Blattjagd – Tipps und Tricks für die Jagd auf den roten Bock

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Was gilt es bei der Blattjagd zu beachten - wie ist man besonders erfolgreich? © Fotos: Josef Melcher

JOSEF MELCHER hat bereits zahlreiche Gäste im In- und Ausland auf den roten Bock geführt. Uns hat er Tipps zur Blattjagd verraten, die in keinem Lehrbuch stehen.

1. Welche Plätze und welche Böcke sollte ich zur Blattzeit ansteuern?

Grundsätzlich sollte man alle Plätze ansteuern, da man nicht weiß, was einem springen kann. Sowohl Abschussböcke als auch reife alte Böcke können einem passend kommen. Sollte ich zu Beginn der Schusszeit einen bestätigten Rehbock nicht erwischt haben, so stehen die Chancen in der Blattzeit gut, ihn noch zu erlegen. Die Plätze mit guten, bestätigten Böcken sollte man sich jedoch für den perfekten Zeitpunkt vorbehalten, wenn man merkt, dass die Böcke richtig gut springen. Es gibt zwar auch wirklich alte Böcke, die oft aufs Blatt springen, es gibt aber auch wieder andere, die einem einmal oder gar nicht erst springen.
Sei es, weil der Wind gekippt ist oder der Ton nicht gepasst hat oder aus anderen Gründen. Gerade bei alten Böcken besteht immer die Gefahr, diese langfristig zu verblatten. Darum sollte man nie zu früh blatten, denn Rehbrunft und Blattzeit sind zwei Paar Schuhe. Die Rehbrunft beginnt Anfang/Mitte Juli und die gute Zeit zum Blatten beginnt Anfang August und reicht bis Mitte des Monats. Wer in den letzten Juliwochen herummusiziert wie ein Weltmeister, hat bis zur eigentlichen Blattzeit die meisten Böcke schon verblattet und geht dann oft leer aus.

2. Wie blatte ich am besten, in welcher Reihenfolge und wie lange bleibe ich auf dem Stand?

Solange ich merke, dass die Rehböcke noch dicht bei den Geißen stehen – das ist Anfang August noch durchaus der Fall – verwende ich meist als Erstes einen Kitzfiep. Ganz oft springt die Geiß dann mit dem Rehbock, der Bock kommt aber häufig auch alleine, um nachzuschauen. Er springt nicht hochrasant, kommt aber nachschauen, was im Einstand los ist. Kitzfiep und Angstgeschrei funktionieren hier, um den Bock zum Zustehen zu bringen.
Danach würde ich mit einem normalen Geißfiep weitermachen und mein Blattkonzert dann nahezu immer mit einem Sprengfiep beenden.

3. Wie wähle ich den Platz für die Blattjagd und wie bereite ich ihn vor?

Solange es die Tageszeit und die Hitze zulassen, blatte ich auf den offenen Flächen. Dann gehe ich diese Plätze erst wieder gegen Spätnachmittag an. In der Mittagshitze blatte ich hingegen am liebsten im kühleren Wald. Zudem versuche ich, dem Einstand des Bockes so nahe wie möglich zu kommen. Ein Platz im Dunkeln ist perfekt, da man sich dort auch ohne große Tarnung sehr gut bewegen kann.

„Wer bei der Blattjagd nicht beherzt und rasch anspricht und seine Chancen nutzt, geht oft leer aus.“

Wenn ich tatsächlich an einem absoluten Megaeinstand sitze, beginne ich bereits im Vorfeld damit, den Platz vorzubereiten. Dazu stecke ich einige Äste rings um den Blattstand in die Erde und befreie den Boden von Laub und trockenem Gras. Ich weiß nie, wo der Rehbock springt – er kann auch plötzlich hinter mir auftauchen. Meistens arbeite ich dabei im Wald auf kurze Entfernungen mit einem Dreibein. Bei weiteren Entfernungen verwende ich ein „Fünfbein“ aus Karbon mit Zweipunktauflage.

Ich blatte auch vom Hochstand aus, die Aussage, dass Böcke Hochsitze meiden, weil sie die Höhe der Blattgeräusche einschätzen können, hat sich für mich nicht bestätigt. Ist ein Bock bestätigt, gehört der Weg dorthin sowie der entsprechende Platz ausgesputzt und freigefegt. Man kommt leiser auf den Stand und auch wieder zurück. Manchmal genügen auch schon ein kleiner Tarnschirm oder ein paar Äste, um den Blattstand ausreichend zu verkleiden.

