Vogelgrippe – folgt auf die Sommerwelle nun die Winterwelle?

Die Vogelgrippe grassiert in diesem Jahr in Europa ungewöhnlich schwer. Droht nach der Sommerwelle jetzt die Winterwelle?

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In diesem Jahr grassiert die Vogelgrippe in Europa zu einer unüblichen Zeit – und dazu noch außergewöhnlich heftig. Droht den Vögeln nun eine besonders starke Winterwelle? Laut EU-Gesundheitsbehörde ECDC erleben wir derzeit die schlimmste Vogelgrippe-Epidemie Europas. Es kam erstmals auch im Sommer zu schweren Ausbrüchen der Krankheit.

Risiko Winterwelle

Tim Harder, Leiter des nationalen Referenzbüros für Aviäre Influenza am Friedrich-Löffler-Institut bei Greifswald, äußerte gegenüber n-tv, dass jedenfalls das Risiko einer heftigen Winterwelle bestünde, denn der Vogelzug habe eingesetzt und gehe jetzt seinem Höhepunkt entgegen. „Tiere verschiedener geographischer Herkünfte und Arten kommen auf engem Raum in dieser Zeit jetzt zusammen. Und das ist für ein Virus natürlich eine ideale Gelegenheit, weitere Wirte zu finden“, so Harder. Es gibt Anlass zur Sorge, dass die Wildvögel, die jetzt in unseren Gefilden eintreffen, auf das Virus stoßen, das hier bereits zirkuliert.

Ausbrüche der Vogelgrippe 2021 erstmals auch im Sommer

Laut Harder hatte die Vogelgrippe in den zurückliegenden Jahren in Europa hauptsächlich in der Zeit zwischen Oktober und April ihren Höhepunkt, bedingt durch den Vogelzug. Seit 2021 traten dann erstmals auch im Sommer Fälle auf, vor allem im Norden Europas. Im Sommer 2022 ist das Ausmaß der Erkrankungen dann europaweit ganz erheblich gestiegen.

Koloniebrüter trifft die Vogelgrippe am schwersten

Nach Aussagen von Harder sind die in Kolonien brütenden Vogelarten am schwersten von der Vogelgrippe betroffen. Seeschwalben und Basstölpel an der Nordsee und Kormorane an der Ostsee fielen der Krankheit besonders oft zum Opfer. Weiter im Norden waren vor allem die Möwenarten häufig erkrankt.

Viele Geflügelbetriebe litten europaweit unter der Vogelgrippe. Während in Italien vor allem die Putenmast Opfer der Krankheit wurde, waren in Frankreich die Entenzüchter betroffen. Auch in Spanien und Portugal wurden diverse Ausbrüche gemeldet wie auch in Großbritannien, wo gleich mehrere Geflügelarten stark betroffen waren. In Deutschland waren es im Wesentlichen Legehennen-Betriebe, doch gab es auch Ausbrüche bei Gänsen und Puten. Laut ECDC wurden während der Vogelgrippesaison 2021/2022 etwa 48 Millionen Tiere in Zuchtbetrieben in Europa gekeult.

In Deutschland stellt die Vogelgrippe vor allem für den ausschließlich auf Helgoland brütenden Basstölpel ein Risiko dar. Sollte diese Kolonie der Krankheit zum Opfer fallen, wäre der Basstölpel in Deutschland ausgestorben. Vogelarten mit einer geringen Reproduktionsrate sind ebenfalls stärker durch die Vogelgrippe gefährdet oder solche Vögel, die sich über infiziertes Fleisch anstecken können, wie etwa Greife.

 

Foto: Symbolbild Pixabay