Flintenschießen: Sicher Treffen mit der richtigen Technik

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Wer Flintenschießen lernen will, sollte auf die richtige Technik setzen. Doch was gilt es zu beachten? © Marvin Rodriguez

Flintenschießen will technisch richtig ausgeführt sein. CPSA Senior Coach im Flintenschießen JAKOB RÖDER beleuchtet die richtige Körperhaltung, die besten Techniken und die Entspannung.

Flintenschießen lernen: Was sollte man beachten?

Beobachtet man die Profis bei Wettbewerben, fällt eines sofort auf: Es sieht kinderleicht und relaxed aus. Die wenigsten erfolgreichen Schützen verkrampfen oder spannen ihre Körper übermäßig an. Wie stehen wir eigentlich beim Schießen? Beim Rechtshänder zeigt der linke Fuß in Richtung Tötungspunkt, der rechte Fuß steht in etwa Schulterbreit im 60 Grad Winkel. In korrekter Haltung sollte es der Hüfte möglich sein, nach dem Schuss weiter zu rotieren, um den Schwung zu Ende führen zu können. Man sollte während der gesamten Schwungbewegung stabil, ausgewogen und komfortabel stehen. Das Lehrbuch der CPSA empfiehlt eine Gewichtsverteilung von 60/40 – linkes Bein / rechtes Bein beim Rechtsschützen, die Hüfte leicht nach hinten und den Oberkörper leicht nach vorne geneigt. Das Kinn zeigt locker in Richtung Brustbein. Die Haltung ähnelt der eines Boxers.

Bei Anfängern wird oft die „Biathlonhaltung“ beobachtet. Diese, aus dem statischen Schießen kommende Haltung, birgt in der Bewegung wenig Stabilität und ist für den Flintensport ungeeignet. Die linke Hand hält den Vorderschaft – die rechte den Pistolengriff der Flinte. Oft gesehen ist ein ausgestreckter Zeigefinger der linken Hand am Vorderschaft. Die Flinte wird so zum verlängerten Deutfinger und zeigt hinter, auf bzw. vor das Ziel – je nach genutzter Technik. Legt man den Daumen der linken Hand neben die Schiene an den Lauf, blockiert dieser die Sicht des linken Auges und kann helfen, das Führungsauge zu fördern. Schultern sollten nicht hochgezogen oder angespannt werden. Oft passiert das automatisch, um einen schlecht passenden Schaft zu kompensieren.

Flintenschießen: Pull Away oder CPSA-Method

Eine beliebte Methode, um Novizen das Schießen auf bewegte Ziele beizubringen, ist die Pull Away oder CPSA Method. Die Flugbahn eines sich bewegenden Ziels, von der Position des Schützen aus gesehen, beeinträchtigt Linie, Höhe, Winkel und Geschwindigkeit. Um erfolgreich das Ziel zu beschießen, müssen diese bewertet und eine Bewegung erzeugt werden, die diese Parameter widerspiegelt. Das menschliche Auge und Gehirn sind durch die Evolution so konditioniert, dass es uns leichtfällt, ein Ziel mit dem Auge zu verfolgen. Es fällt uns in der Regel ebenfalls leicht, auf ein sich bewegendes Objekt zu deuten. Was wir beim Schießen lernen müssen, ist die Fähigkeit, mit der Flinte im richtigen Abstand vor das Objekt zu deuten und zu schießen.

Die Pull Away Methode gliedert sich wie folgt:

1. Visueller Aufnahmepunkt (Visual Pick-Up Point – wo sehe ich die Wurfscheibe/Ziel zuerst als ganzes Objekt)

2. Gewehrhaltepunkt (Gun-Hold Point – Abstand zwischen visuellem Aufnahmepunkt und der Zeit in welcher man auf das Ziel Anschlagen kann)

3. Deuten auf das Ziel (Lock-On)

4. Auf der Wurfscheibe/Ziel Mitschwingen (Move With It)

5. Nach vorne von der Wurfscheibe/ Ziel lösen und schießen (Pull Away and Shoot)

6. Schwung zu Ende führen/Weiterschwingen (Swing On – um ein Langsamerwerden des Gewehrs zu vermeiden)

7. Waffe aus dem Anschlag nehmen und entladen (Gun Down and Unload)

Diese Methode eignet sich für viele Parcours und jagdliche Ziele. Gerne wird diese Methode auf Crosser angewendet. Um diese Tech- nik zu schießen sind zwei Geschwindigkeiten des Gewehrs nötig. Einmal passt man die Geschwindigkeit der Flinte dem Ziel an (Lock On) – dann beschleunigt man das Gewehr in einer ruhigen, kontrollierten Bewegung vor das Ziel. Swing Through und Maintained Lead haben eine konstante Geschwindigkeit.

