sowie einen Bergegurt. Das Hauptfach wird zusätzlich mit einem Kordelzug verschlossen, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.
Der Rucksack ist wasserabweisend, jedoch nicht 100 % wasserdicht. Außen auf dem Rucksack sind noch zwei weitere kleine Taschen angebracht, welche dort über ein Molle-System befestigt sind. Die eine Tasche ist mit einem roten Kreuz versehen und beinhaltet ein Erste-Hilfe-Set. Die zweite Tasche eignet sich prima für Munition oder einen Laserentfernungsmesser. Im hinteren Teil des Rucksacks befindet sich das herausnehmbare Futteral. Sollte es nicht benötigt werden, kann es einfach herausgenommen werden, und das neu entstandene Staufach kann anderweitig verwendet werden. Das Futteral ist nur oben offen, und die Waffe wird einfach von oben hineingesteckt.
Jagdrucksack Test Härkila Wildboar Pro: schneller Zugriff
Auch unsere verwendete Büchse mit 56er Zielfernrohr und Schalldämpfer konnten wir problemlos in dem Fach verstauen. Der Zugriff auf die Büchse geht sehr schnell von der Hand und kann so auch jagdlich perfekt eingesetzt werden. Das Futteral lässt sich ebenso in dem Fach eingeklappt verstauen. Die Trageriemen sind sehr breit und flach gehalten, sodass diese auch im Anschlag nicht stören. Ein Brust- und ein Bauchgurt verteilen das Gewicht und verhindern ein Abrutschen der Träger. Insbesondere als Drückjagdrucksack, auch für Normalschützen zu empfehlen, welche mit wenig Ausrüstung auf dem Stand zurechtkommen. Auch für kleine Tagestouren mit der Flinte in meinen Augen ein idealer und robuster Begleiter. Für längere Touren oder mehr Gepäck ist der Rucksack einfach zu klein. Der Preis für den Härkila-Rucksack liegt bei ungefähr 260 €.
Wasserdichter Waffenträger: Rucksack 20 R von Fauna
Als zweiten Kandidaten haben wir den Rucksack 20 R der Firma Fauna genutzt. Mit seinen 20 l Volumen bietet der Rucksack genügend Platz für Ausrüstung und Proviant für lange Tagesausflüge. Das Material ist sehr leise und wasserdicht. Der Rucksack teilt sich in ein großes und ein kleines Fach auf. Im großen Fach können leicht Thermoskanne, Jacke und Tarnnetz untergebracht werden, ebenso gibt es hier eine absolut wasserdichte Tasche aus Kunststoff für Dokumente, Jagdschein oder Handy. Das kleine Fach eignet sich sehr gut für Munition und andere Kleinigkeiten. Auch können an der Seite noch Trinkflaschen oder Ähnliches in den Netztaschen verstaut werden. Auch am Hüftgurt befinden sich noch zwei weitere kleine Taschen. Das Fach für die Waffe öffnet sich per Reißverschluss. Die Waffe wird dann seitlich, mit der Mündung nach oben, in den Rucksack gestellt.
Möchte man die Waffe aus dem Rucksack nehmen, wenn dieser aufgesetzt ist, kann der Reißverschluss über eine Kordel geöffnet werden. Das Herausnehmen der Waffe gestaltet sich allerdings als nicht sehr flüssig, und die Waffe verhakt sich in der Tasche. Dennoch schützt das Fach die Waffe gut vor äußeren Einwirkungen, und sie lässt sich sehr angenehm auf dem Rücken transportieren. Der Rückenbereich sowie die Gurte sind mit einem Mesh-Material überzogen, welches die Feuchtigkeit schnell abtransportiert.
Jagdrucksack Test Fauna 20 R: wetterfester Begleiter
Wie beim Härkila-Rucksack sind die Schultergurte sehr flach gehalten, um beim Anschlag mit der Waffe nicht zu stören. Sehr gut und durchdacht finde ich auch, dass der Brustgurt durch einen Einhänger in seiner Höhe verstellt werden kann, um so ebenfalls nicht zu stören. Der Rucksack von Fauna ist somit ein guter und wetterfester Begleiter für alle, die gerne etwas mehr Gepäck mitnehmen und/oder längere Jagdtouren unternehmen. Gerade für die Bergjagd oder für die Jagd in Schottland eignet sich der Rucksack aufgrund seines geringen Eigengewichts von lediglich 1,6 Kilo trotz Rahmen sehr gut. Nur wenn man sehr schnell an die Waffe herankommen muss, ist der Rucksack nicht ganz so schnell und einfach zu bedienen. Der Fauna kostet derzeit ca. 250 €.
