Revierfahrzeug – was der Jäger wissen muss

Was für ein Auto soll man sich als Jäger anschaffen? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn es bleibt immer offen, ob es ein reines Revierfahrzeug oder eher ein Kompromiss zwischen Revierkarre und Alltagsfahrzeug werden soll. Dabei unterscheiden sich auch noch die persönlichen Anforderungen, was ein Alltagsfahrzeug mitbringen muss.

Aufmacher Jäger

Abseits der Wege beginnt das Revier. Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge/Uli Sonntag

Allrad, Zweirad, …

Je nach Revierverhältnissen grenzt sich die Antriebsart relativ schnell ein. Ein Allradantrieb ist eigentlich unumgänglich, wenn es ein ernsthafter Revierbegleiter werden soll. Auch wenn das eigene Revier vielleicht nur aus super ausgebauten Joggingwegen besteht, so fährt man vielleicht doch einmal abseits der befestigten Pfade. Bei einer Drückjagd- oder anderen Jagdeinladung das Auto vor dem vielleicht nicht so gut erschlossenen Revier des Gastgebers stehen lassen zu müssen, wird einem vermutlich keine Folgeeinladungen bringen. Das alles spricht für den Allradantrieb. Ideal ist hierbei natürlich ein sich selbst zuschaltender Allrad, der sich spritsparend nur aktiviert, wenn er gebraucht wird. Moderne Allradsystem haben sich seit dem alten Hebel, der zwischen 2WD, 4WD, 4 LOW etc. unterscheidet, stark weiterentwickelt. Traktion und Drehzahl werden konstant ermittelt und die Motorkraft für den bestmöglichen Vortrieb im Gelände umverteilt.

Um auch im schroffen Gelände ans Ziel zu kommen, ist ein Allradantrieb Pflicht. Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge /Emir Haveric

Leistung muss sein

Wer ernsthaft ein Revier bewirtschaftet, der braucht Power. Da sind Anhänger mit Kanzelbaumaterial zu bewegen, mobile Jagdeinrichtungen umzusetzen und andere Lasten zu tragen. Einem alten Sprichwort nach ist Hubraum hierbei ja durch nichts zu ersetzen. Jedoch kommt dieser Spruch eher aus den USA, wo die Gallone Benzin immer noch erschwinglich ist. In deutschen Gefilden ist es da nicht ganz so leicht und die kosteneffizientesten Motoren sind sicherlich turboaufgeladene Dieselmotoren mit 2-3 Litern Hubraum. Solide Technik ist auf jedem Fall gegenüber hochgezüchteten Motoren zu bevorzugen. Auch das Drehmoment muss berücksichtigt werden. Wer doch einmal eine schwere fahrbare Kanzel umsetzen will, sollte mindestens auf 400 Newtonmeter, besser noch auf 500 Newtonmeter zurückgreifen können.

Bodenhaftung

Power ist gut, aber man muss sie auch auf die Straße oder den Waldboden bringen können. Nicht nur mit ihrem Profil tragen Reifen zu Geländegängigkeit bei. Je breiter die Gummiwalzen, desto höher ist die Auflagefläche auf weichem Untergrund. Auch sorgen größere Reifen für mehr Bodenfreiheit. Bei manchen Fahrzeugen kann man z.B. ohne große TÜV-Probleme etwas größere Reifen montieren und holt so 1-2 Zentimeter an Bodenfreiheit heraus. Beim Profil gilt es abzuwägen. Zu grobes Profil frisst unnötig Sprit und erhöht die Fahrgeräusche ungemein. Aber ein zu sehr auf Straßenverhältnisse abgestimmtes Profil rutscht oft schon auf feuchtem Gras an einer leichten Steigung weg.

Mit Abstand zum Ziel

Grip ist Pflicht, aber auch die Bodenfreiheit darf nicht vergessen werden. Wer einmal über Stock und Stein fahren will, möchte nicht am ersten Baumstumpf hängen bleiben. Wen man aufsitzt, hat man im Gelände meistens verloren. Zu hoch darf das Fahrzeug allerdings auch nicht sein, denn sonst steigt die Kippanfälligkeit und die Einstiegshöhe wird unbequem. Mit einer Bodenfreiheit von 20-24 cm ist man bei den meisten Revierfahrzeugen gut beraten. Einen Unterfahrschutz sollte das Jagdgefährt trotzdem haben, denn ab und an steht doch mal ein Ast oder Feldstein ungünstig nach oben.

