Saugatter in Deutschland: Üben für den Ernstfall

Wie läuft die Arbeit in einem Saugatter in Deutschland genau ab?

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Wie läuft die Arbeit in einem Saugatter in Deutschland genau ab? © Kim Trautmann

Saugatter sind wichtig für die Hundeausbildung, doch was passiert im Schwarzwildgatter eigentlich genau? Gattermeister MARTIN BALKE hat die Antworten zur Arbeit mit dem Saugatter in Deutschland.

Schwarzwildübungsgatter sind heute wohl so unabdingbar wie noch nie. Denn angesichts der Gefahren eines ASP-Ausbruchs hat die verschärfte Bejagung an Relevanz gewonnen. Da weder Nachsuche noch Gesellschaftsjagden ohne brauchbare, und vor allem an Schwarzwild eingearbeitete Hunde, tierschutzgerecht möglich sind, ist das Schwarzwildübungsgatter alternativlos.

Einen Hund an Wildschweinen arbeiten zu lassen, der diese wehrhafte Wildart nicht kennt, geschweige denn arbeiten kann, ist in höchstem Maße tierschutzwidrig und wäre sowohl für den eingesetzten, ungeeigneten Hund als auch für das betroffene Stück Wild Tierquälerei. Es bestünde ein extrem hohes Verletzungsrisiko. Das Wild könnte außerdem nicht ohne unnötige Schmerzen und Leiden rasch zur Strecke gebracht werden.

Saugatter in Deutschland: Lösung für die Mammutaufgabe ASP?

Doch auch in einem ganz anderen Kontext sind gute Übungsgatter unentbehrlich geworden. Denn auch ASP-Kadaversuchhunde müssen für den Ernstfall üben. Und das, je nach landesrechtlichen Vorgaben, nicht wegen des direkten Kontakts mit Schwarzwild, sondern vor allem wegen des Vermeidens desselben. Die Hunde sollen nämlich zuverlässig den Kadaver eines verendeten Stücks finden, ohne sich dabei von der Witterung gesunden Schwarzwildes verleiten zu lassen. Hier wird, ganz anders als bei der klassischen jagdlichen Ausbildung, kein besonnener, überlegter Umgang mit den Sauen und auch kein Stellen verlangt, sondern im Gegenteil völlige Gleichgültigkeit gegenüber dem Schwarzwild. Bei der Übung im Gatter suchen die Hunde ein präpariertes Stück Schwarte oder einen Knochen.

Für die Seuchenprävention haben also beide, die klassische jagdliche Ausbildung und die Ausbildung zum ASP-Kadaver-Spürhund, einen sehr hohen Stellenwert. Sind sie doch, abgesehen von teuren und oft kaum wirklich realisierbaren Zäunen, das einzig wirksame Mittel, um die Ausbreitung der Schweinepest einzudämmen.

Ohne gut ausgebildete und regelmäßig trainierte Suchhunde lassen sich ASP-Ausbrüche und Seuchenherde nicht finden und eindämmen. Ohne brauchbare Jagdhunde, die den Einsatz am Schwarzwild gewohnt sind, lassen sich keine waidgerechten Jagden durchführen und Schwarzwildbestände aus Gründen der Prävention tierschutzgerecht absenken. Es zeigt sich also: Die Arbeit im Saugatter in Deutschland ist und bleibt höchstrelevant.

Wie sind die Abläufe im Saugatter in Deutschland?

Soll ein junger Hund an die Arbeit am Schwarzwild herangeführt werden, so erfolgt dies in vier einfachen Schritten. Bei diesen steht allerdings nicht nur der Hund im Fokus. Vor allem auch das Verhalten und die Einschätzungsgabe des jeweiligen Hundeführers stehen im Vordergrund.

4-Phasen-Ausbildung

Anzuwenden vor allem bei jungen, unerfahrenen, in Ausbildung befindlichen Jagdhunden. Der Hundeführer nimmt mit seinem Hund wenigstens an 3 Übungstagen innerhalb von 4 Wochen teil.
Vorteil: systematische Einarbeitung des Jagdhundes mit hoher Erfolgsquote.

Gliederung der Ausbildung (Übungen) in 4 Phasen:

1. Schritt
Der Hund wird an langer Feldleine bis auf Sicht an Schwarzwild herangeführt. Übungsziel: Interesse an SW wecken, der Hund lernt lautes Arbeiten an Sauen, Hund lernt, dass SW wehrhaft ist und nicht immer flüchtet.

2. Schritt
Sichtig an SW geschnallter Hund mit HF-Unterstützung.
Übungsziel: weitere Stärkung oder Dosierung der Passion am SW. Hund lernt Ausweichen/Nachsetzen, lautes Jagen.

3. Schritt
Hund wird zur selbstständigen Suche/Arbeit geschickt und vom Hundeführer dabei unterstützt.
Übungsziel: Hund lernt weitgehend selbstständiges Finden/Arbeiten/Taktieren.

4. Schritt
Der Hund wird zur selbstständigen Stöberarbeit geschnallt. Übungsziel:
Hund findet innerhalb von 5 Minuten und arbeitet mindestens 3 Minuten am SW.

Tierschutzgerechter Saukontakt im Schwarzwildgatter

Die Konformität der Schwarzwildübungsgatter wird durch eine Stellungnahme der Tierschutzreferenten der Länder bestätigt: „Die Hundearbeit in Gattern ist nach Studien der TiHo Hannover bei strikter Beachtung der den Untersuchungen zugrunde liegenden Rahmenbedingungen zur Erlangung brauchbarer Jagdhunde nach heutigen Erkenntnissen als nicht tierschutzrelevant anzusehen.“ Um eine für Hund und Sauen stressarme Arbeit zu ermöglichen, gelten darum strenge Regeln für die Abläufe im Gatter.

