Nutria: Deutschland kämpft mit Verbreitung der Biberratte

Der Nutria sorgt in Deutschland für wachsende Probleme: Wie entwickelt sich die Population – und was fordert der Deutsche Jagdverband?

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Ein Problem fürs Ökosystem? In den letzten Jahren hat der Nutria Deutschland erobert. © Pixabay/KnipsKaline

Seit Jahren besiedelt die Nutria Deutschland immer weiter. Inzwischen meldet über ein Drittel der Jagdreviere im Bundesgebiet ein Vorkommen der Biberratte. Spitzenreiter sind Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Besonders dramatisch ist die Situation in Städten wie Bremen und Hamburg – dort kommt die Nutria fast in jedem Revier vor.

Nutria: Deutschland leidet unter invasiver Biberratte

Die Nutria kam 2023 in 35 Prozent der Reviere in Deutschland vor, die dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) ihre Vorkommen gemeldet haben. Damit hat die Nutria Deutschland regelrecht erobert: Im Vergleich zu 2015 liegt eine Verdopplung vor. Die Verbreitung der invasiven Art, die ursprünglich aus Südamerika stammt, sorgt dabei für Probleme im Hochwasser- und Artenschutz. Denn das invasive Nagetier untergräbt Flussufer und Deiche, gleichzeitig vernichtet es Schilf. Genau dieser ist allerdings besonders für den Nachwuchs von Vögeln, Amphibien und Fischen als Rückzugsort von großer Bedeutung.

DJV  fordert Aufnahme vom Nutria ins Bundesjagdgesetz

Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat diese und weitere Ergebnisse veröffentlicht. Er fordert damit die Aufnahme der Nutria ins Bundesjagdgesetz sowie ein Bekenntnis der Politik zur Fangjagd. Die Art steht auf der Liste der gebietsfremden invasiven Arten Europas und kann eine große Gefahr für die europäischen Ökosysteme darstellen.

Grundlage für die Auswertung sind die Daten aus dem Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Über 23.000 Jagdreviere in Deutschland haben über das System ihre Vorkommen gemeldet – das ist mehr als ein Drittel der forst- und landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands. Dabei gibt es keine Daten aus Bayern und die Werte aus Schleswig-Holstein stammen aus dem Jahr 2020. WILD ist das bundesweit größte Monitoringprogramm der Jägerschaft.

Wo lebt der Nutria? Deutschland hat vor allem in Großstädten ein Problem

Die meisten gemeldet Vorkommen von der Nutria in Deutschland kommen in der Tieflandregion Norddeutschlands vor. Nordrhein-Westfalen liegt mit 60 Prozent vorn, gefolgt von Niedersachsen (55 Prozent) und Sachsen-Anhalt (50 Prozent). Grund dafür sind vor allem die großen Fließgewässer in diesen Regionen. Elbe, Weser, Ems und Rhein bietet die perfekte Lebensgrundlage für die invasive Biberratte.

Besonders auffällig ist auch die Ausbreitung vom Nutria im urbanen Raum: Im Stadtstaat Bremen meldeten zuletzt 93 Prozent der Reviere die Nutria. Deutschland kämpft allerdings auch in anderen Großstädten mit der invasiven Art, so gab es in Hamburg eine Steigerung der Population von 74 Prozent im Jahr 2023. Grund dafür sind unter anderem klimatische Vorteile, aber auch ein besseres Nahrungsangebot – auch durch illegale Fütterung. Ein konsequenteres Management inklusive der Bekennung zur Fallenjagd soll die invasive Art laut Deutschem Jagdverband eindämmen und damit deutsche Ökosysteme und gefährdete Arten, die besonders unter dem Schilfverlust leiden, schützen.

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