Nach Maß

Der Radstand ist für Geländefahrten immer ein wichtiger Parameter. Der Abstand zwischen den Achsen ist entscheidend, um bucklige Pisten gut zu meistern. Kürzere Radstände sind hier zwar von Vorteil, jedoch geht ein kürzerer Radstand immer mit einem wesentlich kleineren Innenraum einher. Radstand ist aber nicht alles, denn die Fahrzeugüberhänge sind zu beachten. Relativ kurze Überhänge an Front und Heck ergeben gute Böschungswinkel. Es hilft wenig, wenn man die Wegböschung eigentlich gut meistert, aber durch lange Überhänge am Fahrzeug Frontschürze und Auspuff lädiert werden.

Die Breite eines Fahrzeuges ist nicht nur für die Wendigkeit wichtig. Ein schmaler Waldweg ist nun mal keine Kreisstraße. Mehr als 1,7 m Spurweite sollte ein Revierfahrzeug nicht haben, sonst gibt es oft nur unschöne Kratzer an den Kotflügeln.

Gerade bei kantigen Abfahrten sind kurze Überhänge wichtig. Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge/Uli Sonntag

Richtig Platz

Wer aktiv jagt, der weiß: es braucht eine Menge Ausrüstung und Werkzeug, um ein Revier ordentlich in Schuss zu halten. Laderaum ist unverzichtbar.

Der Kofferraum eines Jagdfahrzeuges sollte groß und mit pflegeleichtem Material ausgestattet sein. Oft werden stark riechende Substanzen wie Holzschutzmittel oder Buchenholzteer transportiert. Der erfolgreiche Jäger wird auch oft Wild mitnehmen. Wesentliche Probleme sind dabei einerseits die Verschmutzung des Innenraums und andererseits die Zeckenplage, die man sich ins Auto holt. Spätestens, wenn eine Zecke genüsslich langsam über den Tachobereich krabbelt, hört der Spaß auf. Goldstandard für den hygienischen Wildtransport ist daher eigentlich die Ladefläche eines Pick-ups. Dort kann das Wild sauber in Wannen gelagert werden und ggf. wird die Pritsche mit einem Rollo oder Cab abgedeckt. Heckträger funktionieren zwar auch, bieten aber mehr Angriffspunkte für die Verschmutzung des Wildes und reduzieren auch die Geländegängigkeit durch den erhöhten Überstand im hinteren Bereich.

Allgemein bietet ein Pick-up viele Vorteile in Bezug auf Transportkapazitäten und Möglichkeiten den Fahrgastraum sauber zu halten. Mit etwas Überstand können auch mal ein paar Stangen für den Hochsitzbau geworben werden.

Zur Erntejagd ist auch schnell ein Drückjagdbock auf der Ladefläche verzurrt und man kann hochmobil die Erntearbeiten im Revier begleiten. Die Ladefläche sollte bei einem 4-Sitzer schon mindestens 1,5 Meter betragen, um auch einen wirklichen Nutzen zu haben.

Mit einer großen Ladefläche kann man auch einmal schnell den heimischen Brennholzvorrat aufstocken. Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge /Emir Haveric

Was muss ein gutes Revierfahrzeug alles mitbringen?

Der Markt scheint zwar breit aufgestellt, doch täuscht das. Viele SUVs sind inzwischen nur noch etwas höher gelegte Stadtautos und lassen Arbeitstierqualitäten vermissen. Sucht man ein zuverlässiges Revierfahrzeug, dem man auch einmal etwas abfordern kann, wird es eng. Ein gutes Revierfahrzeug sollte neben Allrad auch einen durchzugsstarken Motor, der um die 400 Nm leistet, bieten. Moderne 4- oder 6-Zylinder Dieselmotoren sind trotz Elektrorevolution hier immer noch das Maß der Dinge. Ein großer Kofferraum, besser noch die Ladepritsche eines Pickups, sind eine große Erleichterung im täglichen Jagdbetrieb. Eine Bodenfreiheit von 20 cm aufwärts bringt einen zuverlässig an viele Stellen abseits der Wege.