Zugriff ohne Umstände: der Lynx 12/20 von Vorn
Der nächste Rucksack in der mittleren Größe ist der Lynx 12/20 von der Firma Vorn. Der in Grün oder wahlweise in Tarnmuster gehaltene Rucksack hat neben seiner patentierten Waffenaufbewahrung auch ein variables Hauptfach. Das Hauptfach kann mit Hilfe eines Reißverschlusses von 12 l auf 20 l erweitert werden und ist somit sehr flexibel, was die Größe und das Einsatzgebiet angeht. Ebenso kann über Zurrgurte das Packmaß individuell angepasst werden. Neben dem großen Hauptfach gibt es noch ein kleineres Fach und zwei Seitentaschen aus Mesh-Material für Trinkflaschen oder Wanderstöcke.
Jagdrucksack Test Vorn Lynx 12/20: Revolutionäres Aufbewahrungssystem
Die eigentliche Besonderheit des Rucksacks ist das Aufbewahrungssystem für die Waffe, welche über einen Zugring auf der linken Schulterseite gelöst wird. Die Waffe wird nun freigegeben und kann so sehr schnell in den Anschlag gebracht werden. Auch ist das Fach so dimensioniert, dass der Rucksack sowohl mit einer Flinte als auch mit einer Waffe mit großem Zielfernrohr genutzt werden kann. Stabilisiert wird der Rucksack durch einen Aluminiumrahmen. Über verschiedene Molle-Schlaufen können zudem auch noch weitere Taschen am Rucksack angebracht werden. Der Rückenbereich ist sehr gut gepolstert, und der Rucksack lässt sich auch schwer beladen sehr gut tragen. Ein sehr ausgeklügelter Rucksack mit einem sehr guten System, um die Waffe vom geschulterten Rucksack zu nutzen. Er hat einen breit gefächerten Anwendungsbereich. Der Preis für den Lynx liegt bei ca. 300 €.
Für lange Touren: Jagdrucksack Ultimate Edition von Blaser
Der letzte Rucksack ist ebenfalls auch der größte unter den Getesteten. Der Blaser Jagdrucksack Ultimate Expedition ist, wie der Name schon sagt, ein Rucksack für wirklich lange Jagdreisen oder Wandertouren. Mit seinen 43 l Volumen bietet dieser genug Platz für Kleidung, Proviant und Jagdausrüstung auch für mehrere Tage. Das große Hauptfach kann sowohl von oben, von der Seite als auch im unteren Bereich beladen werden. So muss man nicht unnötig von oben im Rucksack herumwühlen, bis man den gesuchten Gegenstand gefunden hat. Zusätzlich zum großen Fach besitzt der Rucksack noch weitere kleine Fächer, die einen schnellen Zugriff erlauben. Das Material des Rucksacks ist wasserabweisend. Die Waffe kann in einem Waffenfach mit der Mündung nach oben untergebracht werden und ist dort sicher verstaut. Da der Rucksack eher für längere Touren in das Jagdgebiet gedacht ist, ist die Waffe aus dem Fach nicht wirklich schnell herauszubekommen, dafür ist sie sehr gut geschützt.
Jagdrucksack Test Blaser Ultimate Edition: Für lange Ausflüge
Um die Waffe herauszunehmen, empfiehlt es sich in jedem Fall, den Rucksack abzunehmen. Zwischen Waffenfutteral und Rückenteil gibt es außerdem ein Wildbergefach, in welchem kleines bis mittleres Wild in der mitgelieferten Schweißtasche verstaut werden kann. Diverse Zurrgurte und angenehm breite Bauch- und Brustgurte machen den Rucksack auch bei schwerer Ladung zu einem sehr hilfreichen und angenehmen Lastenträger. Der Rucksack ist sowohl im hauseigenen Camouflagemuster der Marke Blaser als auch in Braun zu bekommen.
Für all die, die längere Jagdausflüge weitab von der Zivilisation planen, ist dieser Rucksack sehr empfehlenswert. Sehr durchdacht und robust, mit einer Größe, die nicht nur auf einen Tag ausgelegt ist, eignet er sich sehr gut für das nächste Abenteuer. Erhältlich ist er für rund 400 Euro. Die Rucksäcke eignen sich alle für ihren individuellen Einsatzbereich, und natürlich spielt auch der eigene Geschmack eine große Rolle. Ich kann jeden Rucksack uneingeschränkt empfehlen.