„Der Wolf genießt bei uns keine Akzeptanz“

Mehrere Bauernverbände fordern nun ein Umdenken im Umgang
mit dem Wolf in Brandenburg. Auch Einzelabschüsse sind für die Betroffenen ein
zulässiges Mittel. Doch die Fronten scheinen verhärtet.

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Wenn Edmund Stoiber noch in den Niederungen der Landespolitik tätig wäre, dann dürfte er nun seine helle Freude haben. In einem Positionspapier einiger Brandenburger Bauernverbände ist doch tatsächlich vom „Problemwolf“ die Rede. Viel mehr erfreuliches steht allerdings nicht darin. 

Die Fronten in diesem Konflikt scheinen verhärtet. Auslöser der Petition war die erstmalige Tötung von Rindern durch Wölfe Mitte vergangenen Jahres bei Welzow. Bis dahin waren den in Deutschland lebenden Raubtieren ausschließlich Schafe zum Opfer gefallen. Im Süden Brandenburgs hat sich nun ein eigenes Wolfsrudel fest etabliert, das entstehungsgeschichtlich auf die mittlerweile etwa 50 Tiere umfassende Population in Sachsen zurückgeht. 
„Das Großraubtier Wolf genießt bei den Tierhaltern und der ländlichen Bevölkerung in den Wolfsgebieten keine Akzeptanz“, sagt Holger Brantsch vom brandenburgischen Bauernverband. Petra Rösch, betroffene Viehhalterin aus Welzow, musste im Mai 2010 mit sieben Kälbern einen teuren Tribut an die Grauhunde zollen. Erst für zwei der Rinder sei sie bisher finanziell entschädigt worden. Die Schutzmaßnahmen für die Angriffsprävention werden bis dato vom Land Brandenburg nicht finanziell erstattet. „Die haben uns eine Rolle Flatterband in die Hand gedrückt. Eine Rolle – das war ein Witz.“ 
Das Positionspapier der Kreisbauernverbände dürfte auf erbitterten Widerstand bei NABU und Tierschützern stoßen. So fordern die Landwirte etwa eine Festlegung der Wolfspopulation, die Entnahme von „Problemwölfen“, den vollständigen finanziellen Schadensausgleich sowie die Umkehr der Beweislast bei Wolfsattacken. 
Katharina Weinberg, Landesgeschäftsführerin des NABU Brandenburg äußerte sich dazu kritisch: „Der Landesbauernverband macht sich zum Anwalt einer so nicht existierenden Wolfsgegnerschaft.“ Und auch von Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) werden sich die Landwirte wohl im wahrsten Sinne des Wortes keine „Schützenhilfe“ erwarten können. Diese gab zu Protokoll, dass die Tierhalter „lernen müssen, wieder mit dem Wolf zu leben.“