Quo vadis Osterhase?

Derzeit wird es wieder überdeutlich: Längst wohnen in Deutschland mehr Oster- als Feldhasen. Ein Grund mehr, darüber nachzudenken, was wir Jäger dagegen tun können. Denn mit buchstäblich
langen Zähnen sitzt Meister Lampe vielerorts in der S(ackg)asse.

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Karwoche und Ostern bilden die höchsten kirchlichen Feiertage im Jahr. Gleichzeitig kehrt in Deutschland überall die Farbe zurück ins Leben, ein sonniger Frühling versöhnt Tiere und Menschen mit dem langen, harten Winter. Die Jahreszeit legt sich wie ein schützender Schleier über Brut- und Aufzuchtszeit, das Wild kann endlich wieder friedlich äsen, zumal ihm in der Schonzeit kaum Gefahr droht. 

Wir Menschen haben solche Probleme nicht im Gegenteil: Kaum ist mit Weihnachten die Busy Season in zahlreichen Fresswarenabteilungen überstanden, rufen Konsumgüterhersteller schon wieder zum Kampf gegen den Schoko-Jeeper auf. Dabei scheint den Fabrikanten jedes Mittel recht: Nachdem Knecht Ruprecht und Co. schon vor Jahrzehnten zu Brause-Weihnachtsmännern degradiert worden sind, hat auch der Osterhase längst den Dienst als Freelancer bei der Kirche quittiert und wechselte in die freie Wirtschaft. Dort gilt sein Arbeitsplatz als gesichert, so richtig ranklotzen muss er nur einmal im Jahr und, ist der Job erledigt, gibt´s reichlich schokoglasierte Schmunzelküsse und leuchtende Kinderaugen zum Dank. 
Eine Lebenssituation, von der seine wilden Verwandten nur träumen können. In einem Bermudadreieck aus intensiver Landwirtschaft, Beutegreifern und Klimawandel sind die Besätze in den letzten Jahrzehnten stark geschrumpft. So werden heute etwa 160.000 weniger Hasen von Jägern erlegt als Füchse! Die Langohren reagieren empfindlich auf jede Veränderung bei Flächennutzung, Wetter und natürlichen Feinden. Wo Hasen früher Klee, Wildkräuter und Karotten mümmeln konnten, da stehen heute zumeist Weizen oder monotone Maisschläge. 
Dass in Deutschland neben vielen geringen Hasenpopulationen auch noch stattliche existieren, ist zuvorderst ein Verdienst besonnener Jäger. Diese müssen auch jetzt wieder dafür sorgen, dass Hecken wie Oasen in ausgeräumten Feldern stehen, Junghasen nicht ausgemäht werden und natürliche Feinde nicht Überhand nehmen. Denn Ostern ist ein guter Anlass, daran zu denken, dass ein echtes Hasenleben nicht nur Schokoladenseiten hat. (lb)