Rückblickend betrachtet springen die meisten Böcke in den ersten fünf Minuten aufs Blatt. Oft dauert es jedoch auch 15 Minuten und mehr, bis ein Bock den Blattlauten folgt. Wenn man Böcke beobachtet, springen sie manchmal, verhoffen dann für rund 10 Minuten, und dann ziehen sie ganz langsam weiter. Die Untergrenze für das Warten auf dem Stand liegt also bei mindestens 20 Minuten. Manche Böcke kommen allerdings auch erst nach 30 Minuten oder später. Das mag auch daran liegen, dass sie im Bereich ihres Einstandes umherziehen und dann plötzlich das Fiepen vernehmen.

 

Die Blattjagd lässt sich bei traumhafter Kulisse besonders genießen.

4. Wie schaut der perfekte Tag für die Blattjagd aus?

Es ist nicht jeder Tag gleich. Entscheidend ist die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur als solche ist es nicht und die Tageszeit auch nicht. Meiner Meinung nach ist es ein Zusammenspiel aus Luftdruck und Luftfeuchtigkeit. Mittlerweile spüre ich beim Weg ins Revier schon, ob es laufen wird oder nicht. Eigentlich ist das Gefühlssache, die heiße Phase kann oft binnen Minuten anfangen. Meist verändern sich Luftdruck und Feuchtigkeit etwas, man fühlt sich selbst ein bisschen wacher, die Luft ist etwas klarer – und dann läuft es plötzlich. Da hat man mehrere Plätze geblattet, komplett ohne Erfolg, und dann rennen einen plötzlich sieben Böcke um.

5. Was, wenn der Bock springt und ich die Chance nicht nutzen kann? Springt der Bock auch erneut?

Es gibt Böcke, die in solchen Situationen zwei- oder dreimal hintereinander springen. Wenn der Rehbock zu schrecken beginnt, sind mir ganz viele Böcke schon zurückgekommen, wenn ich zurückgeschreckt habe. Wenn der Bock einen gesehen hat, lohnt es sich jedoch, ihm ein bisschen Abkühlfrist zu geben und ein oder zwei Tage später nochmals anzugreifen. Dann breche ich ab und verwende beim nächsten Versuch einen anderen Blatter. Den entsprechenden Blatter wähle ich je nach Platz – leiser für den Wald sowie deutlich lauter für das offene Feld.

6. Welche Ausrüstung muss in der Blattzeit mit, ist ein Repetierer oder eine kombinierte Waffe sinnvoller?

Ich verwende entweder ein Vierbein für weite Distanzen oder einen flexibleren Zielstock für den Nahbereich. Ein Sitzstock und ein dünnes Tarnnetz mit großen Klammern sind super, um sich spontan einen Blattstand in der Nähe des Einstandes zu bauen. Je nach Entfernung kommt noch ein Fernglas mit.
Dadurch, dass die Böcke rasant angeflogen kommen und oft nicht breit stehen oder durch den dichten Bewuchs ankommen, bietet der Repetierer für einen schnellen Folgeschuss die beste Option – wenngleich die Kipplaufwaffe natürlich sehr edel ist. Angesprochen wird gerade in engen Einständen immer durchs Zielfernrohr, der Griff zum Fernglas kostet wertvolle Zeit. Geschosse und Kaliber sollten Reserven bieten und so gewählt sein, dass sie nicht von der kleinsten Vegetation abgelenkt werden.

Was sind die 5 größten Fehler?

Verblatten: Ende Juli schon wie die Volksoper dort aufzuspielen, wo ein starker, bestätigter Bock steht. Solche Plätze sollten den „großen Tagen“ vorbehalten bleiben!

Aufmerksamkeitsdefizit: Wenn man zu zweit ist und beide in dieselbe Richtung schauen, verpasst man viele Böcke. Und man sollte auch auf andere Wildarten gefasst sein – von Raubzeug bis hin zu Sauen und Rotwild kann alles vom Blatter angelockt werden.

Zögern: Nicht zögerlich schießen! Wer bei der Blattjagd nicht beherzt und rasch anspricht und zügig schießt, vertut gute Chancen.

Schlechter Wind: Schlechter Wind ist der Tod beim Blatten. Passt der nicht, sollte man den Platz auslassen.

Ungeduld: Kurz mal blatten und dann weiterrennen ist zwar ein verbreitetes Phänomen, rettet aber vielen Böcken das Leben.