In Kassel ist der Waschbär wohl wie in kaum einer anderen Stadt zur Plage geworden. Das Raubtier wird wohl nicht mehr ganz aus der Stadt verschwinden. Neben der Bejagung versucht Kassel nun mit einem Pilotprojekt, die Verbreitung der Tiere zu minimieren.
Wie der Waschbär Kassel übernahm
100 Waschbären pro 100 Hektar: So heftig hat der Waschbär Kassel besiedelt. Das entspricht einer der höchsten Raubtierdichten in ganz Europa. Schon lange lässt Kassel die invasive Art, die eigentlich aus Nordamerika stammt, bejagen. Nun startet ein Pilotprojekt in der hessischen Stadt: Kann die Sterilisation die Population eindämmen?
Kampf gegen den Waschbär: Kasse setzt auf Pilotprojekt
Ein Team aus etwa 30 Ehrenamtlichen, darunter auch einige Jäger und Wildtierhelfer, fängt und sterilisiert nun unter Leitung des Bundesverbands der Wildtierhilfen (BVW) nun Waschbären. Ein Team von zehn Tierärzten führt dann die Sterilisationen durch. Danach lässt das Team die Raubtiere wieder frei. Laut Geschäftsführung des BVW sorgt der Waschbär in Kassel für steigenden Druck. Dementsprechend müsse etwas getan werden, um die Stadt zu entlasten.
Denn momentan bereitet der Waschbär Kassel massive Probleme. Die Raubtiere verursachen nicht nur Schäden an Gärten und Häusern, sie haben auch negative Auswirkungen auf das Ökosystem. Bereits zuvor appellierte die Stadt daher an ihre Bürger, Mülltonnen zu sichern, um das Nahrungsangebot in Wohngebieten zu minimieren.
Population soll um 20 Prozent sinken
In dem Projektgebiet arbeitet der BVW mit 20 Lebendfallen und zwei Volieren, welche mehrere Tiere gleichzeitig fangen können. Die Fallen sind mit Kameras ausgestattet, damit die Waschbären nach dem Fang schnell eingesammelt werden können. Das Team bringt die kleinen Raubtiere anschließend in die kooperierenden Tierarztpraxen. Dort sterilisieren die Tierärzte die Waschbären und statten sie mit einer gelben Ohrmarke aus. Sobald die Tiere wohlauf sind, werden sie an der Stelle freigelassen, wo sie eingesammelt wurden. Mittelfristig will man durch das Projekt die Population erst einmal stabil halten. In den kommenden Jahren soll es dann zu einem Bestandsabbau von etwa 20 Prozent kommen. Dennoch wird der Waschbär Kassel nicht vollständig verlassen – zu groß ist inzwischen die Population.
Maßnahmen sollen unterstützend zur Jagd wirken
Tierärztin Nannette Welk erklärte gegenüber der Presse, dass man sich ganz explizit dazu entschieden hat, die Tiere zu sterilisieren, statt zu kastrieren. Denn die Sterilisation verändert den Hormonhaushalt der Tiere nicht. Dadurch verhalten die Waschbären sich normal und nehmen den gleichen Platz im Rudel ein wie zuvor. Auch das sei für die Eindämmung der Population relevant.
Das Projekt wird von der Stadt Kassel unterstützt und durch die Universität Bonn wissenschaftlich begleitet. Für das Projekt liegen alle behördlichen Genehmigungen vor, und auch das EU-Recht erlaubt die Sterilisation. Das Pilotprojekt soll zusätzlich zur Jagd als Maßnahme gelten, damit der Waschbär in Kassel unter Kontrolle gebracht werden kann. Denn die Jagd ist zwar eindeutig effektiver und weniger ressourcenintensiv, aber im Stadtgebiet nicht immer sicher umsetzbar.