Es arbeitet grundsätzlich immer nur ein Hund an der Sau bzw. den Sauen. Kein weiterer Hund befindet sich zur gleichen Zeit im Arbeitsgatter. Die erste Arbeit eines Hundes im Gatter dient der Feststellung seines Grundverhaltens. Dabei hat sich bewährt, den Hund angeleint sichtig an Sauen zu bringen.
Die Begegnung zwischen Hund und Sau ist auf 5 Minuten limitiert und ist dann abzubrechen. Hunde, die sich nicht von der Sau abrufen oder abnehmen lassen, können für die Ausbildung im Gatter zurückgestellt bleiben, bis sich ihr Gehorsam gefestigt hat. An einer Sau oder Sauengruppe wird maximal mit 6 Hunden am gleichen Tag nacheinander geübt oder geprüft. Es kann eine zweite Übungseinheit nach einer Ruhezeit von mindestens zwei Stunden folgen.

Bei Stresszeichen von Sau und/oder Hund sowie bei einer anhaltenden einseitigen Überlegenheit wird die Arbeit vom Gattermeister oder Übungsleiter abgebrochen. Hunde, die mit Selbstgefährdung an der Sau agieren, werden sofort bei der Arbeit abgebrochen.
Bei Verletzungen von Hund oder Sau leistet der Gattermeister Erste Hilfe und entscheidet über Hinzuziehung des Tierarztes (in Rufbereitschaft).
Im Gatter finden keine Leistungsvergleiche von Hunden verschiedener Hundeführer oder Hunderassen statt. Die Gatter dienen lediglich dem Lernen und der Prüfung auf jagdliche Brauchbarkeit zur Schwarzwildjagd. Hunde, die nach 5 Übungseinheiten keine Leistungsverbesserung zeigen, müssen ausscheiden.

Hundeführer, die den Anordnungen des Gattermeisters nicht Folge leisten, werden von der Arbeit im Gatter ausgeschlossen.

Wie ist ein Saugatter in Deutschland aufgebaut?

Das Schwarzwildgatter ist grundsätzlich in zwei Hauptbereiche unterteilt: das Hauptgatter und das sogenannte Ruhegatter. Die Kompetenzgruppe Schwarzwildgatter hat dazu folgende Grundregeln formuliert:
Die beiden Gatterteile müssen sicher voneinander getrennt sein. Sind mehrere Saungruppen im Gatter, die nicht miteinander kompatibel sind, so werden dementsprechend mehrere Ruhegatter benötigt.
Diese fungieren als Rückzugsort für die Sauen. Hier wird nie mit den Hunden gearbeitet, sodass die Tiere absolut ungestört sind. Da Sauen soziale Tiere sind, sollte auch jedes Ruhegatter grundsätzlich mit mehreren Tieren besetzt sein. In puncto Fläche sind hier 2000 bis 5000 m² pro Sau gängig. Hier ist ausreichend Deckung für die Schwarzkittel erforderlich, zudem sollte das Ruhegatter mit einem Unterstand, einer Suhle, einer Salzlecke versehen sein. Auch eine regelmäßige Frischwasserzufuhr ist ein Muss für diesen Bereich. Auch ein Futterhaus wird bei häufig schlechter Witterung empfohlen.

Das Arbeitsgatter

Auch für die Anforderungen an das Arbeitsgatter hat die Arbeitsgruppe Schwarzwildgatter entsprechende Rahmenbedingungen vorgegeben. Darin heißt es: „Sowohl für Übungen, Brauchbarkeitsprüfung als auch Leistungszeichen sollten die Arbeitsgatter darum ähnlich aufgebaut sein. Das Gatter soll ca. 2 ha groß sein, mindestens 1,5 ha und höchstens 3 ha. Das Verhältnis von Deckung und Freifläche sollte etwa 2/3 zu 1/3 betragen. Zur Grundausstattung gehören Suhle, Malbaum und Salzlecke. Eine Erste-Hilfe-Ausrüstung für Mensch und Hund muss obligatorisch vorhanden sein. Zur Absicherung eines optimalen Übungs- und Prüfungsablaufs kann eine stabile jagdliche Einrichtung für Beobachter hilfreich sein.“

Prägungskorridor

Und auch der sogenannte Prägungskorridor ist ein zentrales Element des Schwarzwildgatters. Wenngleich der Hund hier keinen direkten Kontakt zum Schwarzwild hat, ist es nahezu unentbehrlich, um den Hunden einen sicheren Start ins Jägerleben zu ermöglichen und sie langsam an die neue, wehrhafte Wildart heranzuführen.

Gerade während der ersten 5–10 Monate eignet sich dieser Prägungskorridor optimal für die Junghunde. Dafür empfiehlt die Kompetenzgruppe eine Breite von 4–6 m und eine Länge von 40–80 Metern. Entweder soll sich dieser im Außenbereich des Gatters oder zwischen dem Ruhe- und dem Arbeitsgatter befinden.

Die Junghunde können so behutsam erste Berührungspunkte mit dem Schwarzwild erarbeiten. Besonders geeignet ist dafür erfahrenes und ausgeglichenes Schwarzwild. Immer unter Aufsicht und immer mit sicherem Abstand durch den Zaun zwischen Sau und Junghund.

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