Maintained Lead

Auch beim Maintained Lead sucht man sich einen visuellen Aufnahmepunkt, einen Gewehrhaltepunkt und eine Tötungszone. In der Regel ist der Gewehrhaltepunkt weiter vom visuellen Aufnahmepunkt entfernt als bei Pull Away, da das Gewehr im richtigen Vorhaltemaß vor die Wurfscheibe/ das Ziel gebracht wird.

Auch diese Methode kann man in mehrere Teilbereiche untergliedern:

1. Visueller Aufnahmepunkt (Visual Pick-Up Point – wo sehe ich die Wurfscheibe/Ziel zuerst als ganzes Objekt)

2. Gewehrhaltepunkt (Gun-Hold Point – Abstand zwischen visuellem Aufnahmepunkt und der Zeit in welcher man VOR das Ziel Anschlagen kann)

3. Anschlag vor die Wurfscheibe/Ziel Vor der Wurfscheibe/Ziel mitschwingen und schießen

4. Schwung zu Ende führen/ Weiterschwingen (Swing On – um ein Langsamerwerden des Gewehrs zu vermeiden)

5. Waffe aus dem Anschlag nehmen und entladen (Gun Down and Unload)

Einer der großen Vorteile dieser Technik ist, dass einem Ziele deutlich langsamer vorkommen. Sie eignet sich hervorragend für spitz abgehende Ziele, Looper und Crosser. Wahrscheinlich nicht die beste Technik für unberechenbare Ziele (hüpfende Rollhasen), weil ein Reagieren bei vorgehaltenem Gewehr schwierig ist.

Swing Through

Auch bei dieser Methode sind mehrere Punkte nötig. Visueller Aufnahmepunkt, Gewehrhaltepunkt und Tötungszone. Das Gewehr wird diesmal hinter der Wurfscheibe/Ziel eingesetzt und in einer Bewegung – schneller als die Taube – „durch“ das Ziel geschwungen. Das Vorhaltemaß ergibt sich durch die Geschwindigkeit des Schwungs. Je schneller das Gewehr bewegt wird, umso größer das Vorhaltemaß. Aufgliedern kann man diese Methode in folgende Punkte:

1. Visueller Aufnahmepunkt (Visual Pick-Up Point – wo sehe ich die Wurfscheibe/Ziel zuerst als ganzes Objekt)

2. Gewehrhaltepunkt (Gun-Hold Point – Abstand zwischen visuellem Aufnahmepunkt und der Zeit in welcher man HINTER das Ziel Anschlagen kann)

3. Anschlag hinter die Wurfscheibe/Ziel

4. Durch die Wurfscheibe/Ziel schwingen und schießen

5. Schwung zu Ende führen/Weiterschwingen (Swing On – um ein Langsamer werden des Gewehrs zu vermeiden)

6.Waffe aus dem Anschlag nehmen und entladen (Gun Down and Unload)

Die Swing Through Technik eignet sich für viele Arten von jagdlichen und sportlichen Zielen. Oft wird Swing Through zwangsläufig verwendet, nämlich immer dann wenn der Gewehrhaltepunkt zu nah am visuellen Aufnahmepunkt des Ziels ist und man zu wenig Zeit hat auf oder vor die Wurfscheibe/ Ziel anzuschlagen.

Entspannung: Kann Flintenschießen meditativ sein?

Obgleich Schießen eigentlich Stress für den Körper ist, kann es doch auch als Entspannung – ja fast meditativer Sport wahrgenommen werden. Viele unserer Kunden kommen zum Entspannen zu uns. Wenn einmal der Bewegungsablauf im Unterbewusstsein verankert ist, kann man beim Schießen tatsächlich abschalten. Ein 100 Tauben Wettkampf kann schon mal eine Woche Urlaub ersetzen – wenn man es zulässt. Das geht nicht von heute auf morgen – aber mit der richtigen Anleitung ist das für jedermann möglich. Flintenschießen darf Spaß machen!

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