Polen entdeckt fast 300 illegale Abflüsse in die Oder

Fast 300 illegale Abflüsse in die Oder wurden nach Untersuchungen der Ursachen für das Fischsterben nun auf polnischer Seite entdeckt.

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Fast 300 illegale Abflüsse in die Oder wurden auf polnischer Seite entdeckt. (Foto: Pixabay)

Nach dem Fischsterben in der Oder und den dazugehörigen Untersuchungen wurden nun 282 illegale Abflüsse entdeckt. Die Abflüsse in den Fluss sind allesamt ohne Genehmigung und wurden der zuständigen Polizei im Nachbarland gemeldet. In der Oder wurden auf polnischer und deutscher Seite in den vergangenen Wochen Hunderte Tonnen toter Fische entdeckt. Wir haben bereits hier berichtet.

Erste Entdeckungen illegaler Abflüsse

Derzeit werde geklärt, von wo aus diese illegalen Abflüsse zur Oder gelegt wurden und wem sie gehören, sagte der designierte Chef der Wasserbehörde, Krzysztof Wos. Auf polnischer Seite wurden erste Entdeckungen des erhöhten Sterbens bereits Ende Juli getätigt. Auf deutscher Seite hingegen kam die Entdeckung am 9. August auf. Die Gründe waren bislang ungeklärt. Die deutschen Behörden werfen Polen vor, sie zu spät informiert und damit die Suche nach der Ursache erschwert zu haben.

Brandenburg ist der Lösung auf der Spur

Wie das Forum Natur Brandenburg in einer Pressemitteilung aufklärt, hat das Landeslabor Berlin/Brandenburg in Wasserproben aus der Oder erhöhte Werte von 2,4 Dichlorphenoxyessigsäure nachgewiesen. Die Substanz kommt auch in Unkrautbekämpfungsmitteln zum Einsatz. In einer am 9. August – mit Beginn des Fischsterbens – in Frankfurt (Oder) genommenen Wasserprobe wurde 2,4-D in einer Konzentration von 9,14 μg/l nachgewiesen. Der Wert überschreitet den zulässigen Grenzwert um das 8,8-fache, ist in der Konzentration aber nicht toxisch. Die dazu veröffentlichte Meldung des Brandenburgischen Umweltministeriums bezeichnete Polens Umweltministerin Anna Moskwa am 20.08.2022 als „Fake-News“ und stellt sie als einen Angriff auf die polnischen Landwirte dar.

Worte in der Pressemitteilung des Forum Naturs

Die bisherige Ursachenforschung des Fischsterbens legt nahe, dass auf polnischer Seite Genehmigungen von illegalen Abflüssen bzw. Einleitung in die Oder leichtfertig erteilt bzw. diese geduldet wurden. Bereits im Jahr 2004 wurde auf private Initiative hin entlang der Oder dazu recherchiert. Rund 25 km nordöstlich von Breslau wurde man fündig. In unmittelbarer Nähe zu einem Chemieunternehmen wies das Wasser eines in die Oder mündenden Grabens starken Phenolgeruch auf. In einer vor Ort entnommenen und in einem deutschen Labor untersuchten Wasserprobe wurde damals ebenfalls die Substanz 2,4-D mit einer Konzentration von 2,157 mg/l (1mg = 1000 μg) nachgewiesen.